Bonn. Der Strafprozess um die Teldafax-Pleite vor knapp drei Jahren ist bereits zum Auftakt am Dienstag ins Stocken geraten. Vor dem Bonner Landgericht erhoben die Verteidiger von zwei der drei angeklagten Ex-Manager des Billigstromanbieters Einwände gegen die Besetzung der Strafkammer. Darüber will das Gericht am Freitag entscheiden. In ihrer Anklageschrift warf die Staatsanwaltschaft den Ex-Vorständen gewerbsmäßigen Betrug und Insolvenzschleppung vor.

Die angeklagten Ex-Teldafax-Vorstände Klaus B., Gernot K. und Michael J. sollen die Insolvenz des Troisdorfer Unternehmens über längere Zeit verschleiert und unterdessen zahlreiche Kunden durch Vorkasse-Tarifmodelle geschädigt haben. Den Beschuldigten im Alter zwischen 49 und 61 Jahren drohen mehrjährige Haftstrafen. Zumindest der Angeklagte K. könnte allerdings auf eine Bewährungsstrafe hoffen, sollte er ein Geständnis ablegen. Die Möglichkeit einer entsprechenden Verständigung sei im Vorfeld des ersten Verhandlungstages erörtert worden, sagte der Vorsitzende Richter Eugen Schwill. Die Teldafax-Pleite vom Juni 2011 gilt gemessen an der Zahl der Gläubiger als die größte Unternehmens-Insolvenz in der deutschen Geschichte: Die 2001 gegründete Firma mit zuletzt 600 Mitarbeitern war innerhalb weniger Jahre zu Deutschlands größtem unabhängigen Energieanbieter aufgestiegen und zählte 700.000 Kunden.

Die drei beschuldigten Ex-Manager sollen laut Staatsanwaltschaft den Insolvenzantrag von Teldafax bis zum 14. Juni 2011 verzögert haben, obwohl die Firma schon im Sommer 2009 zahlungsunfähig gewesen sei. „Die Angeklagten hatten Kenntnis von der Überschuldung“, sagte Staatsanwalt Alexander Klingberg zu Prozessbeginn. Statt Insolvenz anzumelden, hätten die Verantwortlichen Kunden mit Tarifen gelockt, die nicht kostendeckend gewesen seien – mit dem Ziel, dem Unternehmen Liquidität zu verschaffen.