Hannover. Die Tarifparteien in der Chemieindustrie haben den ersten großen Branchen-Tarifabschluss in diesem Jahr perfekt gemacht. Arbeitgeber und Chemiegewerkschaft IG BCE einigten sich am Mittwoch nach zweitägigen zähen Verhandlungen auf eine Lohnerhöhung von 3,7 Prozent für die 550.000 Chemie-Beschäftigten. Die Laufzeit des Vertrages betrage 14 Monate. Der Abschluss hat Signalwirkung: Die Chemiebranche mit Größen wie BASF, Bayer und Evonik ist Deutschlands drittgrößter Industriezweig nach der Automobilindustrie und dem Maschinenbau.

Die Sozialpartnerschaft in der Chemiebranche funktioniere, sagte die Präsidentin des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie, BASF-Personalvorstand Margret Suckale. „Wichtig ist für uns, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, die ja vielen Belastungen ausgesetzt sind, erhalten bleibt.“ Der Tarifvertrag sieht vor, dass Unternehmen mit gravierenden wirtschaftlichen Problemen die Entgelterhöhung um maximal zwei Monate verschieben können. Die Einigung sieht zudem einen Leermonat vor, danach sollen die Löhne für 13 Monate für 3,7 Prozent steigen. Das Tarifergebnis sei angemessen und spiegele die Leistungsfähigkeit der Branche wider, sagte IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis. Bis 2016 sollen zudem bundesweit 9200 neue Ausbildungsplätze pro Jahr entstehen.

Der Arbeitgeberverband ChemieNord befürchtet dagegen negative Auswirkungen für die rund 300 Mitgliedsfirmen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen mit ihren 65.000 Beschäftigten. „Durch den Abschluss werden vor allem die vielen kunststoffverarbeitenden Unternehmen ein weiteres Stück in ihrer Ertragskraft abgehängt“, kritisierte Hauptgeschäftsführer Jochen Wilkens.