Erfolgsideen aus der Region: Familienunternehmen stellt in Schenefeld Produkte her, die in jedem Airbus verbaut sind

Schenefeld. Abgehoben sind Meike Runde und Lars Engelhardt nun wahrlich nicht. Die in ihrem Unternehmen gefertigten Teile heben hingegen ziemlich häufig ab – und zwar mit jedem Airbus. Denn der Familienbetrieb Groth mit Sitz in Schenefeld, den die bodenständigen Geschwister Runde und Engelhardt in dritter Generation führen, stellt unter anderem Wasserhähne und Ventile für Flugzeugtoiletten und -küchen her. Die hochwertigen, präzise hergestellten und vor allem auf den Punkt ausgelieferten Eigenprodukte sind in der Luftfahrtbranche außerordentlich gefragt. Zudem fertigt Groth für die Medizintechnik, die optische Industrie und die Systemtechnik. In der Fertigungshalle wird gedreht, gefräst, gebohrt und montiert. Die Teile aus Schenefeld finden sich dann in Operationssälen von Krankenhäusern, in Kameras und Anschnallgurten wieder.

Groth ist so glänzend im Geschäft, dass die 1946 gegründete Firma stetig wächst. Am einstigen Stammsitz in Halstenbek-Krupunder war deshalb kein Platz mehr. 2011 erwarb das Unternehmen das Gewerbeareal in Schenefeld. Sechs Millionen Euro wurden in den Bau und die Ausstattung der neuen Produktionsstätte investiert. 2012 folgte der Umzug in die großzügigen Hallen und Büros. Trotzdem gingen Runde und Engelhardt kürzlich noch einmal einkaufen. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, erwarb das Unternehmen vor zwei Monaten ein weiteres Grundstück im Gewerbegebiet am Dannenkamp, das sich an die neue Produktionsstätte direkt anschließt.

Damit verfügt die Groth Group jetzt über insgesamt 10.000 Quadratmeter, auf der eine Halle mit 2600 Quadratmetern für die Fertigung steht sowie ein Bürogebäude und Parkplätze zu finden sind. „Durch die neu erworbene Fläche könnten wir noch einmal das bauen, was hier bereits steht“, erklärt Engelhardt. Doch das ist nur eine Option für die Zukunft. Derzeit sind weitere benötigte Parkplätze auf dem angekauften Stück geplant. Denn die werden für die gestiegene Zahl an Mitarbeitern dringend gebraucht.

2009 zählte die Groth-Group noch 90 Mitarbeiter, heute sind es bereits 120. Sie sind es auch, die Runde als Geheimnis des Erfolgs bezeichnet. „Wir würden an der Spitze nichts erreichen, wenn wir nicht so ein gutes Team hätten“, sagt die ehemalige Steuerberaterin, die vor mehr als zehn Jahren im Unternehmen einstieg. Dass sie einmal die Geschäftsführung für Groth Feintechnik antritt, war so nie geplant. Als sie anfing, wollte sie als Buchhalterin nur ihrer Mutter im Betrieb helfen. Als sie dann vor der Entscheidung stand mit zwei kleinen Kindern und einem Vollzeit arbeitenden Mann die Unternehmensleitung der Sparte zu übernehmen, schlief sie Nächte lang nicht. Sie sorgte sich, weil sie nicht aus der Branche kommt. Rückblickend weiß sie: Das war gut so. „Vielen mittelständischen Unternehmen fehlt die kaufmännische Seite. Genau dieses Wissen konnte ich einbringen“, so Runde. Kostenstellen und Kalkulation sind ihr Metier. Sie stellte die Buchhaltung komplett um.

Während Runde die Kosten im Blick hat, bringt ihr Bruder als Diplom-Ingenieur das nötige Wissen in Sachen Luftfahrt mit. Er ist Geschäftsführer der Schwesterfirma Groth Luftfahrt. Wenn es ums Fachwissen geht, können sich die beiden auch auf ihre Mitarbeiter verlassen. Die sind teilweise seit Jahrzehnten für den Betrieb tätig. Am 31. März geht einer der Angestellten in Rente, der bereits im Alter von 15 Jahren bei Groth anfing zu lernen. Die Ausbildung von Fachkräften, die optimalerweise dem Betrieb dann auch erhalten bleiben, liegt Runde und ihrem Bruder besonders am Herzen. 15 Auszubildende absolvieren derzeit entweder eine Lehre zum Feinwerktechniker oder zur Fachkraft für Logistik. „Ohne Fachkräfte sind wir gar nichts. Es ist angesichts des Mangels auf dem Arbeitsmarkt eine der großen Herausforderungen des Unternehmens, weiter gute Mitarbeiter zu haben“, sagt Engelhardt. Deshalb versuchen Runde und Engelhardt ihren Angestellten, die im Drei-Schicht-System die Produkte herstellen, auch in Sachen Vereinbarung von Familie und Beruf entgegenzukommen. So werden Kita-Zuschüsse vom Unternehmen bezahlt sowie zwei zusätzliche Urlaubstage im Krankheitsfall der Kinder gewährt.

In Zukunft plant das Geschwisterpaar, die beiden Firmen unter dem Dach der Groth Group voneinander auch unabhängig weiterzuentwickeln. So wurde im Bereich Feinwerk jetzt auch eine Entwicklungsabteilung eingerichtet, um zusätzlich zu Produkten, die nach den Bauplänen der Kunden gefertigt werden, auch eigene zu konstruieren.