Iris Amini erledigt mit Family Office jeglichen Papierkram für Privatleute und Firmen
Hamburg. Wenn Iris Amini morgens zur Arbeit fährt, weiß meistens noch nicht einmal ihre Familie, wo sie ist. Und für wen sie gerade arbeitet. Denn Iris Amini, 47, legt größten Wert auf Diskretion und die Anonymität ihrer Kunden. Kunden, für die die Unternehmerin private und geschäftliche Dokumente organisiert, Steuerunterlagen zusammenstellt oder die Korrespondenz erledigt. Für die sie Analysen erstellt, Versicherungen überprüft, die Buchhaltung erledigt oder die Büroabläufe neu organisiert. Kurz: „Es sind Menschen, die anspruchsvoll, konservativ und kenntnisreich sind, sich aber nicht selbst mit dem Papierkram belasten wollen“, sagt Iris Amini, die das Unternehmen Family Office gegründet hat. Eine Dienstleistungsfirma, die Menschen bei der Ordnung und Organisation ihrer Dokumente entlasten soll.
Klinikprofessoren, Unternehmer sowie Großfamilien zählen zu den Kunden
Die Idee zu dem ungewöhnlichen Unternehmenskonzept kam der Wirtschaftswissenschaftlerin und ehemaligen Verkaufsleiterin von Jil Sander vor zehn Jahren, als sie nach einem Auslandsaufenthalt und der Familiengründung nach einer Möglichkeit suchte, Familie und Job zu vereinbaren – Familie und Büro zu vereinbaren. Oder „Family“ und „Office“ zu vereinbaren, zu kombinieren. Aus der Idee wurde ein Name, aus dem Namen ein Geschäftsmodell. Auch wenn außer Iris Amini erst einmal niemand an den Erfolg des außergewöhnlichen Konzepts glaubte.
„Die Fachleute haben mir alle abgeraten und davor gewarnt, dass niemand einen Fremden Einblick in seine Unterlagen gewährt“, sagt Iris Amini. Sie hielt dennoch an ihrem Plan fest, ließ exklusive Firmenbroschüren drucken und hatte wenig später den ersten Kunden – der ihr bis heute treu geblieben ist. Kein Einzelfall: Obwohl das Konzept von Iris Amini darauf abzielt, dass der Kunde nach ihrer Arbeit alleine auskommt, buchen viele den Service dauerhaft.
Einmal im Monat oder mehrmals die Woche – Iris Amini ist da, wenn ein Kunde sie braucht. Am Anfang waren das nur ein paar Stunden vormittags, inzwischen ist sie fast jeden Tag bis 15 Uhr im Einsatz, manchmal sogar länger. Ihre Kinder sind groß geworden, ihr Unternehmen wird es gerade auch. So groß, dass sie gut davon leben kann. Über ihren Stundenlohn oder den Jahresumsatz spricht sie nicht, über Kundennamen auch nicht. Diskretion! Nur so viel: Es sind Klinikprofessoren, Unternehmer und Journalisten, aber auch Großfamilien und Senioren.
Der Service von Iris Amini ist individuell gestaltbar, ihr Vorgehen jedoch oft dasselbe: „Ich analysiere die Situation, entwickele eine Strategie und setze sie so klar um, dass jeder die Struktur durchschaut und alleine fortführen kann“, sagt Iris Amini. Sie kann einfach nicht anders. Sie muss Ordnung schaffen. Früher hat sie ihre Spielsachen, Bücher und Kuscheltiere systematisiert, heute sind es die Schreibtische und Schulsachen ihrer Kinder – oder die Unterlagen ihrer Kunden. Ihr wichtigster Tipp: „Kurze Strukturen schaffen und auf Unterstrukturen verzichten. Man muss auf den ersten Blick erkennen, was in einem Ordner drinnen ist“, sagt sie und plädiert für einfache und klare Bezeichnungen. Außerdem solle man darauf achten, dass jedes Teil einen festen Platz hat.
Iris Amini könnte noch mehr über ihr Unternehmen erzählen und über diesen wahnsinnig großen Raum, der voll mit Papieren war und von ihr Blatt für Blatt strukturiert wurde. Doch viel Zeit hat sie nicht mehr. Sie muss gleich zu ihrem nächsten Termin, zu ihrem nächsten Kunden. Wohin? Das weiß niemand außer ihr.