Handelsplattform Mt.Gox meldet Insolvenz an. Betreiber nennt Hackerangriff als Ursache

Tokio. Die ohnehin angeschlagene Digitalwährung Bitcoin stürzt immer tiefer in die Krise: Die einst größte Handelsplattform für die digitale Währung, Mt.Gox, hat einen Insolvenzantrag gestellt. Große Mengen an Bitcoins sind verschwunden. Mt.Gox habe Schulden von rund 6,5 Milliarden Yen, umgerechnet 46,6 Millionen Euro, hieß es am Freitag auf einer Pressekonferenz in Tokio, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Mt.Gox-Chef Michael Karpeles räumte demnach auch ein, dass Anfang Februar bei einem Onlineangriff auf die Handelsplattform von Unbekannten möglicherweise massenhaft Bitcoins entwendet worden seien.

Der Bitcoin ist eine digitale Währung, die im Internet entstand. Bitcoins sind virtuelle Geldeinheiten, deren Wert weder an eine andere Währung gekoppelt, noch durch physische Vermögenswerte gedeckt ist. Sie können aber auf Handelsplattformen im Netz mit „echtem“ Geld wie Euro oder Dollar gekauft werden. Bitcoins können dort auch in reales Geld getauscht werden. Außerdem spielen sie eine Rolle bei Onlinegames.

Die Idee dahinter ist ein Zahlungsverkehr, der unabhängig von Regierungen und Banken funktioniert. Den Bitcoin gibt es seit 2009. Als Urheber des Konzepts gilt eine Figur namens Satoshi Nakamoto – eine Art Phantom. Wer sich genau dahinter verbirgt, ist ein Mysterium. Die Produktion sollte im Jahr 2033 bei 21 Millionen Bitcoins eingestellt werden. Bis jetzt wurden etwas mehr als zwölf Millionen erstellt. Die gezielte Verknappung der Geldmenge ist vom früheren Goldstandard inspiriert und soll vor Inflation schützen.

2013 schoss der Kurs auf Online-Handelsplattformen zeitweise auf über 1000 Dollar pro Bitcoin hoch, zuletzt war er in etwa halb so hoch. Der Zusammenbruch von Mt.Gox scheint die Warnungen vor Sicherheitslücken zu bestätigen. Aufsichtsbehörden weltweit hatten in den vergangenen Monaten verstärkt vor den Risiken von Bitcoins gewarnt.

Dem Mt.Gox-Skandal zum Trotz eröffnete am Freitag in Hongkong ein Bitcoin-Geschäft – nach Angaben seines Inhabers Ken Lo das erste weltweit. Lo verkauft in dem Laden die virtuelle Währung. „An Nachfrage gibt es keinen Mangel“, sagte er. Kurz nach der Öffnung reihten sich tatsächlich viele Kunden in eine Schlange ein, um ein Bitcoin-Konto zu eröffnen. Den Skandal um die Bitcoin-Börse nannte der Geschäftsinhaber „keine große Sache“. Die Nachfrage werde stabil bleiben.

China ist weltweit der größte Markt für den Handel mit der virtuellen Währung Bitcoin. Chinas Zentralbank hatte den Finanzinstituten des Landes den Handel verboten und kurz darauf im Dezember noch einmal gewarnt, die virtuelle Währung könne zur Geldwäsche missbraucht werden. Privatleute können aber weiter mit Bitcoins handeln, auch in Deutschland: In Berlin-Kreuzberg steht seit einigen Tagen ein Bitcoin-Automat, an dem Bitcoins im Tausch gegen Bargeld erworben werden können.