Industrienationen profitieren laut Studie am stärksten vom Zusammenwachsen der Weltwirtschaft

Gütersloh. Alle profitieren, doch die großen Gewinner sind Industrieländer wie Deutschland: Von der Globalisierung haben einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge die Schwellenländer weitaus weniger gehabt als die Industrienationen. „Wir müssen erkennen, dass die Globalisierung die Schere zwischen Arm und Reich eher noch weiter öffnet“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann-Stiftung, Aart de Geus.

Für die Studie untersuchte die Prognos AG im Auftrag der Stiftung, in welchem Umfang die Globalisierung nationale Volkswirtschaften wachsen ließ. Dabei wurden 42 Staaten einbezogen. Grundsätzlich gewännen alle untersuchten Länder, resümierten die Autoren – die Industriestaaten profitierten aber viel stärker als die großen Schwellenländer Südafrika, Brasilien, Russland, Mexiko, China und Indien.

Deutschland ist dabei einer der größten Gewinner: Nach Finnland, Dänemark und Japan habe die Bundesrepublik am stärksten von der weltweiten Verflechtung profitiert, heißt es im „Globalisierungsreport 2014“. Zwischen 1990 und 2011 ließ die Globalisierung demnach das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) hierzulande im Schnitt um 100 Milliarden Euro pro Jahr wachsen. Das entspricht etwa 20 Prozent des Wachstums der deutschen Volkswirtschaft.

Auch die Einkommen in Deutschland stiegen zwischen 1990 und 2011 – allein durch die Effekte der Globalisierung – pro Jahr um 1240 Euro, wie die Forscher berechneten. In den Schwellenländern war der Anstieg des Pro-Kopf-Einkommens durch die Globalisierung dagegen vergleichsweise gering. Die Einkommen stiegen in Indien nur um 20 Euro, in China um 80 Euro.

Damit die Schwellenländer wirtschaftlich aufschließen, empfehlen die Forscher, deren Integration in die Weltwirtschaft stärker zu fördern. Die Industrieländer sollten ihre Märkte für Produkte aus weniger entwickelten Ländern öffnen, ihre Subventionen für Agrarprodukte reduzieren sowie in den Schwellenländern Bildungsmaßnahmen und den Ausbau der Infrastruktur und der Produktionsanlagen finanzieren, empfehlen die Wissenschaftler von Prognos.

Die Forscher errechneten darüber hinaus im Rahmen der umfangreichen Studie, wie stark die Wirtschaft jedes einzelnen Landes bereits mit der restlichen Welt vernetzt ist. Spitzenreiter des Globalisierungsindex ist Irland mit 91 von 100 Punkten. Dahinter folgen die Niederlande und Belgien mit 83 und das Vereinigte Königreich mit 82 Punkten. Deutschland liegt mit 69 Punkten im Mittelfeld auf Platz 17. Die Schwellenländer finden sich alle am Schluss der Liste: Russland kommt mit 43 Punkten auf Platz 37, dahinter folgen Mexiko, China, Brasilien, Argentinien und Indien.