Das Unternehmer-Ehepaar Brigitte und Achim Landvogt führt das Schwarzlichtviertel und das Kinderparadies rabatzz!

Hamburg. Wer zur Minigolfanlage ins Schwarzlichtviertel will, darf die Abfahrt des U-Boots nicht verpassen. Pünktlich alle sechs Minuten macht sich das Schiff an der Kieler Straße in Stellingen auf den Weg in den Untergrund. Sechs Passagiere passen in die Kabine. Sie sitzen auf den Bänken und gucken durch das Bullauge. Eine Segelyacht schippert über die Elbe und lässt den Michel hinter sich. Ein Schauspieler erzählt in einem Film von Hamburg und der Tour. Dann geht das U-Boot zunächst vorn auf Tauchstation. Die Passagiere werden nach unten gedrückt. Im Bullauge taucht erst das Elbwasser auf, kurz darauf eine farbenfrohe Welt aus Korallen und Tropenfischen. Nach viereinhalb Minuten verlässt der leicht durchgeschüttelte Besucher die kreative Eingangsschleuse und steigt im mythischen Inselreich Atlantis aus – zum Minigolfspielen im Schwarzlicht vor 3D-Kulissen.

„Wir wollten die Gäste mit einem Wow-Effekt überraschen“, sagen Achim und Brigitte Landvogt, die vor fünf Jahren laut Homepage Deutschlands größte Schwarzlicht-Erlebniswelt eröffneten und in der Bundesrepublik weniger als zehn Konkurrenten aufzählen. Auf mehr als 1000 Quadratmetern können die Besucher im Blind House durch eine stockdunkle Wohnung gehen und mit den Händen Küche, Bad oder Wohnräume ertasten. Sich beim Airhockey, Billard oder Kickern duellieren. Bei Mission Possible à la Tom Cruise durch ein Gewirr von grünen Laserstrahlen steigen. Oder 18,5 Bahnen Minigolf spielen. Konstant fast eine Million Euro Umsatz pro Jahr macht das Ehepaar mit dem Unternehmen, zu dem auch ein Restaurantbereich mit 60 Sitzplätzen gehört. „Im zweiten Geschäftsjahr waren wir profitabel“, sagt Achim Landvogt, der auf Erfahrungen aus einer erfolgreichen Geschäftsgründung bauen konnte.

Im August 2004 hatten die studierten Lebensmitteltechnologen mit ihrem Berufsleben als Angestellte gebrochen. Des ständigen Umziehens für den Job bei Konzernen überdrüssig, eröffneten die Eltern zweier Kinder den Indoor-Kinderspielplatz rabatzz! Bis heute investierten sie zwei Millionen Euro und bieten nun auf 3500 Quadratmetern Action für Kids mit Hochseilgarten, Wellenrutsche, Power-Aqua-Paddeln, Hüpfburgen und Trampolinspringen. Die Erlöse liegen bei deutlich mehr als einer Million Euro. „Bei Umsatz und Besucherzahlen sehen wir einen flachen, aber stetigen Zuwachs“, sagt Brigitte Landvogt, 50, und ist angesichts des verschärften Wettbewerbs zufrieden. Statt damals 100 Konkurrenten seien es heute 350 in Deutschland. Bereits im zweiten Jahr schafften sie eine schwarze Null. Seit dem dritten Jahr machen sie Gewinn und liegen im oberen Bereich ihrer Geschäftserwartungen. 2007 gewannen sie für rabatzz! den Hamburger Gründerpreis als Aufsteiger des Jahres. Beschäftigten sie damals zwei fest angestellte Mitarbeiter und 40 Minijobber, sind es heute inklusive Teilzeitkräften 20 Festangestellte und 50 bis 70 Minijobber, viele davon Schüler. Rund zwei Drittel von ihnen arbeiten im rabatzz!, der Rest im benachbarten Schwarzlichtviertel.

Die Idee für ihr zweites Geschäft brachten die beiden aus den USA mit. Sie sind Stammgäste bei der weltgrößten Messe für Freizeitparks in Orlando und sahen vor zehn Jahren, wie Themenfahrten – unter dem Begriff werden traditionell Fahrgeschäfte wie Geisterbahnen zusammengefasst – interaktiver wurden. Während die Amerikaner gern Abenteuer-Minigolf unter freiem Himmel spielen, passten die Landvogts ihr Geschäftsmodell den Wetterbedingungen an und verlagerten es ins Gebäude. „Uns war klar: Deutschland und Minigolf – das passt“, sagt der 53-Jährige. 20 Millionen Menschen schwingen hierzulande den Schläger. Der große Vorteil: Fast jeder sei fit genug für die Traditionssportart. Rund 450.000 Euro investierte das Ehepaar in die Anlage. Aus Styropor und Beton fertigten Theaterbauer die Kulissen, Maler sorgten für realistische Zeichnungen von Flora und Fauna für die drei Welten. Besonders deutlich wird das den Besuchern, die sich die 3D-Brille aufsetzen. Die Folie trennt die Farben entsprechend der unterschiedlichen Wellenlänge und sorgt so für den dreidimensionalen Effekt. In Atlantis schwimmen den Besuchern Haie entgegen, Kraken breiten ihre Arme aus, Wasserschlangen rekeln sich. Von Bahn sieben bis zwölf wird Minigolf in der Dschungel- und Piratenwelt gespielt, der Ball muss dabei auch schon mal einem Krokodil in das Maul gespielt werden. Auf dem letzten Drittel der Anlage erfolgt das Einlochen in der verrückten Fabrik.

Eine Partie dauert rund 90 Minuten und kostet zwischen 7,50 und 9,50 Euro. Am Wochenende wird die Minigolfanlage zur Partymeile. Statt Meeres- oder Dschungelgeräuschen wird Musik gespielt, Kellner bringen Softdrinks und Cocktails an die Bahn. Tagesbesucher und Firmenfeiern sind die Haupteinnahmequellen. In einem Extraraum können die Landvogts bis zu 100 Besucher mit Speisen und Getränke versorgen. „Von Mitte November bis Mitte Januar sind wir mit Weihnachtsfeiern praktisch ausgebucht“, sagt Brigitte Landvogt, die das Saisongeschäft mit dem Ansturm im Winter und der Flaute bei schönem Wetter im Sommer aus dem rabatzz! kennt.

Trotz des schwankenden Geschäftsverlaufs wollen die Landvogts ihrem Segment treu bleiben. Sie suchen seit Längerem eine geeignete Immobilie für eine Expansion. Für verschiedene Ideen lägen Businesspläne in der Schublade. Was sie genau vorhaben, verraten sie nicht. Nur soviel: Es soll eine Bewegungskomponente enthalten. „Ein zweites rabatzz! oder ein zweites Schwarzlichtviertel in anderen Städten wird es aber nicht geben“, sagt Achim Landvogt, „da wären wir ja nur noch auf Autobahnen unterwegs, um vor Ort nach dem Rechten zu sehen.“