Bundesbürger bleiben laut Tourismusanalyse nur 12,1 Tage am Feriendomizil. Nord- und Ostsee verlieren an Attraktivität, Spanien legt zu

Hamburg. Mehr Deutsche reisen, der Urlaub fällt aber immer kürzer aus. Das ist die Hauptnachricht der Tourismusanalyse, die am Mittwoch anlässlich der Messe Reisen Hamburg vorgestellt wurde. Demnach blieben die Bundesbürger im vergangenen Jahr durchschnittlich 12,1 Tage an ihrem Urlaubsziel – ein Rekordtief. Im Jahr 2000 waren es noch 14,8 Tage, 1980 sogar 18,2 Tage. „Aus den schönsten Wochen sind zunehmend die schönsten Tage des Jahres geworden“, sagt Studienleiter Professor Ulrich Reinhardt. „Kurzreisen liegen immer mehr im Trend“, sagt der Wissenschaftliche Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen, in deren Auftrag 4000 Personen ab 14 Jahren repräsentativ befragt wurden.

Während die Urlaubsdauer abnimmt, steigt die Zahl der Reisenden. Gab 2009 exakt jeder Zweite an, eine Reise von mindestens fünf Tagen Dauer unternommen zu haben, waren es 2013 schon 57 Prozent. „Die Wirtschaftskrise ist in Vergessenheit geraten“, begründet Reinhardt die gesteigerte Reiselust. Das bevorzugte Ziel der Deutschen war dabei erneut das Inland. Gut jeder Dritte (37,3 Prozent) blieb beim Haupturlaub innerhalb der Grenzen. Zugelegt haben neben dem Schwarzwald und den Bodenseeregionen vor allem kleine Ferienregionen wie Lüneburger Heide und Mecklenburgische Seenplatte. Sie böten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, hätten ihr Marketing professionalisiert und ihr touristisches Angebot vor Ort gesteigert, sagt Reinhardt. Insgesamt stagniere der deutsche Markt auf hohem Niveau. Rückläufig war die Entwicklung an den Küsten. An der Ostsee machten von 100 Reisenden nur noch 7,7 Personen Urlaub (2012: 8,6), an der Nordsee waren es 5,3 statt zuvor 5,6 Personen. 2013 sei wirtschaftlich gut gewesen, deshalb sei bei insgesamt gestiegener Reiseaktivität das Ausland als Ziel attraktiver geworden, so Reinhardt.

Gut jeder achte Bundesbürger reiste nach Spanien. Das wirtschaftlich angeschlagene Land legte in der Gunst der Deutschen um 1,1 Prozentpunkte auf 13,2 Prozent zu. Italien (7,4 Prozent) und die Türkei (6,7 Prozent) folgten auf den Silber- und Bronze-Plätzen. Eine Wende schaffte Griechenland. Erstmals seit Ausbruch der Krise lockte Europas Sorgenkind wieder mehr Deutsche an. Der Marktanteil wurde um 0,5 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent gesteigert. Mit 16,1 Tagen war die Urlaubsdauer dort viel länger als im europäischen Durchschnitt von 12,8. Der Hauptgrund waren die günstigen Preise. Mit 75 Euro pro Person inklusive Trinkgeldern, Ausflügen etc. kostet ein Urlaubstag dort genau so viel wie im Inland, während er im Schnitt in Europa 86 Euro kostet und in Spanien wegen der höheren Flugkosten auf die Kanaren sogar 97 Euro.

Im Schnitt wurden 2013 für den Haupturlaub 1062 Euro (minus 31 Euro) ausgegeben, in Deutschland waren es wegen der günstigeren Anreise und kürzeren Verweildauer 730 Euro. Grundsätzlich gilt die Formel: Je weiter entfernt das Reiseziel liegt, desto länger ist der Urlaub. In europäischen Ländern wurden im Schnitt 1101 Euro ausgegeben, für Fernreisen 1945 Euro. Gut jeder Neunte verließ den alten Kontinent für den Urlaub. Vor allem Fernost mit China, Hongkong, Thailand und Indien legten zu. Jeder Fünfte verreiste mehrfach, 2009 waren es elf Prozent.

Für dieses Jahr plant fast jeder Fünfte keine Reise, 35 Prozent sind sich noch unsicher. Jeder Dritte möchte eine Tour machen, neun Prozent zu zwei und drei Prozent zu drei Trips starten. Mit insgesamt 45 Prozent liegt die Urlaubsabsicht um zwei Prozentpunkte höher als 2012. Jeder Vierte möchte im Inland bleiben, jeder Zehnte nach Spanien reisen und jeder Elfte plant eine Fernreise. Reinhardt: „Urlaub bleibt die populärste Form des Glücks.“