Wolfsburger Autobauer verdient 11,7 Milliarden Euro

Wolfsburg. Mit einer Rekordbilanz im Rücken steuert Volkswagen auf spannende Wochen zu: Der Wolfsburger Konzern nimmt 6,7 Milliarden Euro in die Hand, um seine widerspenstige Tochter Scania unter Kontrolle zu bekommen. Für umgerechnet 22,26 Euro je Anteilsschein will Europas größter Autobauer in einem ersten Schritt mindestens 90 Prozent der Scania-Aktien einsammeln. Danach sollen die verbliebenen Anteilseigner aus dem schwedischen Traditionskonzern gedrängt und Scania von der Börse in Stockholm genommen werden, kündigte VW an. Finanziert werden soll das Ganze aus Barmitteln, einer Kapitalerhöhung im Volumen von zwei Milliarden Euro sowie durch Hybridkapital.

Die Dividende soll um 50 Cent pro Aktie steigen

Mit der Übernahmeofferte strebe Volkswagen eine klare Aktionärsstruktur bei Scania an, sagte Konzernchef Martin Winterkorn. Dies sei ein bedeutender Schritt, um die Vorteile, die der integrierte Nutzfahrzeugkonzern von MAN und Scania biete, vollständig zu realisieren. Bislang haben die Minderheitsaktionäre bei Scania ein wichtiges Wort mitzureden, da VW und MAN zusammen erst 62,6 Prozent des Kapitals und 89,2 Prozent der Stimmrechte an Scania halten. Zwei institutionelle Scania-Anleger wollen das Angebot der Wolfsburger aber ablehnen, berichtet die Zeitung „Dagens Nyheter“. Eine Vereinigung von privaten Anlegern hingegen begrüßte das Angebot. „Wir haben es aber noch nicht geprüft“, sagte Carl Rosén vom Verband schwedischer Aktionäre dem „Svenska Dagbladet“. Bei MAN hat VW durch einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag bereits die volle Kontrolle.

Vorantreiben soll die Allianz der frühere Daimler-Manager Andreas Renschler, der im Februar 2015 an die Spitze des Lkw-Geschäfts rücken wird. Der langjährige Lkw-Boss von Daimler löst dann Leif Östling ab, der die Lkw-Sparte von Volkswagen seit Herbst 2012 leitet. Dem 68 Jahre alten ehemaligen Scania-Chef war es nicht gelungen, die Widerstände der auf Eigenständigkeit bedachten beiden Töchter zu überbrücken. Im Durchschnitt erwarten die Niedersachsen durch die engere Zusammenarbeit der Lkw-Töchter in mehreren Jahren ein zusätzliches Synergiepotenzial von mindestens 650 Millionen Euro beim operativen Ergebnis pro Jahr.

VW fuhr vor allem dank seiner jüngsten Marke Porsche auch 2013 eine Rekordbilanz ein: Europas größter Autobauer steigerte den Betriebsgewinn im abgelaufenen Jahr auf knapp 11,7 (Vorjahr 11,5) Milliarden Euro. Der Umsatz wuchs um zwei Prozent auf 197 Milliarden Euro, das entspricht fast der Wirtschaftskraft von Israel. Beides sind Bestmarken. VW-Chef Winterkorn sagte: „Wir haben die für 2013 gesetzten Ziele erreicht und sogar übertroffen.“ Der Überschuss brach jedoch um mehr als die Hälfte auf 9,1 Milliarden Euro ein. Im Vorjahr blähten Sondereffekte im Zusammenhang mit der Porsche-Übernahme die Bilanz auf. Aktionären und Mitarbeitern winken trotzdem höhere Beteiligungen. Die Dividende für 2013 soll um je 50 Cent auf vier Euro je Stamm- und 4,06 Euro je Vorzugsaktie erhöht werden.