Die Zahl der Ausbildungsplätze in Hamburg ist bis Ende März gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Dennoch muss das Gros der Jugendlichen bei der Suche nach einer Lehrstelle nicht resignieren. Denn noch immer ist das Angebot groß und vielfältig. Die Firmen denken zudem bei der Auswahl ihrer Bewerber um. Bisher gaben zwei Dinge den Ausschlag für die Einladung zu einem Bewerbungsgespräch: das Abschlusszeugnis und das Bewerbungsschreiben. Wer damit nicht punkten konnte, hatte kaum eine Chance auf den Traumberuf.

Mittlerweile bestimmen zunehmend andere Faktoren die Auswahl der künftigen Facharbeiter. Es geht viel mehr als früher um Kenntnisse und Fertigkeiten für den künftigen Job oder darum, wie Bewerber im persönlichen Gespräch überzeugen. Selbstbewusstsein ist gefragt.

Wegen der demografischen Entwicklung können die Firmen nicht mehr jeden Ausbildungsplatz mit ihrem Wunschkandidaten besetzen. Da ist es nur konsequent, das Auswahlverfahren zu überdenken. Denn sicher haben viele Jugendliche auch Stärken, die nicht aus dem Zeugnis hervorgehen. Außerdem steht die betriebliche Lehre in Konkurrenz zu anderen Ausbildungsformen. Immer mehr Schüler machen Abitur und gehen an die Hochschulen zum Studium.

Die komfortable Situation darf aber nicht dazu führen, dass sich Jugendliche nach der Schule zu sehr treiben lassen oder resignieren, weil es mit der Wunschlehrstelle nicht geklappt hat. Bundesweit nutzten im vergangenen Jahr 160.000 junge Erwachsene Zusatzangebote wie Bewerbungstrainings. Diese Maßnahmen können sicherlich für den einen oder anderen sinnvoll sein, doch ein Ersatz für eine Lehrstelle sind sie nicht.