Deutsche Bank braucht eigene US-Tochter und mehr Eigenkapital

Washington. Die Deutsche Bank und andere internationale Großbanken müssen in den USA künftig mit erheblich verschärften Kapitalvorschriften leben. Die US-Notenbank Federal Reserve verabschiedete ein Regelwerk, das 15 bis 20 ausländische Institute zwingt, eigene Zwischenholdings in den USA zu gründen, in denen ihr Geschäft dort gebündelt ist. Diese müssen eigenständig mit Eigenkapital und den nötigen Barmitteln ausgestattet werden. Analysten schätzen, dass die Regeln allein die Deutsche Bank Hunderte Millionen Euro im Jahr kosten könnten. Zumindest muss sie teures Eigenkapital aus Europa in die USA transferieren.

Die Fed zieht mit den Vorschriften ihre Lehren aus der Finanzkrise, in der sie den Töchtern ausländischer Banken Hunderte Milliarden Dollar an Liquiditätsspritzen verabreichen musste, um sie am Leben zu halten. „Der wichtigste Beitrag, den wir zum globalen Finanzsystem leisten können, ist der, das amerikanische Finanzsystem stabil zu halten“, begründete der für die Bankenaufsicht zuständige Fed-Gouverneur Daniel Tarullo die nach ihm benannten Regeln. In einer Krise, die sich wie ein Flächenbrand über viele Staaten ausbreite, stünden Banken oft vor der Entscheidung, wo sie ihr Geschäft retten müssten, erklärte die Fed. Und diese falle oft zugunsten des Heimatmarktes aus, wie die Finanzkrise gezeigt habe.

Die Deutsche Bank hatte sich betont gelassen gegeben. Sie hat einen Teil der geplanten fünf Milliarden Euro, die sie sich in Form von Ergänzungskapital an den Märkten besorgen will, für die Kapitalausstattung in den USA reserviert. Dennoch sieht die US-Investmentbank Morgan Stanley den deutschen Branchenprimus neben der britischen Großbank Barclays von den Tarullo-Regeln am stärksten belastet. Er müsse seine US-Tochter voraussichtlich mit sieben bis acht Milliarden Dollar mehr Kapital ausstatten. Zudem werde die Refinanzierung teurer: Morgan-Stanley-Analyst Huw van Steenis schätzt, dass die Deutsche Bank 200 Millionen bis 650 Millionen Euro mehr Zinsen im Jahr zahlen muss. Zugleich werde sie ihre Bilanz in den USA deutlich verkleinern müssen.

Den ursprünglichen Entwurf der Tarullo-Regeln vom Dezember 2012 passte die Fed nur noch leicht an: Eigene US-Holdings sind nur noch für Banken vorgeschrieben, die in den USA auf mehr als 50 Milliarden Dollar Bilanzsumme kommen; zuvor lag die Schwelle bei zehn Milliarden. Nach Angaben der Notenbank fallen unter die Vorschrift damit 15 bis 20 ausländische Banken, etwa zehn weniger als bisher. Für kleinere Institute reichen wie bisher Niederlassungen. Und die Banken bekommen ein Jahr - bis Juli 2016 - länger Zeit, um die neuen Strukturen zu schaffen. Institute mit mindestens zehn Milliarden Dollar Bilanzsumme in den USA müssen sich auch jährlichen Stresstests stellen, in denen ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krisen geprüft wird. Somit werden ausländische Banken in den USA damit künftig genauso scharf reguliert wie die heimischen Geldhäuser. Die Regeln dort sind strenger als in der Europäischen Union (EU).