Ulrich Grillo fordert im Übersee-Club Investitionen in die Verkehrswege und lobt den Mittelstand

Hamburg. Ulrich Grillo ist sichtlich gerührt. „Es ist für mich eine große Ehre, vor Ihnen hier in Hamburg zu sprechen“, begrüßt der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) die rund 400 Gäste des Hamburger Übersee-Clubs, die auf den Stuhlreihen des Auditoriums Maximum der Bucerius Law School Platz genommen haben. Grillo, der zugleich Geschäftsführer des Familienunternehmens Grillo-Werke im Ruhrgebiet ist, nutzte seinen einstündigen Vortrag für ein Plädoyer zur Zukunft der Industrie.

„Deutschland ist, was es ist, durch seine Industrie“, davon ist Grillo überzeugt. Als BDI-Chef vertritt er mehr als 100.000 Unternehmen mit gut acht Millionen Beschäftigten und zählt damit zu den mächtigsten Verbandschefs in Deutschland. Eine wichtige Säule sieht der 54-Jährige im Mittelstand, der angesichts seines Erfolgs als „German Mittelstand“ weltweit zu einem geflügelten Wort geworden sei. Deutschland sollte trotz der Kritik an seinen Handelsüberschüssen weiter auf den Export setzen, rät er. Eine Abkehr von Europa sei wiederum „keine ernsthafte Alternative“.

Grundlegend für den Erfolg der Industrie sei eine Generalüberprüfung der Energiewende. „Die Strompreise in Deutschland sind viel zu hoch“, bemängelte der BDI-Chef. Eine Entlastung der energieintensiven Unternehmen sei entscheidend für deren Wettbewerbsfähigkeit. Als gutes Signal bezeichnet Grillo, dass die Wirtschafts- und Energiepolitik der Bundesregierung in einem Ministeramt gebündelt wurde. „Die Energiewende hat jetzt eine Telefonnummer: Sigmar Gabriel. Wir geben ihm einen Vertrauensvorschuss.“

Der BDI-Präsident mahnte zudem mehr Investitionen an. „Wir investieren zu wenig und leben von der Substanz.“ Die Förderung von Forschung, Ausbildung und Entwicklung sei die nachhaltigste Investition in die Zukunft. Die Verkehrsinfrastruktur bräuchte allein für den Erhalt jährlich 14 Milliarden Euro. Doch der Bundeshaushalt sehe nur 1,25 Milliarden Euro pro Jahr vor, kritisierte Grillo. Im Internet sieht Grillo auch für die Industrie eine „kulturgeschichtliche Zeitenwende“. „Wir sind die Agenten des Aufbruchs zur Industrie 4.0.“ Die Industrie müsse mehr auf Vernetzung, Digitalisierung und Kooperationen setzen. „Wir müssen alle mehr zusammenarbeiten.“