Domino’s aus den USA plant zehn Standorte in der Hansestadt. Start am Winterhuder Weg. Bereits erste Experimente mit Lieferung per Drohne

Hamburg. Schon mit 15 Jahren hat Kai Teute sein Herz an das schnelle Essen verloren: Als er bei einem Schüleraustausch in Kanada zu Gast in einer Familie war, die jeden Abend die Nummer eines anderen Lieferservices wählte und Burger oder Pizza bestellte, kam der Junge aus Bremerhaven auf den Geschmack. „Ich bin wirklich ein ganz besonderer Fast-Food-Fan“, sagt der heute 32-Jährige lächelnd, und es grenzt wohl fast an ein Wunder, dass er dennoch gertenschlank geblieben ist.

Bereits als Schüler jobbte der Unternehmer in einer Pizzeria. Schon mit Anfang 20 machte er sich nach einer Banklehre mit der ersten Subway-Filiale in Deutschland selbstständig. Und jetzt holt er Domino’s, die weltweit größte Pizzakette aus den USA, nach Hamburg. In den nächsten Jahren will er gemeinsam mit seinem Co-Gesellschafter Lars Visser in der Hansestadt zehn neue Pizza-Lieferdienste von Domino’s eröffnen, weitere Shops in Bremen und Hannover sollen folgen.

Allein in Hamburg wollen die beiden Pioniere in den nächsten fünf Jahren 300 bis 400 neue Mitarbeiter einstellen. Stolz zeigt Teute, der auch stellvertretender Bundesvorsitzender des Bundesverbands Junger Unternehmer (BJU) ist, auf das Herzstück der brandneuen Domino’s-Filiale am Winterhuder Weg: „Das ist unser Ferrari“, sagt er mit Blick auf einen roten Ofen, der pro Stunde 700 Pizzen schafft. Das Essen wird ab einer Bestellsumme von 9,99 Euro kostenlos ins Gebiet nordöstlich der Alster geliefert.

Was nach Superlative in Sachen Pizza-Backen klingt, ist typisch für Domino’s. Die Kette aus Michigan ist mit rund 10.000 Filialen in mehr als 70 Ländern aktiv und verdient mit den Pizzen 1,4 Milliarden Dollar im Jahr. Der 1960 gegründete US-Konzern ist börsennotiert und forciert von einer Zentrale in Großbritannien aus die Expansion in Europa. Teute und Visser sind Franchisenehmer und haben das Recht, weitere Standorte in Norddeutschland zu eröffnen. Domino’s ist nach eigenen Angaben auch der erste Pizzaservice, der mit der Auslieferung per Drohne experimentiert. In den USA laufen Feldversuche, in Deutschland ist die Rechtslage allerdings etwas komplizierter als in Übersee. „Wir bräuchten einen Mitarbeiter, der die Drohne steuert, und das macht das ganze Projekt momentan noch ineffizient“, sagt Teute. Außerdem koste die Anschaffung der Drohne mehrere Zehntausend Euro.

Warum haben die Unternehmer gerade Hamburg gewählt, um hier Shops von Domino’s anzusiedeln, immerhin buhlen hier bereits Joey’s, Smiley’s und Hallo Pizza um die Kunden? Joey’s beispielsweise ist eine Hamburger Erfolgsgeschichte und sieht sich heute als deutscher Marktführer bei Pizzalieferdiensten mit insgesamt 200 Standorten. Smiley’s hat ebenfalls seine Wurzeln in der Hansestadt und startete bereits 1988 mit einem ersten Lieferdienst in Eppendorf. „Bei den Menschen hier treffen wir damit aber auch auf gelerntes Verhalten“, begründet der gebürtige Norderneyer Visser die Konzentration auf die Pizza-Hochburg Hamburg. Studenten beim Lernen, Freunde beim Fernsehen, Singles und Familien – die Bandbreite der Kunden sei groß, freut sich Visser über das Marktpotenzial.

Pizzaservices wachsen derzeit beim Umsatz kräftig

„Außerdem geht der Trend allgemein zum bestellten Essen“, ergänzt Teute, der schon den Markteintritt von Domino’s in Berlin vor drei Jahren als den ersten Standort in Deutschland begleitet hat.

Aktuelle Branchenzahlen belegen, dass Domino’s in einen wachsenden Markt expandiert. Pizzaservices boomen derzeit mit Zuwächsen im zweistelligen Prozentbereich beim Umsatz. „Home-Delivery bleibt der stärkste Trend im Außer-Haus-Markt“, sagt Peter Christopher vom Branchenverband der Gastronomie, Dehoga. „Früher ist man, wenn man keine Lust aufs Kochen hatte, ins Restaurant gegangen. Heute dagegen wächst die Zahl derer, die stattdessen den schnellen Snack bevorzugen oder sich die Speisen ins Haus kommen lassen“. Dieser grundsätzliche Trend werde auch durch die niedrigeren Mehrwertsteuersätze von sieben Prozent beim „Essen to go“, also dem Verzehr außerhalb von Gastronomiebetrieben, forciert. Für Essen in klassischen Restaurants werde dagegen 19 Prozent Mehrwertsteuer veranschlagt. Es gebe somit einen Wettbewerbsvorteil.

In der Hansestadt heißen die Konkurrenten den Neuankömmling aus den USA derweil schon auf ihre Art willkommen. Vor der Tür der Filiale am Winterhuder Weg, die vor der offiziellen Eröffnung am 1. Februar schon in diesen Tagen mit dem Probebetrieb startet, parkt jeden Abend ein Auto von Smiley’s.