Dortmund. Angesichts des starken Rückgangs bei den Ausbildungsverträgen hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) vor einer ungebremsten Akademisierung in Deutschland gewarnt. Jahrelange und undifferenzierte Forderungen nach einer Erhöhung der Studierendenquote hätten dazu geführt, „dass Hörsäle aus allen Nähten platzen, während Unternehmen händeringend Azubis suchen“, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer den Dortmunder „Ruhr Nachrichten“.

Demnach wurden bei den Industrie- und Handelskammern im vergangenen Jahr 4,5 Prozent weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen als im Jahr 2012. Bei neuen Ausbildungsverträgen sei ein Rückgang von rund 330.000 auf 315.000 verzeichnet worden. In allen Regionen Deutschlands gebe es Ausbildungsplätze, die nicht besetzt werden könnten. „Dem Wirtschaftsstandort Deutschland droht nachhaltiger Schaden, wenn der Trend zur Akademisierung um jeden Preis nicht gestoppt wird“, sagte Schweitzer.

Demgegenüber hätten rund 500.000 junge Menschen im Jahr 2013 ein Studium angefangen. Dies seien fast so viele Studien- wie Ausbildungsanfänger gewesen. Im Jahr 2005 hätten noch rund 360.000 Menschen ein Studium begonnen. Der Drang zum Studium könne sogar zu einer höheren Arbeitslosigkeit führen, weil bestimmte Profile gar nicht auf dem Arbeitsmarkt benötigt würden, warnte der DIHK-Präsident. Rund 25 Prozent der Studienanfänger würden ihr Studium ohne Abschluss beenden, weil sie offenbar falsche Vorstellungen gehabt hätten. Bei den Ingenieurswissenschaften seien es sogar 50 Prozent.