Ranking der größten Systemgastronomen. Joey’s Pizzaservice will Zahl der Standorte auf 400 verdoppeln

Hamburg. Am liebsten mag sie die vietnamesische Küche, die von der französischen Kolonialzeit geprägt ist, sparsam mit Gewürzen umgeht, dafür aber großzügig mit frischen Kräutern. Gastronomie ist das Lebensthema von Gretel Weiß, Herausgeberin und Chefredakteurin der Fachzeitschrift „food-service“. Einmal im Jahr, zur Hamburger Fachmesse Internorga, die am Freitag eröffnet wird, analysiert sie die Umsätze der größten Gastronomieunternehmen in Deutschland. Die Hansestadt schneidet dabei recht gut ab: 15 Firmen zählen zu den Top 100.

Unternehmen wie Joey’s Pizzaservice oder die Back-Factory haben im vergangenen Jahr massiv zugelegt. „Wir wollen auch in Zukunft weiterwachsen. In den nächsten fünf bis zehn Jahren wollen wir die Zahl unserer Standorte auf 400 mehr als verdoppeln“, sagt Matthias Maier, Marketing-Leiter bei Joey’s. Das vor 25 Jahren in der Hansestadt gegründete Unternehmen hat 2013 seinen Umsatz um rund acht auf 128,1 Millionen Euro gesteigert (siehe Tabelle). „Pizza und Pasta funktionieren rund um die Welt. Jeder kennt diese Speisen. Hinzu kommt, dass die Rohstoffe leicht zu beschaffen sind. Mehl gibt es in jedem Land“, sagt Weiß.

Auch die Back-Factory, eine Tochter von Harry-Brot, konnte zulegen. Das Unternehmen mit vier von 96 Filialen in Hamburg erhöhte seinen Umsatz in der Systemgastronomie um knapp sechs auf 56,4 Millionen Euro. In Zukunft soll es weiter aufwärtsgehen. Fünf bis zehn Neueröffnungen sind aktuell geplant. Joey’s und die Back-Factory sind allerdings Ausreißer. Denn insgesamt haben die Top 100 der deutschen Branche nur ein Plus von 2,1 Prozent erwirtschaften können.

Ein Grund ist McDonald’s. Die Top eins büßte im vergangenen Jahr rund 150 Millionen Euro bei den Erlösen ein. Zum dritten Mal in Folge erreichte die Burger-Kette damit ein Minus beim Umsatz. Gut abgeschnitten hat dagegen die Block Gruppe als Nummer 13 der Top 100 unter den großen deutschen Gastronomen. In Hamburg wird sie beim Umsatz nur noch von der Edeka-Zentrale übertroffen.

Das Steakhaus-Unternehmen wird am Freitag gemeinsam mit der dänischen Firma Sticks’n’Sushi mit dem Hamburger Foodservice Preis ausgezeichnet, der in Blocks Hotel Grand Elysée vergeben wird. „Das hanseatische Familienunternehmen ist heute eines der erfolgreichsten der deutschen Branche. Gestartet im Jahr 1968 mit einem ersten Block House Restaurant in Hamburg, hat Gründer Eugen Block die Steakhaus-Marke seither konsequent an die Spitze des Marktsegments geführt“, so Weiß. „Wir sind stolz, dass wir als Block Gruppe mit dem Hamburger Foodservice Preis ausgezeichnet werden. Ohne unsere engagierten und motivierten Mitarbeiter wären wir heute nicht zum Preisträger ernannt worden“, so Stephan von Bülow, Vorstand der Block Gruppe.

Leicht verloren beim Umsatz hat unter anderem die Café-Kette Balzac, während Tchibo die Vorjahreserlöse halten konnte. Nicht in die Top 100 geschafft hat es unter anderem Tim Mälzer mit seinem Unternehmen tellerrand (Bullerei). Aber mit Platz 134 ist er erstmals auf der Liste dabei, genauso wie die Berliner Starköchin Sarah Wiener. Mälzer erlöste laut der Liste im vergangenen Jahr 13,9 Millionen Euro. „Das beweist, dass Fernsehköche auch gute Arbeit machen“, so Weiß.

Die Top 100 der Profi-Gastronomie setzte sich 2013 wie folgt zusammen: 55,5 Prozent der Unternehmen arbeitet im Quickservice, also dem Bereich Fast Food. 24 Prozent entfallen auf die Verkehrsgastronomie (Tankstellen), 6,4 Prozent auf traditionelle Restaurants, 5,8 Prozent auf Freizeiteinrichtungen, 4,7 Prozent auf die Handelsgastronomie sowie 3,6 Prozent auf Event-Catering. „Drei Viertel der Erlöse entfallen somit auf zwei große Kategorien. Aber: Mit einem Umsatzplus von sieben Prozent im Jahr 2013 gelang dem kleinsten Bereich, dem Event-Catering, der größte Sprung nach vorne, während die alles überragende Kategorie Quickservice nur 0,4 Prozent auf die Vorjahres-Werte draufsatteln konnte. Das war die bislang schwächste Entwicklung der Branche“, sagte Weiß und verwies auf die Umsatzrückgänge von McDonald’s.

Die Erwartungen an das Jahr 2014 seien von großem Optimismus geprägt. „Im Januar glaubten 84 Prozent der Top-100-Unternehmen an weiterwachsende Erlöse. Zum Vergleich: Vor zwölf Monaten waren es 69 Prozent. Die Gastronomie profitiert von der guten Binnenkonjunktur“, so Weiß. Als Megatrend stuft sie die neue Beliebtheit von Filterkaffee und sogenannte Freestander-Standorte mit oder ohne Autoschaltern ein. Dabei handelt es sich um Betriebe auf der grünen Wiese, die leicht mit dem Auto erreicht werden können. In Süddeutschland haben bereits Bäckereien solche Filialen eröffnet. Auch die in Hamburg gegründete Kette Vapiano, Starbucks und L’Osteria arbeiten laut Weiß an entsprechenden Plänen. Die größten Wachstums-Chancen sieht die Gastronomie-Experten beim Essen zum Mitnehmen und bei den Lieferdiensten von Pizzen und Co. Die Hamburger Firma Joey’s und ihre Konkurrenten können somit auf weitere Umsatzsteigerungen hoffen.