nextMedia.Hamburg fördert Austausch zwischen Internet- und Medienunternehmen. Zwei Millionen Euro Unterstützung

Hamburg. Der Otto-Konzern tüftelt gerade an einem neuen Konzept für den Internethandel mit Mode und Wohnaccessoires. In Bahrenfeld sucht der Computerspieleanbieter Goodgame Studios händeringend nach Hunderten neuen Mitarbeitern für die weltweite Expansion. Und das Soziale Netzwerk Facebook will in der Hansestadt die eigene Deutschlandzentrale ausbauen. Rund 23.500 Internet- und Computerfirmen haben ihren Sitz zwischen Elbe und Alster, etwa 110.000 Menschen sind in der Branche beschäftigt. Tendenz weiter steigend.

Zugleich aber leidet Hamburg als Medienmetropole auch unter der Krise, die Internet und Digitalisierung etwa für Verlage mit sich bringen. Und mit Berlin ist ein erbitterter Kampf um die Ansiedlung neuer Firmen und Geldgeber entbrannt. Während die Hauptstadt vor allem als die Start-up-Hochburg der Republik gilt, versteht sich die Elbmetropole eher als das Zentrum des profitablen Onlinehandels.

Um die digitale Wirtschaft in der Hansestadt weiter voranzubringen und den Austausch der Unternehmen untereinander zu stärken, hat der Senat nun eine Initiative mit dem Namen nextMedia.Hamburg gestartet. „Wir wollen den digitalen Wandel der Medien- und Kreativwirtschaft aktiv begleiten“, erklärte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bei der Vorstellung des Projekts am Dienstag. Die einzigartige Kombination von „Kreativität und Kaufmannsgeist“ in der Stadt biete die ideale Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg von innovativen Geschäftsmodellen.

„Wir möchten ein umfassendes digitales Ökosystem fördern, das allen offensteht, die mit kreativen Inhalten Geld verdienen“, ergänzte der Bevollmächtigte des Senats für den Bereich Medien, Carsten Brosda. Unterstützt wird das Projekt von nahezu 50 Unternehmen und Institutionen, zu denen neben Internetschwergewichten wie Google oder Xing auch die großen Hamburger Medienhäuser, Spielefirmen und die Universitäten gehören.

Ganz neu ist die Digitalinitiative allerdings nicht, sie ist vielmehr eine Weiterentwicklung des bereits im Jahr 1997 gegründeten Branchennetzwerkes Hamburg@work, das als Partner auch weiterhin im Boot bleibt. Finanziell verfügt nextMedia.Hamburg über die gleichen Mittel wie die Vorgängerorganisation. Insgesamt stehen pro Jahr zwei Millionen Euro zur Verfügung. Die Hälfte davon kommt von der Stadt, die andere von den privaten Unternehmen. Inhaltlich soll die neue Initiative nun aber andere Schwerpunkte setzen.

Konzentrierte sich Hamburg@ work vor allem auf die getrennte Unterstützung von Firmen aus den Bereichen Internethandel und Computerspiele, so soll nextMedia eher die Zusammenarbeit der Unternehmen und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle fördern. „Ein übergreifendes Thema ist beispielsweise die Entwicklung von Bezahlmodellen im Internet, das sowohl in der Medienwirtschaft als auch bei den Onlinespieleanbietern eine große Rolle spielt“, sagt der Senatsbevollmächtigte Brosda. Hier könnten die Firmen voneinander lernen.

Deutlich verbessert werden soll auch die Unterstützung von Gründern, die sich mit einem eigenen Internetunternehmen oder einer Computerfirma selbstständig machen wollen. Für sie soll es künftig eine feste Anlaufstelle geben, an der sie Auskünfte und schnelle Hilfe, beispielsweise bei Finanzierungsfragen oder rechtlichen Problemen erhalten.

Daneben soll sich die Initiative auch um den Ausbau von etablierten Medienkongressen wie Scoopcamp kümmern, auf denen die jüngsten Trends in der Branche diskutiert werden. An solchen Treffen herrscht in Hamburg kein Mangel. Gerade erst ist in der Hansestadt die Social Media Week zu Ende gegangen, auf der es darum ging, wie Facebook, Twitter & Co. unser Leben verändern. Im Herbst wird die Stadt Gastgeber des nationalen IT-Gipfels sein.

Nachholbedarf gibt es noch bei der Einbindung der Universitäten in das Branchennetzwerk. Während sich in Berlin die TU als wahrer Brutkasten für innovative technologische Unternehmen erweist – 800 Ausgründungen meldete die Institution jüngst – spielen die Hamburger Universitäten als Start-up-Fabriken bislang eher eine untergeordnete Rolle. Vor allem in die digitale Wirtschaft gibt es relativ wenige Kontakte, deutlich stärker sind die Verbindungen zur Industrie, etwa im Luftfahrtsektor.

Insgesamt dürfte es Hamburg nur schwer möglich sein, Berlin als Hochburg der Start-ups in absehbarer Zeit den Rang abzulaufen. Nirgendwo in der Republik ist die Quote der Gründer gemessen an der Gesamtbevölkerung derzeit höher, was auch mit der Anziehungskraft der Hauptstadt als international ausgerichteter Metropole zu tun hat. Wer eine neue Internetfirma aufmachen möchte, denkt in erster Linie an einen Standort an der Spree und erst dann an einen an der Elbe.

Immerhin belegen die Hamburger im bundesweiten Vergleich aber einen guten zweiten Platz und können zudem darauf verweisen, dass die Unternehmen, die in der Hansestadt entstehen, größere Überlebenschancen als in Berlin haben. Die sogenannte Liquidationsquote ist hier laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey deutlich niedriger.