Mall Projekt von Syrus Schilling dekoriert Hamburger Einkaufszentren. Nun blickt das Unternehmen nach Osteuropa

Hamburg. Für Syrus Schilling fallen Weihnachten und Ostern zusammen. Denn in den ersten Wochen des Jahres ist der Unternehmer nicht nur mit dem Abbau, Transport sowie der Einlagerung der Weihnachtsdekoration aus dem Alstertal Einkaufszentrum (AEZ) und der Europa Passage beschäftigt, sondern plant gleichzeitig den Aufbau sowie die Ausstattung für Frühling und Ostern in fünf Shopping-Meilen. Das heißt: Allein im AEZ wurden unter anderem 1800 Meter Girlanden und 116 Tannenbäume mit rund 100.000 Kugeln abgebaut, mit 24 Sattelzügen in eine Halle nach Kaltenkirchen gebracht und in Hochregalen eingelagert. Nur wenige Meter neben rund 70 Kartons mit Stofftulpen, Kunstrasen und Deko-Hasen, die derzeit für die Häschenschule im AEZ und dem Kieler Sophienhof sowie die Hasenkirmes im Elbe-Einkaufszentrum aufbereitet werden. Die Kleider werden gebügelt, verblasste oder kaputte Stellen der Styroporhasen ausgebessert und die Funktion der elektrischen Tiere überprüft.

Die Lagerhallen in einem Gewerbegebiet in Kaltenkirchen sind acht Meter hoch und 3000 Quadratmeter groß, das dortige Büro von Syrus Schilling dagegen winzig. Ein Schreibtisch, ein Regal für Aktenordner, zwei alte Kinosessel und ein Terminkalender, der die Hälfte der Wand einnimmt. „Abbau“ steht im Januar an fast jedem Tag. Abbau der Weihnachtsdekoration ist damit gemeint. Ein Mammutprojekt. Vier Wochen lang sind die Mitarbeiter von Syrus Schilling damit beschäftigt. Jede Nacht. Vom Ladenschluss am Abend bis zur Öffnung am nächsten Morgen. „Wenn die Kunden gehen, kommen wir“, sagt Syrus Schilling, 38. Er kennt die Abläufe seit seiner Kindheit, ist mit ihnen groß geworden. Seine Mutter ist Inhaberin der Firma „Die Art Decoration Barbara Schilling GmbH“, die schon vor 25 Jahren ein Shopping-Center in Koblenz dekoriert hat. Damals war sie eine Pionierin auf dem Gebiet, heute ist der Markt hart umkämpft. Syrus Schilling selbst war jahrelang in der Firma seiner Mutter tätig, bis er sich 2001 selbstständig gemacht hat.

„Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen von dem Geschäft“, sagt Syrus Schilling offen. Konkurrenten seien sie trotzdem nicht – eher Partner, so Schilling, der jahrelang als Subunternehmer für seine Mutter tätig war. Zuerst mit seiner Firma „Event- und Messebau“, dann als „MPS Mall Projekt Schilling“. Was als One-Man-Show mit einem Kunden gestartet ist, hat sich inzwischen zu einem Unternehmen mit „Umsätzen im siebenstelligen Bereich“ sowie acht festen Mitarbeitern und bis zu 50 Saisonkräften entwickelt.

Von der Konzeption über die Produktion und Realisierung bis hin zur Logistik und Lagerung von Großdekorationen- und Ausstellungsbau – Syrus Schilling bietet einen Komplett-Service an. Was das heißt, erklärt er am Beispiel der neuen Winterdeko im Alstertaler Einkaufszentrum. „Vor rund einem Jahr haben wir und einige andere Agenturen den Auftrag bekommen, ein Konzept für eine komplette Weihnachtsdekoration zu erstellen. Wochenlang haben wir die Dekoration entworfen, auf eigene Kosten von circa 20.000 Euro Prototypen der Tannenbäume sowie Girlanden gebaut und diese schließlich präsentiert.“ Mit Erfolg: Seine Firma hat den Zuschlag bekommen – und sich einen Großauftrag gesichert. Denn die Kosten für eine Deko in der Größenordnung wie für das AEZ liegen „im hohen sechsstelligen Bereich“.

Die Herausforderung: „Wir müssen strenge Sicherheitsauflagen beachten und qualitativ höchste Ansprüche erfüllen“, sagt Schilling. Die Materialien müsse schwer entflammbar sein und jahrelang halten. „Das gibt es nicht zum Discountpreis“, sagt Schilling, der mit Ausnahme von den Lichterketten nur mit Produzenten in Europa zusammenarbeitet. „Asien ist mir zu weit weg. Ich will selbst zu den Herstellern fahren und mit ihnen persönlich meine Pläne besprechen. Sonst gibt es nur Missverständnisse.“ Dafür seien die sprachlichen und kulturellen Unterschiede einfach zu groß. „Es reicht nicht, irgendeinen Tannenbaum zu bauen, sondern genau den Tannenbaum, den wir für jeden Kunden individuell kreiert haben“, so Schilling.

Da gehe es darum, ob die Silhouette schmal oder buschig sei, wie viele Äste der Baum habe und wie viele sogenannte Sticks pro Ast. Zwischen 600 und 1800 Euro kostet ein Baum je nach Größe und Ausstattung. „Das ist so viel, dass man die Dekoration nicht jährlich austauschen kann, sondern diese mindestens fünf Jahre im Betrieb halten muss“, so Schilling. Deswegen wird die Ausstattung von Einkaufszentren über sechs Jahre geleast. Kosten für Ab- und Anbau, den Transport und die Einlagerung kommen extra hinzu. „Die Waren werden bei uns nicht einfach in einem alten Schuppen gehortet, sondern aufwendig verpackt und in einer Halle mit Fußbodenheizung eingelagert, um die Exponate frostfrei und sicher für die nächste Saison bereitzuhalten.“ Allein für die Verpackung fallen Kosten von rund 25.000 Euro an.

Auch große Unternehmen wie Airbus und Lufthansa gehören zu den Kunden

Der größte Kunde von Schilling ist derzeit ECE Projektmanagement, für die der Unternehmer beispielsweise Veranstaltungen und Eventflächen im Alstertaler Einkaufszentrum, der Europa Passage und dem Elbe-Einkaufszentrum aber auch dem Sophienhof in Kiel und anderen Einkaufszentren bundesweit ausrichtet und ausstattet. Aber auch für Unternehmen wie die Mercedes Benz AG, Lufthansa, Airbus, den Flughafen in Fuhlsbüttel, Stage Entertainment und Beiersdorf ist Syrus Schilling tätig.

Insgesamt 20 Kunden mit Großobjekten und 15 Messekunden hat er im vergangenen Jahr betreut. Tendenz steigend, denn dieses Jahr will das Unternehmen weiter wachsen. Aus diesem Grund führt Schilling bereits Gespräche mit einem Einkaufszentrum in Österreich sowie in Osteuropa. Anregungen holt er sich bei Messen auf der ganzen Welt. So wie bei der Christmas World in Frankfurt, auf der Syrus Schilling erst vor wenigen Tagen war. Auf dem Weg dorthin entwickelte er Pläne für die Weihnachtsdeko und überarbeitete zugleich das Konzept für Ostern. Schließlich fallen Ostern und Weihnachten für ihn zusammen.