Kupferhütte leidet unter sinkenden Metallpreisen, schwacher Konjunktur und Ausfall einer Anlage in Hamburg. Hauptversammlung im CCH

Hamburg. Europas größte Kupferhütte Aurubis hofft nach dem langen Stillstand ihrer Konzentratsverarbeitung in Hamburg und gesunkenen Kupferpreisen auf bessere Zeiten. „Noch sind wir in schwerer See, aber wir sind auf Kurs und hoffentlich bald durch – dafür gibt es erste Anzeichen“, sagte Vorstandschef Peter Willbrandt am Mittwoch auf der Hauptversammlung der Aktiengesellschaft im CCH. Er verwies auf die globale Erholung der Weltwirtschaft sowie eine gestiegene Nachfrage nach Kupfer. Die Kupferpreise dürften damit eine gute fundamentale Basis haben“, sagte Willbrandt. Er betonte, dass Aurubis technisch, in der Effizienz der Anlagen und im Umweltschutz einer der führenden Kupferhersteller sei. Willbrandt erwähnte in seiner Aktionärsansprache alle möglichen positiven Faktoren. Eine genaue Prognose für das laufende Geschäftsjahr wollte er aber nicht abgeben.

Das mag zum Teil daran liegen, dass der Aurubis-Chef mit seiner Prognose zum abgelaufenen Geschäftsjahr (1. Oktober 2012 bis 30. September 2013) deutlich daneben gelegen und ein „zufriedenstellendes Ergebnis“ in Aussicht gestellt hatte. Zum Teil sieht er aber selbst erhebliche Unsicherheiten in der künftigen Marktentwicklung: „Für das restliche Jahr wird vieles davon abhängen, wie sich die Kupferpreise und das Investitionsverhalten der Wirtschaft entwickeln“, sagte Willbrandt und skizzierte damit das Grundproblem von Aurubis in Hamburg.

Sein eigenes Wohl oder Wehe kann der Kupferhersteller nämlich nur in sehr begrenztem Umfang durch seine Eingriffe ins Betriebsgeschehen beeinflussen. Zu einem großen Teil ist Aurubis von der Entwicklung der Weltmarktpreise abhängig. Und diese habendem Konzern im vergangenen Jahr die Geschäfte verhagelt. Eine geringere Nachfrage aus China ließ den Kupferpreis im vergangenen Jahr stark fallen. Durchschnittlich lag der Erlös pro Tonne mehr als 240 Euro unter dem des Vorjahres. Ähnlich war die Entwicklung beim Kupfer-Recycling: Wegen sinkender Kupferpreise und der anhaltend konjunkturellen Schwäche in der Kernregion von Aurubis Europa nahm das Angebot an Altkupfer ab. Damit sanken die Raffinierlöhne.

Auch der „dramatisch fallende Goldpreis“ habe laut Willbrandt Aurubis getroffen. Um 25 Prozent sei er innerhalb von drei Monaten gesunken. Auslöser seien vor allem Goldverkäufe in Zypern gewesen. „Wir sind seit Jahrzehnten mit Volatilitäten der Metallmärkte vertraut, aber das Aufgezeigte lag außerhalb unserer Erwartungen“, sagte Willbrandt. Schließlich gibt es bei der Kupferproduktion noch ein weiteres Abfallprodukt, an dem Aurubis normalerweise gut verdient, zuletzt aber nicht: Bei der Entschwefelung fällt Schwefelsäure an, deren größter Abnehmer die Düngemittelindustrie ist. Aber auch hier war die Entwicklung schwach: Allein in Chile fielen die Preise von umgerechnet 116 auf 44 Euro pro Tonne. Bei zwei Millionen Tonnen, die Aurubis jährlich herstellt, kommt da einiges zusammen.

Zudem muste das Unternehmen den kompletten Stillstand am Standort Hamburg im September und Oktober verkraften. Entsprechend mager ist das Ergebnis, das Willbrandt seinen Aktionären am Mittwoch präsentieren konnte: So ist der operative Vorsteuergewinn von 296 Millionen Euro im Vorjahr auf 114 Millionen Euro eingebrochen. Anstatt Geld in die Kassen zu bekommen, zahlte Aurubis drauf: Der Netto-Cashflow lag bei minus 86 Millionen Euro. Im Wesentlichen floss das Geld in die Weiterzahlung der Löhne während des Stillstands in Hamburg.

Wie Willbrandt weiter sagte, habe das Wartungs- und Erneuerungsprogramm in Hamburg auch das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahrs 2013/2014 belastet: Unerwartete Probleme beim Wiederanfahren der Kupferhütte sowie Optimierungsbedarf im laufenden Betrieb haben das Ergebnis stärker beeinflusst als geplant. Und einmal mehr zeigte sich, wie sehr Aurubis von der Entwicklung der Weltmarktpreise abhängt: Im Vergleich zum Vorjahresquartal sei der Kupferpreis um zehn, der Goldpreis fast um 30 Prozent gesunken. Alles zusammen hat zu einem operativen Verlust von 2,5 Millionen Euro geführt.

Die Aktionärsvertreter zeigten sich entsprechend unzufrieden: Sie bemängelten das Ergebnis und die Kürzung der Dividende um 25 Cent auf 1,10 Euro. „Es scheint, jedes und alles hat sich dem Vorstand in den Weg gestellt“, sagte Joachim Siemers von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Echte Fehler vermochte er ihm aber nicht nachzuweisen: „Der Vorstand hat gute Arbeit gemacht.“