Athen/Berlin. Griechenland ist der erste Schritt zur Unabhängigkeit von seinen internationalen Geldgebern geglückt. Der hoch verschuldete Staat verkaufte am Donnerstag erstmals seit der Beinahe-Pleite vor vier Jahren wieder eine Anleihe am Kapitalmarkt. Sie spülte drei Milliarden Euro in die Staatskasse, teilte das Finanzministerium in Athen mit. Die Investoren rissen sich um das mit einem Zins von 4,75 Prozent ausgestattete Papier, das eine Laufzeit von fünf Jahren hat. Die Gebote der Anleger summierten sich nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters auf mehr als 20 Milliarden Euro. „Die Nachfrage nach den Bonds war sehr stark“, betonte das Ministerium. Etwa 90 Prozent seien an institutionelle Investoren im Ausland gegangen.

Finanzminister Yannis Stournaras sprach von einem „riesigen Erfolg“. Ähnlich euphorisch äußerte sich EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia: „Das sind extrem gute Nachrichten“, sagte er in Athen. „Das wird Vertrauen in Europa stärken, dass die Krise überwunden wird.“ Mit der ersten Anleihe seit Beginn der Schuldenkrise 2010 will das Land das Interesse der Anleger testen, bevor er sich wieder vollständig über den Markt refinanziert. Derzeit wird Griechenland mit zwei internationalen Kreditpaketen in Höhe von insgesamt 240 Milliarden Euro vor der Pleite bewahrt. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann reihte sich nicht in den Chor der Optimisten ein. „Wir müssen sehen, wie weit dies die Finanzierungsbedingungen für Griechenland berührt und wie nachhaltig das ist“, sagte er dem TV-Sender CNBC.

Die Euro-Krisenländer gewinnen langsam wieder an Anziehungskraft – zumal die Konjunkturbelebung auf ein Ende der Wirtschafts- und Schuldenkrise hoffen lässt. So sank die Zahl der Arbeitslosen in Griechenland im Februar mit 26,7 Prozent auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr. Die Industrieproduktion zog zuletzt drei Monate in Folge an. In diesem Jahr soll das Bruttoinlandsprodukt erstmals seit sechs Jahren wieder wachsen, wenn auch nur um magere 0,6 Prozent, wie die EU-Kommission prophezeit.