Nächsten Montag Grundsteinlegung für Energie-Campus. Harburg soll sogar zum deutschen Silicon Valley werden

Hamburg. Dass die Hansestadt in puncto Technologie- und Gründerzentren bundesweit eher unter den Schlusslichtern ist, ist ein offenes Geheimnis. „Während es in Berlin rund 20 Gründerzentren gibt, sind es in Hamburg höchstens fünf“, sagt Christoph Birkel, der in Harburg schon seit mehr als 20 Jahren ein großes privates Gründungszentrum betreibt. Bundesweit gibt es sogar mehr als 350 solcher Anlagen, in denen Spitzenwissenschaftler nach Innovationen forschen oder Gründer eine erste Adresse finden. Doch jetzt wollen Hamburgs Behörden, die Handelskammer und private Investoren in puncto Hightech aufholen. „Schon in der kommenden Woche wird in Bergedorf der Grundstein für den Energie-Campus gelegt“, sagt Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer. Finanziert wird das 7,5 Millionen Euro teure Technologiezentrum von der Europäischen Union und der Stadt.

Der Energie-Campus in der Nähe des Laserzentrums soll sich im Lauf der Zeit vergrößern, weitere Gebäude für Forscher sollen entstehen und Unternehmen anlocken, die sich auf umweltschonende Energien wie Windkraft spezialisiert haben. In Lurup ist die Errichtung eines Inkubators, also eines Gründerzentrums, nahe dem Forschungszentrum Deutsches Elektronen-Synchrotron (Desy) geplant. Dort können in Zukunft Ausgründungsinteressierte und Start-up-Gründer aus dem Desy, der Universität Hamburg und von anderen wissenschaftlichen Einrichtungen auf ein Umfeld setzen, das die unmittelbare Nähe zu den Technologien des DESY gewährleistet. Auch eine Unterstützung im Service- und Dienstleistungsbereich – etwa bei der kaufmännischen Rechtsberatung oder Vermarktung, – sowie Sitzungsräume und Catering sind geplant. Der entsprechende Bebauungsplanentwurf wird voraussichtlich im ersten Halbjahr beschlossen werden, teilte die Wirtschaftsbehörde mit.

Mit dem ICGT (Innovation Campus for Green Technologies) der TU Harburg und der Firma TuTech, die aus der TU Harburg hervorgegangen ist, wird in Harburg ein drittes Zentrum entstehen. „Der Baubeginn könnte Anfang 2015 sein“, sagt TuTech-Chef Helmut Thamer. Ergänzend dazu plant ein privater Investor in der Nähe des Neuländer Quarrees in Harburg einen Technologiepark für etablierte Unternehmen, die insbesondere von der Nähe zur TU Harburg profitieren wollen. Weitere potenzielle Flächen sollen geprüft werden. „Die Stadt kann fünf bis sieben solcher Zentren für Gründer oder Hightech-Firmen vertragen“, sagt Schmidt-Trenz. Bereits im Jahr 2011 ist er mit seinem Plan an die Öffentlichkeit getreten. Doch ein solches Projekt zu realisieren, braucht viel Zeit.

Unternehmer Christoph Birkel, der mit seinem Vater Wolfram den privat finanzierten hit-Technopark in Harburg gebaut und erfolgreich vermietet hat, begrüßt die Initiative der Stadt. „Hamburg braucht Hochtechnologie“, sagt Birkel, dessen Immobilen auf 29.000 Quadratmetern inzwischen 120 Unternehmen beherbergen mit insgesamt 520 Mitarbeitern. Dort können die Firmen forschen, sich bei Bedarf in der Fläche vergrößern oder verkleinern und auch mit benachbarten Unternehmen zusammenarbeiten.

„Bei uns arbeiten drei Weltmarktführer“, sagt der Unternehmer. So hat zum Beispiel die Firma Spiegelberg Monitore und andere Produkte für eine antimikrobielle Liquordrainage erfunden. Mit diesem Begriff bezeichnet man ein Verfahren zur Bestimmung des innerhalb des menschlichen Schädels herrschenden Drucks. Unter anderem ist die Messung bei bewusstlosen Patienten hilfreich. Die Mieter zahlen im Schnitt 8,50 Euro pro Quadratmeter und können die gesamte Infrastruktur des Unternehmens nutzen, wie etwa Kantine, Postversand oder auch Veranstaltungen des Zentrums sowie ein Hotel, das Birkel extra für Gäste bauen ließ.

Während die Investoren des Chanel Hamburg, des hit-Technologiezentrums und anderer Gebäude für innovative Unternehmen bislang einzeln für ihre Immobilien werben, will Birkel nun versuchen, dass sich die Technologie- und Gründerzentren in Harburg zusammenschließen und gemeinsam ihre Stärken vermarkten. „Harburg ist der größte Hochtechnologiestandort im Norden“, sagt er. Das Bauen von Gebäuden reiche nicht. „Wir haben großes Potenzial, das es auch darzustellen gilt“, so Birkel, der eine gemeinsame Marketinggesellschaft unter dem Slogan Silicon Valley Harburg vorschlägt.

„Jeder der Investoren hat unter dem Dach der neuen Gesellschaft die Freiheit zu entwickeln, was er will, nur die Vermarktung des Standorts soll gemeinsam organisiert werden“, sagt er. Der Begriff Silicon Valley werde dem Hamburger Stadtteil gerecht. Schließlich gebe es in Harburg im Umkreis der TU zahlreiche innovative Unternehmen, die noch viel besser miteinander vernetzt werden könnten. „Wir befinden uns hier in Konkurrenz mit Amsterdam, London und Paris. Wir brauchen ein Sprachrohr“, sagt Birkel.

Arne Weber ist Bauherr und Eigentümer des Chanel Hamburg am Harburger Binnenhafen. „Jede Idee ist willkommen“, sagt er zu Birkels Plan. „Aber man muss das genau überlegen.“ TuTech-Chef Thamer hingegen findet das Vorhaben gut. „Wir haben mit der TU, dem hit-Technopark, dem Chanel Hamburg, dem Elbcampus und den zahlreichen anderen technologieorientierten Unternehmen ein gutes Potenzial. Eine gemeinsame Vermarktung des Standorts wäre sinnvoll.“