ECE-Chef Alexander Otto kauft sich für 240 Millionen Euro in den Markt der brasilianischen Einkaufszentren ein. Hohes Wachstum erwartet

Hamburg. Alexander Otto will vom Wachstumsmarkt in Brasilien profitieren. Für 240 Millionen Euro übernimmt der Chef des Hamburger Betreibers von Einkaufszentren ECE eine Beteiligung an dem internationalen Shoppingcenter-Spezialisten Sonae Sierra, der vor allem in Brasilien mit Einkaufszentren aktiv ist. Verkäufer des Anteils ist das US-Unternehmen DDR Corp, an dem Otto als größter Einzelaktionär seit 2009 beteiligt ist. „Ich freue mich, dass wir erstmals in Südamerika aktiv werden können“, sagte Alexander Otto. Er sitzt auch im Aufsichtsrat der Otto Group und verantwortet innerhalb seiner Familie seit vielen Jahren das Immobiliengeschäft.

Zwar kämpft Brasilien mit Inflation, sinkenden Rohstoffpreisen, wirtschaftlichen Problemen und Korruption. Seit 2011 wächst das Land langsamer als die meisten südamerikanischen Länder, hat aber eine höhere Inflation. Doch für Otto sind das vorübergehende Probleme, und er investiert antizyklisch. Sein Investment ist langfristig angelegt, hieß es aus dem Unternehmen. „In einem derzeit nicht einfachen Marktumfeld in den Schwellenländern können wir damit die Chance nutzen, unsere globale Expansion einen großen Schritt voranzubringen“, sagt Otto. Das bestätigen auch unabhängige Experten: „Obgleich sich das Wachstum in Brasilien abgeschwächt hat, handelt es sich immer noch um einen Markt mit großem Potenzial“, sagt Michael Bräuninger, Forschungsdirektor des Hamburger WeltWirtschaftsInstituts (HWWI).

Das Hamburger Unternehmen ECE, das in 17 Ländern 189 Shoppingcenter betreibt, wurde 1965 vom Versandhauspionier Werner Otto gegründet und befindet sich im Besitz der Familie Otto. In Hamburg werden sieben Einkaufszentren betrieben. Bei der Investition in Brasilien handelt es sich aber um ein privates Investment von Alexander Otto und seiner Familie. Die Beteiligung wird aus dem Privatvermögen bestritten. „Direkte Auswirkungen auf ECE wird die neue Beteiligung deshalb nicht haben“, sagt Yvonne Paßgang von ECE. Außerhalb der Europäischen Union betreibt das Unternehmen Shoppingcenter in der Türkei und Katar.

Sonae Sierra besitzt 67 Prozent an der börsennotierten Sonae Sierra Brasil. Das ist eines der führenden Shoppingcenter-Unternehmen in Brasilien und betreibt aktuell zwölf Center. Zehn davon besitzt das Unternehmen selbst. Das Portfolio umfasst insgesamt eine Mietfläche von 500.000 Quadratmetern. Allein das Shoppingcenter Parque D. Pedro hat eine Mietfläche von 121.000 Quadratmetern und beherbergt 400 Geschäfte. „Die Ausmaße der Shoppingcenter in Brasilien sind wesentlich größer als in Deutschland“, sagt Paßgang. Das Parque D. Pedro sei mehr als zweimal so groß wie das AEZ.

Brasilien verspricht trotz aller Probleme ein wesentlich höheres Wachstum als die Märkte in Westeuropa. „Wir sind da auch sehr positiv für Neuentwicklungen gestimmt“, sagt Paßgang. Denn Sonae Sierra Brasil ist mit 145 Mitarbeitern ein voll integrierter Entwickler, Betreiber und Investor von Einkaufszentren. Brasilien hat noch eine geringe Dichte an solchen Einkaufsstätten. Zwar ist die Zahl der Konsumtempel mit 500 etwa so hoch wie in Deutschland, „aber das Land hat zweieinhalb Mal so viele Einwohner“, sagt Paßgang. „Wir setzen in dem Land vor allem auf eine stark wachsende Mittelschicht, die für unser Geschäft sehr relevant ist“, sagt die ECE-Expertin.

Im Einzelhandel herrschen in Brasilien ganz andere Bedingungen als in Deutschland. Nur die Einkaufszentren bieten einen hohen Standard, wenn es um Klimatisierung und Sicherheit geht. Gleichzeitig sind in die Zentren auch Kinos und andere Entertainment-Elemente integriert. „Das hat in Brasilien eine größere Bedeutung als in Deutschland und zieht die Kunden an“, sagt Paßgang. Einkaufsstraßen wie in Deutschland gibt es dort weitgehend nicht. Ein großer Teil des Handels spielt sich noch im Freien unter großer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit ab.

In Europa stehen die Einkaufsgalerien vor einem Wandel, weil der Onlinehandel immer größere Bedeutung gewinnt. ECE testet deshalb Apps für mobile Endgeräte, die den Kunden beim Eintritt in das Shoppingcenter über Neuigkeiten aus den Läden wie Rabattaktionen informiert. Wachsen will ECE auch in der Türkei, wo sich eine einkommensstarke Mittelschicht entwickelt. Das Land ist bereits der zweitgrößte ECE-Auslandsmarkt. Bis 2015 soll dort ein weiteres Shoppingcenter mit 240 Geschäften entstehen.