Hamburger Windturbinenhersteller wappnet sich auch gegen Turbulenzen bei Mutterkonzern Suzlon

Hamburg. Das Hamburger Unternehmen Senvion, einer der führenden Hersteller von Windturbinen, hat seine mittelfristige Finanzierung auf eine neue Grundlage gestellt. Mit einen Bankenkonsortium unter Führung von BayernLB, Commerzbank und Deutscher Bank vereinbarte das Unternehmen, das bis Ende 2013 Repower Systems hieß, einen Kredit in Höhe von 850 Millionen Euro mit einer dreijährigen Laufzeit. Damit löst Senvion Kreditlinien mit einem Volumen von 750 Millionen Euro ab, die bis zum August laufen. „Der Kreis der beteiligten Banken und auch die Höhe der Kreditlinie ist ein sehr wichtiges Signal für uns und an unsere Kunden, dass die Finanzinstitute unsere Arbeit wertschätzen“, sagte Senvion-Finanzvorstand Marcus Wassenberg dem Abendblatt.

Senvion erhöht mit der neuen Kreditlinie seinen Spielraum bei der Vorfinanzierung neuer Windparkprojekte vor allem im besonders anspruchsvollen und komplexen Offshore-Geschäft. „Wir können jetzt mehr Projekte zugleich bearbeiten“, sagte Wassenberg. Das Hamburger Unternehmen stärkt seine finanzielle Basis aber auch vor dem Hintergrund, dass Senvions indischer Mutterkonzern Suzlon in einer schweren wirtschaftlichen Krise steckt. Suzlon, Alleineigner von Senvion, ist mit umgerechnet rund zwei Milliarden Euro verschuldet. Seit Tagen machen an den Finanzmärkten Gerüchte die Runde, Suzlon könne einen Teil der Senvion-Anteile an die Börse bringen, um seine Schulden zu reduzieren.

Wassenberg sagte, Senvion agiere unabhängig von Suzlon. Weder gebe es einen Beherrschungsvertrag zur Abführung von Gewinnen durch Senvion an Suzlon, noch könne das Hamburger Unternehmen dem Mutterkonzern Kredit geben. Die Anteile an Senvion habe Suzlon an die State Bank of India verpfändet. „Wir haben in den vergangenen, für die Windkraftbranche teils schwierigen Jahren keinerlei Verlust gemacht“, sagte Wassenberg. Für das Geschäftsjahr 2013/2014 erwartet der Senvion-Finanzchef einen Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro und eine operative Marge auf Basis des Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) von drei bis vier Prozent. Der Auftragseingang sei im zurückliegenden Geschäftsjahr, das zum 31. März endete, gegenüber 2012/2013 deutlich gestiegen. „Die Zeit der Ungewissheit am deutschen Windkraftmarkt ist mit der heutigen Verabschiedung der Gesetzesnovelle für das Erneuerbare-Energien-Gesetz nun hoffentlich vorbei – auch am deutschen Offshore-Windkraftmarkt kann es nun endlich weitergehen“, so Wassenberg.

Senvion mit insgesamt 3300 Mitarbeitern weltweit stellt Windturbinen für den Einsatz an Land und auf See her und rangiert in der Branche international auf Platz fünf. Neben Siemens ist das Hamburger Unternehmen der wichtigste Anbieter für Offshore-Windkraftwerke mit einer Nennleistung von mehr als sechs Megawatt. Anlagen dieser Größe können rechnerisch bis zu 6000 Haushalte mit Strom versorgen.