Am Flughafen in Hamburg fällt ein Viertel der Verbindungen wegen des Arbeitskampfes bei der Lufthansa aus

Hamburg. Das befürchtete Chaos am Flughafen in Fuhlsbüttel während des Pilotenstreiks bei der Lufthansa ist am Mittwoch ausgeblieben. Am Vormittag zeigten die Anzeigetafeln zwar eine Reihe von gestrichenen Flügen. Die Zahl der Passagiere, die von der Entwicklung überrascht wurden, hielt sich aber in Grenzen. „Die Leute haben sich vorher informiert und sind teilweise gar nicht erst gekommen, andere haben umgebucht“, sagt Flughafen-Sprecherin Stefanie Harder. Insgesamt 110 von 420 Flügen auf dem Airport Hamburg seien gestern ausgefallen, also etwa ein Viertel. Mehr als die Hälfte der Fluggäste hätten aber umbuchen können oder seien mit der Bahn gefahren, sagt Harder. Am Hauptbahnhof verlief der Tag derweil völlig normal. Selbst auf der Verbindung nach Frankfurt, einer Strecke, auf der es besonders viele Flugausfälle gab, hatten die Bahnkunden nicht unter zu vollen Zügen zu leiden.

Einschränkungen gab es ohnehin lediglich für Flüge von Lufthansa und Germanwings. Aufgrund des Streiks der Pilotenvereinigung Cockpit wurde für die beiden Gesellschaften ein Sonderflugplan veröffentlicht, der seit dem Mittwoch bis zum morgigen Freitag gilt.

Von den Streichungen waren am Mittwoch in Hamburg 12.000 Passagiere betroffen. Am Donnerstag werden laut Sonderflugplan ebenfalls 110 An- und Abflüge von 420 Verbindungen ausfallen, am Freitag sind es 70 An- und Abflüge.

Easyjet profitierte von Umbuchungen der Passagiere

Mehr als 60 Prozent der Strecken in Fuhlsbüttel werden indes von Fluggesellschaften geflogen, die von dem Streik nicht betroffen sind. Dazu gehören beispielsweise die Gesellschaften Airberlin, Air France-KLM, British Airways, Condor, Easyjet, Emirates, Turkish Airlines, United Airlines sowie alle Ferienflieger. Lufthansa-Partner-Airlines wie Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines führen ihre Flüge ebenfalls regulär durch. Passagiere, die bei diesen Airlines gebucht haben, können ihre Reise wie geplant antreten. Am Schalter von Easyjet herrschte am Mittwoch besonders viel Betrieb: der Billigflieger hatte Hamburg erst vor wenigen Tagen zu seiner zweiten deutschen Basis gewählt und profitierte nun von zahlreichen Umbuchungen bei Flügen ins Ausland.

Für Ärger bei den Passagieren sorgte gestern allerdings der Service bei der Lufthansa. Alina Falbesaner wartete vor dem Schalter, um ihren Flug nach Budapest umzubuchen. Diese Verbindung hatte die Fluggesellschaft mittlerweile überbucht: Die 22-Jährige konnte den Flug nicht antreten, obwohl sie das Ticket schon Anfang März gekauft hatte. Auch Dirk Abel wartete schon eine Weile in der Schlange und ärgerte sich darüber, dass er seine Probleme weder bei der Telefonhotline der Lufthansa noch über die Homepage lösen konnte. Auf den Internetseiten von Lufthansa und Germanwings ist eine Übersicht der gestrichenen Flüge aufgelistet. „Ich habe heute Morgen aber eine Stunde gewartet, bis ich einen Ansprechpartner bei der Hotline hatte“, sagt der Geschäftsreisende. „Und dann sagte man mir, ich müsse zum Flughafen fahren, eine andere Möglichkeit gebe es nicht“, ärgert sich der Kunde.

Von überlasteten Service-Mitarbeitern bei den bestreikten Firmen war nicht nur in Hamburg zu hören. Immerhin hat die Airline für die Dauer des Ausstands etwa 3800 Verbindungen weltweit gestrichen. 425.000 Passagiere sind betroffen. Gäste von Lufthansa und Germanwings, deren Flüge nicht stattfinden können, wurden bisher aber meist vorab per SMS oder Mail von ihrer Airline informiert. Die Lufthansa hält am Hamburger Flughafen außerdem einen eigenen Schalter bereit, an dem Gutscheine für Bahntickets an betroffene Kunden ausgegeben werden.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte zu dem dreitägigen Streik aufgerufen, da die Lufthansa einseitig Übergangsrenten gekündigt hat: Diese hatten den Piloten bislang ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf ermöglicht. Sowohl das Unternehmen als auch die Pilotengewerkschaft rechneten zunächst nicht mit einer schnellen Einigung. Firmensprecherin Barbara Schädler bekräftigte die Gesprächsbereitschaft des Konzerns. „Wir glauben, dass wir Angebote vorgelegt haben, auf deren Basis man miteinander sprechen kann.“