Stromausfall und Polizeisuche nach Sprengstoffverdacht. Britischer Billigflieger EasyJet feiert Eröffnung seiner Basis mit Hindernissen

Hamburg. Es war eine große Feier geplant. Zur Eröffnung der neuen Basis des Billigfliegers EasyJet in Hamburg, hatte der Flughafen am Montagmorgen extra einen Bereich zwischen den Flugsteigen B 33 und B 37 gesperrt. Für die Reden der Ehrengäste gab es sogar ein Podest. Bildschirme, die sonst Fluginformationen zeigen, wiesen auf die Eröffnung hin und zeigten begleitet von Hintergrundmusik schöne Bilder von den Urlaubsdestinationen, die EasyJet anfliegt. Den wartenden Gästen wurden Cocktails gereicht.

Doch um 10.08 Uhr änderte sich die Situation schlagartig: Die Musik verstummte, die Lichter gingen aus, die Bildschirme wurden schwarz. Stattdessen verkündete eine Lautsprecherdurchsage, dass der Betrieb in weiten Teilen des Flughafengeländes aufgrund einer technischen Störung unterbrochen worden sei. Ein Arbeiter im Flughafen-eigenen Blockheizkraftwerk hatte einen Kurzschluss herbeigeführt. Eine Pannenserie nahm ihren Lauf.

Vom Stromausfall waren die Abfertigung im Terminal 2, die Pier mit den einzelnen Flugsteigen und die Gepäckanlage betroffen. Auch der Tower und das Leuchtfeuer im Flughafenvorfeld waren kurzzeitig ohne Strom. Starts und Landungen waren nur noch auf Sicht möglich. Zwei Maschinen, die im Landeanflug waren, wurden nach Angaben des Flughafens auf eine kurze Warteschleife geschickt. Cafés und Geschäfte an den Flugsteigen blieben dunkel. In den Toiletten versagte die Spülung ihren Dienst. Geradezu chaotisch war die Lage in den Sicherheitsschleusen ohne Tageslicht. Passagiere und Flughafenbesucher standen in völliger Dunkelheit. Unter ihnen Flughafenchef Michael Eggenschwiler mit seinen Ehrengästen für die Feier: Wirtschaftssenator Frank Horch und der Finanzvorstand von EasyJet, Chris Kennedy. „Um uns herum war alles finster“, sagte Horch. Energisch geleitete Eggenschwiler seine Gäste durch die Sperrzone. Alle anderen mussten warten. Erst um 10.25 Uhr sprang die Stromversorgung des Flughafens wieder an.

Zu diesem Zeitpunkt kam es am anderen Ende des Flughafens zu einem zweiten Zwischenfall: Eine Bundespolizistin der Sicherheitskontrolle schlug Alarm. Ein Rollstuhlfahrer hatte kurz zuvor die Schleuse passiert. Bei der nachträglichen Überprüfung des Kontrollausdrucks stellte die Beamtin aber den Verdacht auf Sprengstofftransport fest. Sie leitete die Fahndung nach dem Rollstuhlfahrer ein. Dieser war nirgendwo zu finden. Er saß bereits an Bord einer Maschine nach München. Daraufhin ließ die Bundespolizei für eineinhalb Stunden alle Abflüge ab Hamburg stoppen, bis der Rollstuhlfahrer gefunden und noch einmal überprüft worden war. Ergebnis: kein Sprengstoff. „Zu welchen zusätzlichen Verspätungen dieses geführt hat, wissen wir noch nicht“, sagte eine Flughafensprecherin.

In seiner Rede nahm Flughafenchef Eggenschwiler die Pannenserie gelassen: Er verwies auf Murphys Gesetz, wonach alles, was schiefgehen kann, schiefgeht. Für Gelächter sorgte aber der Deutschland-Chef von EasyJet, Thomas Haagensen, dessen Rede anschließend vom Fehlalarm einer Sirene unterbrochen wurde: „Herr Murphy ist heute in sehr guter Form“, sagte er.

Überdurchschnittliche Wachstumszahlen haben EasyJet dazu veranlasst, in Hamburg eine eigene Basis einzurichten, die 24. in Europa. Im vergangenen Jahr hat die britische Fluggesellschaft 626.000 Passagiere von der Hansestadt aus befördert. Gegenüber dem Vorjahr bedeutete das einen Zuwachs von 28 Prozent. Nun werden zwei Maschinen dauerhaft hier stationiert. Eine dritte soll im November folgen. Damit hat sich das Flugangebot der Airline ab Hamburg um elf neue Ziele erweitert, nämlich Neapel, Athen, Catania, Kopenhagen, Mailand Malpensa, Kalamata, Ibiza, Nizza, Mallorca, Split und Venedig. Bisher fliegt EasyJet von Hamburg aus nach Basel, Edinburgh, Rom, Manchester sowie die beiden Londoner Flughäfen Gatwick und Luton.

„Mit der weiteren Maschine steigern wir unsere Kapazitäten in Hamburg um 60 Prozent“, sagte EasyJet-Finanzvorstand Kennedy. Er versprach noch mehr: 2015 werden es aufgrund des zusätzlichen Flugzeugs bis zu 1,75 Millionen Passagiere sein. Der Flughafen Hamburg kann diesen Zuwachs gebrauchen. Schließlich hat er stark unter dem Sparkurs von Air Berlin gelitten, wodurch zahlreiche Verbindungen der Fluggesellschaft gestrichen wurden. Senator Horch sagte, dass mit dem Engagement von EasyJet dem Wunsch der Kunden in Hamburg nach mehr Mobilität und mehr Reisezielen entsprochen werde. Flughafenchef Eggenschwiler verwies hingegen darauf, dass die Airline vor allem auch viele Touristen nach Hamburg bringe. „Die große Stärke von EasyJet ist es, dass es ihnen gelingt, Hamburg in ganz Europa gut zu verkaufen.“ Der Hamburger Tourismuschef Dietrich von Albedyll ergänzte: Für viele Menschen in ganz Europa werde Hamburg mit dem Angebot von EasyJet noch leichter erreichbar. Davon profitiere die ganze Metropolregion.