Auftritte mit der Domainendung .hamburg sind bald für Bürger und Firmen im Internet möglich. Wie man sich dafür registrieren kann

Hamburg. Fielmann und Beiersdorf sind schon vorgemerkt, andere Namen können jetzt als neue Internetadressen mit Hamburg-Bezug angemeldet werden. Die neue Domainendung ermöglicht voraussichtlich ab Sommer über fünf Millionen Einwohnern und mehr als 300.000 Unternehmen der Metropolregion ihre lokale Repräsentanz im Internet: Künftig können sie unter ihrem Namen und dem Zusatz .hamburg im Internet auftreten. Allerdings müssen Firmen schnell aktiv werden, damit ihre Wunschadresse nicht von anderen besetzt wird. Seit Kurzem können Unternehmen ihre geschützten Marken bei der zuständigen Verwaltungsstelle Trademark-Clearinghouse (www.trademark-clearinghouse.com) eintragen lassen, was später die Nutzung einer Adresse mit der Endung .hamburg ermöglicht. Andere Interessenten wie Vereine und Privatleute haben noch Zeit, aber sie können sich kostenlos vorregistrieren lassen.

Die Stadt Hamburg unterstützt diese Entwicklung. Carsten Brosda, Bevollmächtigter des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg für Medien: „Die neuen Domains sind eine gute Möglichkeit für Bürger und Unternehmen zur Identifikation mit ihrem Standort. Hamburg ist auch hier auf einem guten Weg in das digitale Zeitalter.“ Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zu den neuen Möglichkeiten, im weltweiten Netz die eigene Heimatstadt oder andere Branchenbezüge herauszustellen, denn auch andere neue Endungen sind fortan möglich, etwa .immo, .taxi oder .hotels.

Welche Optionen bieten sich in Zukunft?

Bisher dominierte in Deutschland als Dach für Internetadressen, die sogenannte Top Level Domain (TLD), die Endung .de, mit rund 16 Millionen Registrierungen. Neben dieser Länderkennung wird es künftig viele TLD geben, die nichts mit Ländern zu tun haben. In Städten wie Berlin oder Hamburg bieten sich nun die Endungen .hamburg oder .berlin an. Je nach Branche können aber auch die Zusätze .immo , .fashion, .hotels oder .taxi für Firmen eine attraktive Adresse bieten.

Warum bietet sich jetzt diese Vielfalt?

2012 waren 102 Millionen Domains mit der Endung .com (commercial) registriert. Die Auswahl an kurzen Internetadressen wird vor dieser Endung immer geringer, die Adressen, die neu registriert werden, immer länger. Unter anderem als Folge dieser Problematik hat die Internetverwaltung beschlossen, weitere Domains zuzulassen.

Wer kann sich für .hamburg registrieren?

Firmen, Behörden, Vereine und Einwohner der Metropolregion. Denkbar sind neue Adressen für fünf Millionen Einwohner und gut 300.000 Firmen.

Sind die Adressen besser im Netz zu finden?

Experten sind sich bisher darüber uneinig, wie Suchmaschinen wie Google, Bing oder Yahoo die neuen Domainendungen bewerten. Traditionell informieren die Betreiber der Suchmaschinen kaum darüber, nach welchen Kriterien Begriffe auf ihren Seiten gelistet werden. Sofern aber die Top Level Domain zu einer eigenen, zutreffenden Aussage über die Relevanz von Webseiten führt, ist es für Google sinnvoll, dieses Merkmal in die Bewertung mit einfließen zu lassen. Bei .hamburg ist davon auszugehen, dass Adressen mit dieser Endung zumindest die Herkunft des Inhabers einigermaßen sicher wiedergeben: Die Endung .hamburg darf nur nutzen, wer in der Metropolregion mit seinem Wohnort oder der Firma angemeldet ist.

Wie kam es zu der Endung .hamburg?

Initiator der Bewerbung um die neue Domain ist der Hamburger Rechtsanwalt Oliver Süme, der für dieses Projekt die Firma Hamburg Top Level Domain GmbH gegründet hat. „Wir freuen uns, dass unsere Bemühungen nach all den Jahren zum Erfolg geführt haben. Die Domainendung .hamburg eröffnet Unternehmen und Verbrauchern eine völlig neue Namensvielfalt im Internet und eine Alternative zu Endungen wie .de oder .com, unter denen kaum noch markante Domains zu bekommen sind“, sagte der Jurist dieser Zeitung.

Was ist jetzt für Firmen wichtig?

