Die Minderheitsgesellschafter sollen 54,70 Euro je Aktie erhalten. Engere Zusammenarbeit mit dem Mutterkonzern aus Wien geplant.

Hamburg. Für 54,70 Euro je Aktie will der Mutterkonzern des Hamburger Mehlherstellers VK Mühlen den Minderheitsaktionären ihre Papiere abkaufen. Auf diesen Betrag hat die österreichische GoodMills-Gruppe, die bereits 97,3 Prozent der VK-Mühlen-Anteile hält, die Barabfindung festgelegt. Die deutsche Tochter, zu deren Marken unter anderem Gloria, Aurora und Diamant sowie Müller’s Mühle (Reis) gehören, soll in der Folge von der Börse genommen und vollständig in die GoodMills Group eingegliedert werden.

Für den 19. März ist die Hauptversammlung geplant, die darüber abstimmen soll. Wie in ähnlichen anderen Fällen ist mit Widerstand einzelner Aktionäre zu rechnen: Seit Mitte Oktober, als der Wiener Mutterkonzern dieses Vorhaben bekannt gab, notierte die Aktie von VK Mühlen immer wieder oberhalb von 60 Euro – offenbar haben manche Anteilseigner auf eine höhere Abfindung spekuliert. Die noch nicht in der Hand von GoodMills befindlichen 2,7 Prozent der Anteile entsprechen 55.000 Aktien. „Zu unseren Hauptversammlungen haben sich in der Vergangenheit zwischen 100 und 200 Aktionäre angemeldet“, hieß es vom Unternehmen.

GoodMills verspricht sich von dem Ende der Börsennotierung offenbar nicht zuletzt niedrigere Kosten. „VK Mühlen eröffnen sich dadurch zahlreiche Vorteile“, sagte ein Firmensprecher. „Insbesondere verbessert es die Chancen, in einem ambitionierten Wettbewerbsumfeld zu bestehen und Gestaltungsmöglichkeiten aktiv zu nutzen.“ Vorgesehen sei, die Zusammenarbeit mit dem Großaktionär weiter zu intensivieren. Zu konkreten Schritten äußerte sich VK Mühlen jedoch nicht.

Nach einer jahrelangen Restrukturierung hatte Deutschlands größtes Mühlenunternehmen das Geschäftsjahr zum 30. September 2013 zwar noch mit einem Verlust von 0,8 Millionen Euro abgeschlossen, auf operativer Basis aber wieder einen Gewinn erzielt. Der Konzernumsatz war bei unveränderter Absatzmenge angesichts höherer Getreidepreise um 35 Millionen auf 506 Millionen Euro gestiegen. Im Zuge der Neuausrichtung hatte man unter anderem das Werk in Köln modernisiert und die Mühle in Völklingen stillgelegt. „Für das laufende Geschäftsjahr und darüber hinaus ist die Zeit der ‚roten Zahlen‘ vorbei“, hatte Finanzvorstand Johannes Niclassen dazu gesagt.

Jedes fünfte Brot oder Brötchen in Deutschland wird Firmenangaben zufolge mit Mehl von VK Mühlen gebacken, jedes dritte Reiskorn komme aus einem VK-Geschäftsbereich. Das Unternehmen hat rund 680 Beschäftigte. Bereits seit dem Jahr 2004 ist GoodMills aus Wien, nach eigenen Angaben mit 2400 Mitarbeitern die größte Mühlengruppe Europas, Mehrheitsaktionär der Hamburger Firma. VK Mühlen ist die größte Einheit innerhalb der GoodMills Group, die auch in mehreren Ländern Osteuropas vertreten ist.