Das Unternehmen versprach ein Modell für Fahrer mit Autoführerschein. Doch das Bike gibt es bislang nur als Bausatz. “Wenn die neue Motorradsaison beginnt, sind wir startklar.“

Hamburg. Das Angebot klang verlockend. Echtes „Easy Rider“-Feeling für Menschen ohne Motorradführerschein versprachen die Chefs der kleinen Hamburger Firma Liberta Motorcycles, als sie im August 2013 an den Start gingen. Möglich machen sollte dies ein selbst entworfener Chopper, der zwar wie eine große Maschine wirkte, aber mit einem kleinen 50-Kubikzentimeter-Motor ausgestattet war.

Ein Gefährt, verwendbar also auch für jene, die nur über einen gewöhnlichen Autoführerschein verfügen. Die große Freiheit auf zwei Rädern, ohne sich dafür durch eine gesonderte Motorradprüfung zu quälen. Daher auch der Name des Unternehmens, der sich vom italienischen Begriff für Freiheit ableitet.

Doch von der großen Freiheit sind viele Fans der nostalgisch angehauchten Bikes noch weit entfernt. Auf das Modell mit der Typbezeichnung Liberta T1-50 warten Kunden, die das Gefährt vorbestellt haben, bislang nämlich vergebens. Ausgeliefert wurde bisher nur die größere Maschine T1-125 mit einem Motor mit 125 Kubikzentimeter Hubraum, für die heute ein Motorradführerschein der Klasse A1 benötigt wird.

Liberta-Sprecher und Miteigentümer Tom Yamaoka begründet die Verzögerungen bei dem kleinen Modell mit der unterschiedlichen Nachfrage für die beiden Maschinen. „Das größere Modell wurde deutlich häufiger geordert, daher haben wir uns zunächst dafür entschieden, vor allem dieses fertigen zu lassen.“ Das habe auch mit den begrenzten finanziellen Ressourcen der noch jungen Firma zu tun.

Daneben hat es laut Yamaoka gewisse „Abstimmungsschwierigkeiten“, mit Partnern in China gegeben, die die Maschinen nach Plänen der Hamburger in der Nähe der Metropole Shenzhen fertigen. Offenbar war die gelieferte Qualität der Motorräder nicht so, wie die Hanseaten es sich vorgestellt hatten. „Wir befinden uns da noch in einem Lernprozess“, sagt Yamaoka. „Und bevor wir ein Motorrad ausliefern, das nicht unseren Standards entspricht, lassen wir es lieber noch mal fertigen.“

Für zusätzliche Verwirrung und Stirnrunzeln sorgte bei den Vorbestellern die Mitteilung, dass das Modell T1-50 nun immerhin als Bastelset erhältlich ist. Als einen „Chopper-Bausatz im Maßstab 1:1“ preist Liberta Motorcycles die in mehreren Holzkisten versandten 104 Einzelteile an. Eine Beschäftigung für „lange Winterabende“, die Erinnerungen aus Kindertagen wieder aufleben lasse und für die nur „ein wenig technisches Geschick“ notwendig sei, heißt es in der Mitteilung weiter.

Zu allem Überfluss kostet der angepriesene Bausatz auch noch deutlich mehr als das zusammengesetzte Gefährt. Schlägt das komplette Motorrad laut Listenpreis mit rund 4500 Euro zu Buche, so werden für die Einzelteile knapp 6000 Euro fällig. Die Firma begründet den Aufpreis mit der angeblich aufwendigeren Verpackung und zusätzlichen Dreingaben wie einem Helm und Handschuhen.

Laut Yamaoka hat der Bausatz allerdings nichts mit den aktuellen Produktionsverzögerungen zu tun und soll keineswegs ein Ersatz für die derzeit nicht lieferbaren Modelle sein. „Das ist einfach ein weiteres Angebot, das sich an passionierte Bastler richtet“, so der Sprecher. Unter Motorradfans und in der Fachpresse sei der Bausatz schon auf großes Interesse gestoßen.

Die zunächst aufgetretenen Probleme bei der Fertigung des Modells T1-50 hat Liberta Motorcycles nach eigenen Angaben mittlerweile in den Griff bekommen. Derzeit sollen sich die ersten Gefährte mit dem kleineren Motor schon auf dem Weg nach Hamburg befinden. „Anfang Februar werden sie per Schiff eintreffen, im März sind die Maschinen zugelassen und fahrbereit“, verspricht er. „Wenn die neue Motorradsaison beginnt, sind wir startklar.“

Von den größeren Maschinen mit dem 125-Kubikzentimeter-Motor hat Liberta Motorcycles nach eigenen Angaben bisher knapp 80 Maschinen ausgeliefert. Die Rückmeldungen von den Käufern seien durchweg positiv, so Yamaoka. Viele seien vor allem von der klassischen Gestaltung und dem nostalgischen Fahrgefühl angetan.

Vom Design her orientieren sich die Liberta-Räder an traditionellen Choppern der 60er Jahre mit viel blitzendem Chrom, einer klassischen Springergabel und eigens angefertigten, puristischen Sitzen. Ein Zugeständnis an die Neuzeit sind die modernen Scheibenbremsen. Trotz der vergleichsweise schwachen Motorisierung verspricht Liberta einen satten Sound, der sich durchaus mit dem größerer Maschinen vergleichen lasse. Entworfen hat die Gefährte der ehemalige Mountainbike-Profi Niels-Peter Jensen, der schon eine Fahrradfirma aufbaute und sich nun auch als Motorradbauer versucht.