Investoren der Fluggesellschaft dringen auf rasche Lösung bei Suche nach neuem Vorstand

Frankfurt. Bei der Suche nach einem neuen Chef für die Lufthansa dringen wichtige Investoren auf eine rasche Klärung. „Es ist höchst ungewöhnlich, wie lange sich der Konzern Zeit lässt mit der Suche nach einem neuen Chef“, sagte Henning Gebhardt, Manager von Deutschlands größter Fondsgesellschaft DWS, der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Dabei habe das Unternehmen den passenden Kandidaten bereits an Bord. „Als Investoren haben wir den Eindruck, dass Carsten Spohr der Richtige für die Lufthansa-Spitze ist. Mit jedem Tag, den sich die Entscheidung noch zieht, wird seine Position geschwächt.“

Spohr, der das umsatzstarke Passagiergeschäft der Fluggesellschaft leitet, gilt schon länger als Kronprinz für die Nachfolge von Konzernchef Christoph Franz. Eine Sprecherin des DAX-Konzerns sagte, „der Prozess wird – wie von Anfang an angekündigt – mit internen und externen Kandidaten durchgeführt“. Dabei gebe es keinen Zeitdruck. Der Vertrag von Franz läuft noch bis Ende Mai.

Der gegenwärtige Lufthansa-Boss Franz hatte bereits vor vier Monaten angekündigt, seinen Vorstandsjob mit Auslaufen des Vertrags an den Nagel zu hängen und im Frühling zum Schweizer Pharmakonzern Roche zu wechseln. Der Schritt sorgte für Aufsehen, da die Fluggesellschaft mitten im Umbau steckt. Zuletzt kam bei der Suche nach einem Nachfolger aber ein neuer Name ins Spiel: Ex-Telekom-Chef René Obermann steht offenbar auf einer Liste potenzieller Kandidaten. Konzerninsider räumen dem Topmanager wegen mangelnder Erfahrung in der Luftfahrt allerdings kaum Chancen ein.

Die Suche nach einem neuen Konzernlenker läuft unter Federführung von Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber, der dabei sehr bedächtig vorgeht. Der Grund: Der Österreicher, der die Lufthansa selbst sieben Jahre lang geführt hat, ist ein gebranntes Kind, seitdem mächtige US-Fonds vor der Hauptversammlung im Mai beinahe seinen Einzug ins Kontrollgremium verhindert hatten. Sie argumentierten, dass seit dem Abschied von Mayrhuber aus der Führung zu wenig Zeit verstrichen sei – damit könne er seinem Nachfolger nicht effektiv auf die Finger klopfen.

Kandidat Spohr wird sich also noch in der Warteschleife gedulden müssen. Dem 47-Jährigen trauen viele im Konzern und Aufsichtsrat den Topjob aber zu. Der Manager ist seit 2011 im Vorstand der Lufthansa. Der Wirtschaftsingenieur und Airbus-Pilot kennt sich nach zwei Dekaden bei der Lufthansa in jeder Ecke des Konzerns aus.