Sie wollen Milch, Fleisch und Getreide aus dem Norden produzieren und vermarkten. Dafür sucht die Regionalwert AG Investoren. Rendite ungewiss

Hamburg. Mausi war von Anfang an dabei, Ulf auch. Die beiden kennen sich seit Jahren, haben 2012 auf dem Regionalmarkt in der HafenCity zwei Stände nebeneinander gehabt. Ulf Schönheim hat dort Lebensmittel aus der Region verkauft, Mausi hat Werbung für die Gründung einer Regionalwert AG in Hamburg und Schleswig-Holstein gemacht. Und obwohl Mausi die ganze Zeit nur rumgestanden hat, war Ulf Schönheim sofort begeistert. Denn das Projekt, für das das schwarzbunte Niederungsrind Mausi tierisches Aushängeschild war, überzeugte ihn sofort: Eine regionale Aktiengesellschaft, die an Bürger Aktien verkauft und das Geld direkt in Biolandwirte und Unternehmer der Ökobranche aus der Region investiert. Eine Art Wertschöpfungsverbund vom Acker bis zum Teller. Ökologisch, sozial und regional.

Mausis Besitzer, der Öko-Melkbur Hans Möller, gehört wie Ulf Schönheim zu den Gründungsmitgliedern der Regionalwert AG Hamburg. Insgesamt zehn Landwirte, Händler, Unternehmer und andere engagierte Bürger aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen sind bisher im Gründungsteam. Fast zwei Jahre lang haben sie den Start der Kapitalgesellschaft geplant, ein Konzept entwickelt, mit Beteiligten gesprochen, die Formalien erarbeitet und einige Informationsveranstaltungen organisiert. Jetzt ist es so weit: Zum 1. Juni soll die Regionalwert AG Hamburg offiziell gegründet werden – wenn die finanziellen Mittel stehen. Rund 200.000 Euro werden benötigt, 70.000 sind bisher zusammengekommen.

„Wir können es kaum erwarten, dass es endlich losgeht“, sagt Ulf Schönheim, der unermüdlich für die Idee wirbt und noch weitere Gründungsmitglieder sucht. Er ist hauptberuflich Pressesprecher bei einem großen Fondshaus, gibt diesen gut bezahlten Job jetzt jedoch für die Arbeit in der Regionalwert AG auf. „Das ist die großartigste Idee, von der ich gehört habe – und dafür will ich mich voll und ganz einbringen. Nicht nur nebenbei“, sagt Ulf Schönheim und erklärt das weitere Vorgehen.

Nach der Gründung will die Regionalwert AG Hamburg einen Wertpapierprospekt erstellen, der über Risiken informiert und durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geprüft werden muss. Voraussichtlich ab Januar 2015 sollen die ersten Aktien mit einem Nennwert von 500 Euro ausgegeben werden. Das Geld wird von der Regionalwert AG in ökologisch arbeitende Betriebe der Region investiert. Die Unternehmen verpflichten sich im Gegenzug, hohe soziale sowie ökologische Standards einzuhalten und sich untereinander möglichst viele Erzeugnisse abzunehmen.

„Auf diese Weise werden hochwertige Lebensmittel erzeugt und direkt in der Region vermarktet“, sagt Ulf Schönheim. In dem Wertschöpfungsverbund hätten alle dieselben Interessen: vom Aktionär über den Landwirt bis zum Händler.

„Wir wollen in erster Linie die Bürger der Region ansprechen, die die bäuerliche und ökologische Landwirtschaft vor der eigenen Haustür fördern wollen“, sagt Ulf Schönheim. Das Ziel der Regionalwert AG sei es, gesamtwirtschaftliche Rendite zu erzielen, das heißt: sozial, ökologisch und finanziell. „Die Aktien sind nichts für Renditejäger, sondern für unternehmerisch denkende Menschen, die ihre Region stärken wollen“, stellte Schönheim klar. Wann es finanzielle Dividenden geben wird, sei nicht klar. Das hänge davon ab, wie sich die Betriebe entwickelten – und ob die Aktionäre die Überschüsse ausgeschüttet bekommen möchten oder einer Reinvestition zustimmen. Darüber wird auf der jährlichen Hauptversammlung abgestimmt. Bei den Aktien handelt es sich um sogenannte vinkulierte Namensaktien, die nicht an der Börse gehandelt werden und nur mit Zustimmung des Aufsichtsrats wieder verkauft werden können.

Die Idee der Regionalwert AG stammt aus Freiburg, wo der gelernte Gärtnermeister Christian Hiß bereits 2006 die erste Regionalwert AG gegründet hat. Und das mit Erfolg: Dort haben in den vergangenen Jahren insgesamt 520 private Geldgeber Aktien im Wert von mehr als zwei Millionen Euro gezeichnet. Das heißt: Jeder Aktionär hat durchschnittlich Aktien im Wert von 4500 Euro.

Auf einen ähnlichen Zuspruch hofft auch die Hamburger Gruppe. „Das Potenzial ist groß“, sagt Ulf Schönheim, der sich nach der Gründung als Vorstand bewerben möchte und bereits viele Pläne für Investitionen hat. Einen eigenen Regionalwarenladen in Hamburg zum Beispiel, in dem es Produkte von kleinen Erzeugern aus der Region gibt und der eng mit seinen Lieferanten zusammenarbeitet. Außerdem sind Investitionen in ein Handelsunternehmen für heimische Hölzer oder einen Geflügelhof mit Hühnermobil sowie eine Beteiligung an kleinen Molkereien denkbar wie zum Beispiel De Öko Melkburen GmbH, die noch echte Frischmilch abfüllen.

Hier, nur wenige Kilometer nördlich von Hamburg, ist übrigens auch Kuh Mausi zu Hause – wenn sie nicht gerade auf Messen herumsteht oder wie jüngst vor dem Hamburger Michel Werbung für die Regionalwert AG Hamburg macht. Bei diesem Termin war natürlich auch Ulf Schönheim vor Ort. Schließlich war er so wie Mausi ja von Anfang an dabei.

Weitere Informationen bekommen Interessierte im Internet unter www.regionalwert-hamburg.de, per E-Mail (info@regionalwert-hamburg.de) oder telefonisch unter der Nummer 0179/2669897.