6000. Jet der A320-Familie ausgeliefert. Der Hersteller prüft nun eine weitere Anhebung der Produktionsrate

Hamburg. Gerade rechtzeitig zur Übergabezeremonie löste sich der Nebel über Finkenwerder auf: Airbus hat am Donnerstag das 6000. Flugzeug der A320-Familie ausgeliefert. So glänzte der weiß-rote Jet für Air Arabia dem Anlass angemessen in der Sonne, als sich die Ehrengäste für das Erinnerungsfoto vor den Flieger stellten.

26 Jahre hat Airbus gebraucht, um 6000 Maschinen des Verkaufsschlagers zu bauen, aber das Tempo hat sich zuletzt deutlich erhöht – für die ersten 3000 Exemplare benötigte man immerhin 19 Jahre.

Und in Zukunft dürften die Jubiläen in noch schnellerer Folge gefeiert werden können. Denn im Januar 2016 wird die monatliche Produktionsrate der Kurz- und Mittelstreckenjets von aktuell 42 Flugzeugen auf 44 Einheiten heraufgesetzt, für April 2016 plant der europäische Hersteller eine Rate von 46 Jets pro Monat.

Doch das Airbus-Management hat schon eine abermals höhere Fertigungsfrequenz im Blick. „Wir prüfen derzeit, später noch über die Marke von monatlich 46 Flugzeugen hinauszugehen“, sagte Daniel Baubil, der für die A320-Familie verantwortliche Programmleiter. „Wir glauben, dass wir in der Lage sein werden, in den Jahren 2017 oder 2018 über eine Rate von 50 Jets im Monat zu entscheiden.“ Den Grund für die Überlegungen liefern die Verkaufserfolge der vergangenen Jahre: Im Auftragsbuch für die kleineren Airbus-Typen stehen rund 4200 Maschinen, womit die Werkshallen bei der aktuellen Produktionsrate rein rechnerisch für die nächsten achteinhalb Jahre ausgelastet sind – mit entsprechenden Lieferzeiten für Neubesteller.

Ein anderer Meilenstein für den Flugzeugbauer steht schon fest: „Am 17. März beginnen wir mit der Endmontage des ersten Jets der A320neo-Reihe“, sagte Baubil. „Das ist exakt der Tag, für den wir das vor vier Jahren geplant hatten.“ Die neue Version der kleinen Airbus-Flieger wird mit modernsten Triebwerken ausgestattet und soll 15 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen. Die erste Auslieferung an einen Kunden ist für den Oktober 2015 vorgesehen. Zwar wird der A320neo-Prototyp in Toulouse gebaut. Hamburg soll aber nach früheren Angaben des Unternehmens der Standort sein, der als erster die neue Ausführung in Serie fertigt.

Ohnehin hat das Werk an der Elbe für die Produktion der A320-Familie zuletzt eine immer größere Rolle gespielt; knapp 3000 der 6000 bisher fertiggestellten Flugzeuge wurden hier endmontiert. Die übrigen gut 3000 Einheiten verteilen sich auf die Standorte Toulouse und Tianjin (China), wobei die Jets in dem chinesischen Werk aus vorgefertigten Baugruppen, die in Hamburg auf die Reise geschickt werden, entstehen. Auch von der jüngst beschlossenen Ratenanhebung profitiert der Standort Finkenwerder. Dort erhöht sich die Zahl der pro Monat produzierten Jets von 22 auf 24, außerdem sollen künftig in jedem Monat zwei Maschinen in dem geplanten Werk in Mobile (USA) gefertigt werden.

Der europäische Flugzeugbauer und sein arabischer Kunde für den Jubiläumsflieger haben nach Auffassung von Tom Williams, Airbus-Vorstandsmitglied mit Zuständigkeit für alle zivilen Jetprogramme, manches gemeinsam: „Beide haben Pioniergeist gezeigt – und beide haben die Skeptiker widerlegt.“ Air Arabia war im Jahr 2003 vom Herrscher des Emirats Sharjah als erster Billigflieger der Golfregion gegründet worden. Inzwischen betreibt das Unternehmen eine Flotte von 37 Airbus-Maschinen, weitere 21 sind bestellt. Im vorigen Jahr steigerte Air Arabia die Passagierzahl um 15 Prozent auf 6,1 Millionen. Von den Verkehrsdrehscheiben in Sharjah (Vereinigte Arabische Emirate), Alexandria (Ägypten) und Casablanca (Marokko) aus bedient die Fluglinie ein Streckennetz mit 90 Zielen in Nahost, Nordafrika, Europa und auf dem indischen Subkontinent.

Adel Abdullah Ali, der Vorstandsvorsitzende von Air Arabia, war bei der Übergabezeremonie offensichtlich gut aufgelegt; mit einem Scherz brachte er die Gäste zum Lachen: „Ich habe einmal für eine Fluggesellschaft gearbeitet, die dem millionsten Fluggast einen Gratisflug präsentiert hat. Als ich hierherkam, habe ich auf einen Gratisjet gehofft.“ Doch dürfte Air Arabia am Donnerstag einen erheblichen Betrag an Airbus überwiesen haben: Der Listenpreis für einen A320 liegt derzeit bei umgerechnet gut 67 Millionen Euro.

Arabische Airlines sind in den zurückliegenden Jahren zu wichtigen Kunden für die A320-Familie geworden. Derzeit sind 560 Jets dieser Typen bei Fluggesellschaften aus dem Nahen Osten im Einsatz, weitere 259 stehen noch im Orderbuch. Airbus geht davon aus, dass Kunden aus dieser Region in den nächsten 20 Jahren rund 780 Flugzeuge der A320-Familie benötigen. Noch bedeutender sind Fluggesellschaften aus den Golfstaaten jedoch als Abnehmer großer Langstreckenjets. Das zeigte sich auch bei der Feier am Donnerstag: Gleich neben dem Jubiläumsjet parkte ein A380 für Qatar Airways, im Hintergrund stand ein weiterer A380 für Emirates.