... und das, obwohl der Chef die Konzernbilanz im Rollstuhl vorträgt. Beiersdorf-Umsatz soll 2014 weiter steigen

Hamburg. „Unseren Umsätzen geht es besser als meinem Knie“, sagte Beiersdorf-Chef Stefan F. Heidenreich am Dienstag bei der Bilanzvorstellung des Unternehmens. Zwar ist es derzeit für Hamburgs einzigen DAX-Konzern relativ einfach, besser als der Chef dazustehen. Denn Heidenreich trug das Zahlenwerk im Rollstuhl vor. Eine Knieoperation muss noch einige Wochen lang ausheilen. Doch Heidenreich hat nichts Falsches gesagt. Denn Beiersdorf ist nach Worten des Vorstandschefs in den vergangenen Monaten weit erfolgreicher gewachsen als alle anderen weltweit konkurrierenden Kosmetikkonzerne.

Trotz seiner Operation war Heidenreich nur eine Woche nicht im Unternehmen. „Die Hamburger Mitarbeiter lieben dies nicht alle – die sehen mich schon mal ganz gern eine Woche draußen“, sagte der Chef, der auch heute noch jeden Tag zur Reha muss. Für den Sportler, der in seinem Leben kaum krank war, ist dies ein völlig neues Erlebnis. „Ich habe dadurch auch bemerkt, wie wenig behindertenfreundlich Beiersdorf ist“, so Heidenreich. Inzwischen hat er Haltegriffe montieren lassen, dafür gesorgt, dass das Straßenpflaster vor dem Eingang eben ist und die Eingänge verbreitern lassen, damit diese rollstuhlfreundlicher werden.

Beiersdorf habe Marktanteile gewonnen, den Umsatz gesteigert und das Ergebnis verbessert, so der Chef. Das gelte nicht nur für die Wachstumsmärkte wie Lateinamerika und Asien, sondern auch für die reifen und hart umkämpften Märkte Westeuropas und für Deutschland. „Damit sind wir sehr zufrieden“, sagte Heidenreich. So habe man erstmals seit dem Jahr 2008 in Westeuropa ein Umsatzplus von 1,2 Prozent erzielt. Konkrete Zahlen zum deutschen Markt nannte er nicht. „Mit unseren Innovationen sind wir in der Branche führend“, sagt er. Die Pipeline für neue Produkte sein noch gut gefüllt.

So hätte etwa das neue Produkt In-Shower, ein Duschgel mit Feuchtigkeitscreme, gleich nach der Einführung stärker zugelegt als vom Management erwartet. Den gleichen Erfolg erzielte Beiersdorf mit der Gesichtscreme Cellular Anti-Age sowie dem Deo Stress-Protect. Hauptziel des Unternehmens sei es, Marktanteile zu gewinnen. „Grundlage der geschäftlichen Entwicklungen sind die strategischen Entscheidungen“, erklärte der Vorstandschef. „Und die Tatsache, dass wir tolle Mitarbeiter haben.“ Beiersdorf habe das Profil der globalen Marke Nivea wieder geschärft, seine Präsenz auf den Märkten erhöht und die Innovationskraft gestärkt. Um das Wachstum weiter zu forcieren, baut Beiersdorf in China und Mexiko weitere Werke mit integrierten Forschungsabteilungen. In Indien soll eine Fabrik mit rund 300 Mitarbeitern entstehen. „In Mexiko werden wir künftig in der Lage sein, den amerikanischen Markt mit unseren Produkten zu beliefern“, sagt Heidenreich. Zukäufe würde Beiersdorf mit Rücklagen von rund 2,5 Milliarden Euro gerne tätigen. Das allerdings sei nicht planbar und oft Zufall – Beiersdorf sei jedenfalls bereit, sagte Finanzvorstand Ulrich Schmidt.

Für dieses Jahr geht das Hamburger Unternehmen von einem Umsatzwachstum von vier bis sechs Prozent aus. Es werde eine leicht über dem Vorjahr liegende operative Umsatzrendite erwartet, so Heidenreich. Beiersdorf gibt sich bei Prognosen eher zurückhaltend, sodass es - wie auch bei der Prognose im Vorjahr - „vielleicht auch noch ein wenig mehr wird“.

Das Wachstum des Unternehmens habe dazu geführt, dass 2013 erstmals rund 52 Prozent der Umsätze im Consumerbereich (Nivea, Eucerin und Co.) in den kaufkräftigen Märkten in Asien, Lateinamerika, Osteuropa und Afrika erzielt wurden. 48 Prozent entfielen auf Westeuropa und Nordamerika. 2011 lag das Verhältnis bei 46 und 54 Prozent.

Das Umsatzwachstum von 1,7 Prozent auf 6,14 Milliarden Euro und die Ebit-Umsatzrendite ohne Sondereffekte haben die Prognose des Konzerns übertroffen. Die Umsatzrendite liegt damit bei 13,2 Prozent. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) stieg auf 814 Millionen Euro, nach 735 Millionen im Vorjahr. Der Jahresüberschuss erhöhte sich auf 537 Millionen Euro nach 480 Millionen. Die Dividende solle wie im Vorjahr 70 Cent betragen. Allein der Bereich Consumer erreichte im Geschäftsjahr 2013 ein organisches Umsatzwachstum von sieben Prozent. Nominal erhöhte sich der Umsatz dieser Sparte um 1,1 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. „Alle Kernmarken haben Anteil an diesem dynamischen Wachstum“, so Heidenreich. Nivea steigerte den Umsatz um 7,5 Prozent, Eucerin um 11,5 und La Prairie um 7,5 Prozent.

Die Tochter Tesa konnte mit dem Wachstum der Mutter mithalten. Der Unternehmensbereich steigerte seinen Umsatz um 4,7 Prozent auf 1,04 Milliarden Euro nach 992 Millionen im Vorjahr. Das Ebit stieg von 129 auf 176 Millionen Euro. „Zu dieser positiven Geschäftsentwicklung trugen sowohl das Endverbraucher- als auch das Industriekundengeschäft in allen Regionen bei. Besonders positiv entwickelte sich das Geschäft in Asien und in den USA. Wachstumstreiber waren dort erneut die Elektronik- und die Automobilindustrie“, so Heidenreich. Tesa geht von einem Umsatzwachstum leicht über dem Markt aus, bei einem geschätzten Marktwachstum von zwei bis drei Prozent. Die operative Umsatzrendite werde voraussichtlich leicht unter dem Vorjahresniveau liegen. Heidenreich kann sich angesichts der guten Zahlen trotz seiner massiven Knieprobleme gemütlich zurücklehnen.