Kaltenkirchener Unternehmen „Lieblingsstücke“ hat mittlerweile drei Filialen und will weitere Geschäfte in Hamburg eröffnen, darunter ein Outlet

Hamburg. In Sachen Mode kann man Maike Zergiebel-Lohse wenig vormachen. Zwar hat sie Zahnarzthelferin gelernt und vor 22 Jahren im Hamburger Universitäts-Klinikum in der Zahn-, Mund- und Kieferchirurgie im Tages- und Nachtdienst gearbeitet. Doch dann lernte sie ihren Mann kennen, der eine Modeagentur betrieb. „Inzwischen bin ich bereits seit mehr als 30 Jahren in der Branche“, sagt die Frau, die am Mühlenkamp ihr drittes Geschäft „Lieblingsstücke“ eröffnet hat. Zwei weitere Filialen betreibt sie in Eimsbüttel und Kaltenkirchen. „Ich möchte in diesem Jahr gerne noch eine weitere Niederlassung in der Hansestadt eröffnen“, sagt die Frau, die vorwiegend Standorte in Gegenden mit wohlhabendem Umfeld sucht. Auch ein Outlet ist in Hamburg mittelfristig geplant.

Die Unternehmerin hat das Geschäft von der Pike auf gelernt. Fünf Boutiquen hat sie in den 80er-Jahren mit ihrem Mann betrieben, vier in Hamburg und eine im Umland. Doch dann verstarb ihr Mann Ende der 80er-Jahre, ein Schock.

Zergiebel-Lohse entschloss sich zu einem Verkauf der Geschäfte, auch weil sie mehr Zeit brauchte, um sich um ihre damals acht Monate alte Tochter kümmern zu können. Doch die Branche ließ sie nicht los. Sie wird als Repräsentantin und Gebietsleiterin der niederländischen Modemarke Turnover für Nord- und Ostdeutschland tätig. Neben ihrem Job gründet die quirlige Frau in Kaltenkirchen schließlich ihr Geschäft „Lieblingsstücke“.

Zergiebel-Lohse hatte ein gutes Händchen. Ihr Sortiment kam in dem 100 Quadratmeter großen Laden mit Bekleidung und Wohnaccessoires in der Kleinstadt gut an. Exclusive Marken wie Marc Cain, Cambio, Turnover oder Barbara Becker wurden von der Kundschaft gerne gekauft. Den zweiten Laden gründete sie im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel, danach fand sie die Fläche am Mühlenkamp in Winterhude. „Ich suche eigentlich nicht aktiv nach neuen Geschäften, meist werde ich von Freunden angesprochen, wenn sie leere Läden sehen.“ Auch in dem Winterhuder Geschäft bietet sie neben Bekleidung und Homeware, Taschen, Gürtel und andere Accessoires an. Für dieses Jahr peilt die Unternehmerin mit sechs Mitarbeiterinnen in Voll- und Teilzeit einen Umsatz von 500.000 Euro an.

Die Arbeit teilt sie sich mit ihrem jetzigen Mann Claus Lohse. „Für die Mode, also den Einkauf der Kleidung, bin ich zuständig, während mein Mann die Buchhaltung macht und die neuen Kleidungsstücke zu den Filialen bringt. Ohne seine Hilfe könnte ich meine beiden Aufgaben für Turnover und die Geschäfte nicht bewältigen“, sagt Zergiebel-Lohse, die Modemessen in ganz Deutschland besucht.

„Meine Kundinnen sind von 35 Jahren an aufwärts“, sagt Zergiebel-Lohse. Gestandene, oft gut verdienende Frauen, die wissen, was sie wollen. „Wir verkaufen Mode für kleine und große Pos und Portemonnaies“, sagt die Unternehmerin, die vor 33 Jahren aus Niedersachsen nach Hamburg kam. Der Markt ist hart umkämpft. Laut dem Statistischen Landesamt gibt es in Hamburg mehr als 700 Geschäfte, die sich auf den Verkauf von Textilien, Pelzwaren, Gürtel und andere Accessoires spezialisiert haben. „Allein in der Hamburger Innenstadt hat die Zahl der Bekleidungsgeschäfte zwischen 2010 und 2013 von 295 auf 316 zugenommen“, sagt Heiner Schote, Einzelhandelsexperte der Handelskammer. „In attraktiven Stadtteilzentren wie Eppendorf, Winterhude oder auch in Bergedorf beobachten wir diesen Trend ebenfalls“, so der Experte. Doch die Branche hat inzwischen große Wettbewerber. Der Onlinehandel mit Textilien boomt. Nach Angaben des Bundesverbandes des deutschen Versandhandels werden allein mit Textilien im Online- und Versandbereich mehr als zehn Milliarden Euro Umsatz gemacht. Vor allem Frauen setzen bei Textilien auf Bestellungen über das Internet.

Doch es gibt einen Gegentrend. Die mit dem Internet groß gewordene Generation in Deutschland kauft nach einer Konsumstudie gerne im traditionellen Einzelhandel mit seinen Boutiquen, Fachgeschäften und Filialen ein. Das stationäre Geschäft sei für die meisten immer noch die beliebteste Einkaufsmöglichkeit, heißt es in einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger und des Hamburger Shopping-Center-Betreibers ECE.

Beide Unternehmen hatten im November 2012 rund 42.000 Menschen zu ihrem Shoppingverhalten befragt und rund 2000 Einkaufstagebücher ausgewertet. Von den Probanden wurden in dem Zeitraum rund zwei Millionen Euro ausgegeben.

Zwei Drittel der Konsumenten seien Stammkunden im stationären Handel und kauften dort alle zwei Wochen und häufiger ein. Im Internet treffe dies nur auf 13 Prozent zu.

Zergiebel-Lohse lässt sich jedenfalls von der Internet-Konkurrenz nicht beirren. „Die Menschen möchten die Sachen, die sie kaufen, vorher anfassen und anprobieren“, sagt sie. „Dann haben sie ein besseres Gefühl für ihr neues Kleidungsstück.“ Das könne der Onlinehandel nicht bieten.