Markenrechtsinhaber sollten darauf achten, für die sogenannte Sunrisephase, die im Sommer beginnende erste Registrierungsphase für die Markenrechtsinhaber, gerüstet zu sein. Denn zwingende Voraussetzung für eine Domainregistrierung in dieser Phase ist die Hinterlegung der Marken in einer speziellen Datenbank, dem sogenannten Trademark Clearinghouse. Bisher sind jedoch fast nur die großen Hamburger Unternehmen hier aktiv geworden. Im deutschen Aktienindex DAX haben bisher 70 Prozent der Konzerne Markenrechte bei der Klärungsstelle hinterlegt und damit ihre Teilnahme an der Sunrisephase sichergestellt. Damit wird verhindert, dass geschützte Marken durch unberechtigte Personen registriert werden.

Wie verläuft die Anmeldung bei Markenrechtsinhabern?

Wer eine eingetragene Marke für sich beansprucht und sie als Adresse anmelden will, sollte sich noch im Frühjahr beim unabhängigen Trademark Clearinghouse registrieren. Der Eintrag in dieser weltweiten Namensdatenbank kostet pro Marke 150 US-Dollar für ein Jahr. Ein Nachweis an den Markenrechten ist aber nötig, denn erst dann ist die Bedingung für die bevorrechtigte Registrierung während der Sunrisephase, also der im Sommer beginnenden ersten Registrierungsphase für die Markenrechtsinhaber, für die neuen Domainendungen erfüllt. „Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen sollten ihre wichtigsten Marken im Trademark Clearinghouse hinterlegen, um ihre Registrierungschancen zu wahren“, lautet die Empfehlung des Betreibers von .hamburg.

Wo kann ich mich anschließend anmelden?

Nicht direkt bei dem Betreiber Hamburg Top Level Domain, sondern bei Providern wie Strato, 1&1 oder etwa bei einer Webagentur. Hamburg Top Level Domain ist der Vertragspartner solcher Registrarfirmen, bekommt von ihnen Geld und gewährleistet den stabilen Betrieb der neuen Namensinfrastruktur. Die Registrare wiederum vermitteln die jeweilige Domain und treten als Vertragspartner der Kunden auf. Dafür wird eine Jahresgebühr fällig. In der Jedermannphase, also der für jeden zugänglichen Registrierungsphase, kostet die Registrierung etwa zwischen 30 und 50 Euro pro Jahr, in der Sunrisephase für Markenrechtsinhaber einmalig etwa 200 Euro.

Wann kann ich mich registrieren?

Die Registrierungsphase für Markenrechtsinhaber beginnt im Sommer und dauert 30 Tage. Danach sind Registrierungen für jedermann möglich. Bereits jetzt bieten viele Registrare jedoch kostenlose, unverbindliche Vorregistrierungen an, die es ermöglichen, dass ich bei der Registrierungsphase im Sommer rechtzeitig reagieren kann.

Welche Regeln gelten für den Zuschlag?

In der Jedermannphase werden die neuen Adressen nach dem Prinzip zugeteilt „wer zuerst kommt, erhält auch den Zuschlag“. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich am besten bei mehreren Anbietern kostenlos vorregistrieren, damit es bei einem davon klappt. „Auf dieses Verfahren haben wir als Betreiber leider keinen Einfluss. weil es uns von der globalen Internetbehörde so vorgegeben wird“, sagt Oliver Süme von Hamburg Top Level Domain.

Wie agieren Hamburger Firmen und Institutionen?

Die Handelskammer hat bereits reagiert: „Wir haben die Domain handelskammer.hamburg vorregistriert und werden diese aller Voraussicht nach auch nutzen“, sagte Adrian Ulrich von der Kammer. Bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) ist das Thema ebenfalls in der Diskussion: „Neue Top Level Domains werden bei der Haspa routinemäßig überprüft und bewertet“, sagt Tobias Lücke, Leiter Digitaler Vertrieb bei der Sparkasse. Auch für die Endung .hamburg seien einige Einträge in der Prüfung. „Ein abschließendes Ergebnis liegt aber noch nicht vor“, sagte Lücke. Neben den in Hamburg ansässigen Konzernen Fielmann und Beiersdorf ist beispielsweise Rindchens Weinkontor schon auf den Zug der neuen Adressen im weltweiten Netz aufgesprungen: Da Rindchen mit seinen Weingeschäften bundesweit vertreten ist, wird es aber auch andere Internetauftritte neben Rindchen.hamburg geben – für den Standort Berlin bewirbt sich Rindchen für die Endung .berlin.