In der Gemeinde im Herzogtum Lauenburg eröffnet ein Textilhandelszentrum. Inhaber: die S&C Group aus Haimen

Schwarzenbek. In China spielen Glückssymbole seit jeher eine große Rolle. Nicht von ungefähr hatte der Unternehmer Zhonghui Zhu am Donnerstag auch für genau 14.08 Uhr zur feierlichen Eröffnung des Showrooms seiner Jiangsu S&C International Group nach Schwarzenbek eingeladen. Die Acht gilt als Glückszahl, das Transparent am Rednerpult leuchtete in der Glücksfarbe Rot und Orchideen, das Symbol für Eintracht, schmückten das Podium.

Hochrangige Persönlichkeiten, wie sie sonst wohl eher selten in dem Städtchen eine halbe Stunde östlich von Hamburg zusammentreffen, gaben sich zur Eröffnung die Ehre: Ministerpräsident Torsten Albig (SPD), sein Amtsvorgänger Peter Harry Carstensen, der chinesische Generalkonsul in Hamburg und andere Honoratioren waren gekommen, um die Einweihung des neuen Textilzentrums zu feiern. Nach intensiver Planung, nach Investitionen von drei Millionen Euro und etlichen Besuchen und Gegenbesuchen von Chinesen und Schleswig-Holsteinern fiel damit am Donnerstag der Startschuss für das Großhandelszentrum für Bettwäsche und andere Heimtextilien aus der Volksrepublik.

Die Schwarzenbeker hatten lange darauf gewartet: Insgesamt fünf Jahre sind vergangen, seitdem erstmals von der Gründung des Handelszentrums die Rede war. Und vielleicht wären weniger Würdenträger gekommen, wenn die Chinesen zwischenzeitlich nicht von einer Investition von 50 Millionen Euro in Schwarzenbek und dem Aufbau von 1000 Arbeitsplätzen gesprochen hätten. Nun arbeiten in dem ehemaligen Gebäude eines Aldi-Marktes am Rande der Stadt erst einmal acht Mitarbeiter. Sie sollen die Marke Sternenzelt, die hauptsächlich für Bettwäsche in Mako-Satin-Qualität steht, in deutsche Bettenfachgeschäfte, Möbelläden und Kaufhäuser bringen.

Auch wenn das Team bisher noch nicht einmal auf die Stärke einer Fußballmannschaft kommt, war die Freude über die Neuansiedlung groß: „Auch der längste Marsch beginnt mit dem ersten Schritt, und dass er hier bei uns im Norden gegangen wird, ist für uns eine besondere Freude“, sagte Albig. China sei nach Dänemark inzwischen zum zweitwichtigsten Handelspartner für Schleswig-Holstein aufgestiegen. Das sei auch Peter Harry Carstensen zu verdanken, lobte Albig: Er habe die Tür nach China aufgestoßen, „und ich werde auch hindurchgehen, breit genug ist sie ja“, witzelte Albig und erntete für den Seitenhieb auf die Körperfülle seines Amtsvorgängers einige Lacher unter den rund 100 Gästen.

Gemeinsam mit dem Konzernchef Zhonghui Zhu waren Albig, Carstensen und andere Ehrengäste zuvor durch die Ausstellung gegangen, die den Spagat zwischen dem deutschen Geschmack und asiatischen Vorlieben charmant verdeutlichte: Zunächst nahmen sie für die Fotografen auf einem goldenen Ehebett unter einem opulenten Kronleuchter Platz. Dann ging es an Wandbildern vom deutschen Wald vorbei in die nächste Wohnwelt, die eher das moderne Schlafzimmer zeigte. „Bei uns steht die Qualität an erster Stelle, und wir produzieren nach deutschem Standard und unter ökologischen Gesichtspunkten“, sagte Unternehmenslenker Zhonghui Zhu über das Sternenzelt-Programm, das Bettwäschegarnituren zu Preisen von gut 100 Euro umfasst.

Die Ansiedlung in Schwarzenbek ist hauptsächlich persönlichen Kontakten zu verdanken, die unter anderem Andreas Thiede und Frank Ruppert, der ehemalige Wirtschaftsförderer und der Bürgermeister der 15.000-Einwohner-Gemeinde im Herzogtum Lauenburg zu den Chinesen geknüpft haben. Gegenseitige Besuche ermöglichten die Basis für das Vertrauen, das bei Geschäften mit Chinesen grundsätzlich zu einer der wichtigsten Voraussetzungen zählt.

Das Tor, das die Schwarzenbeker mit dem Textilzentrum aufgestoßen haben, führt zu einem großen Unternehmen: Zhonghui Zhu ist Chef des größten Heimtextilhändlers in China. Der Unternehmer gründete im Alter von 22 Jahren seine erste eigene Firma und expandierte später in Südafrika und in Namibia, wo der politisch gut vernetzte Kaufmann auch ein Bergbauunternehmen etablierte. In Haimen, der Partnerstadt Schwarzenbeks im Osten der Volksrepublik unterhält der Konzern auch ein Textilhandelszentrum mit einer gigantischen Verkaufsfläche von 500.000 Quadratmetern.

Die Erfahrung in der Branche ist also vorhanden, die Geschäftsführung des Ablegers in Schwarzenbek begründete die Verzögerung bei dem Markteintritt in Deutschland am Donnerstag aber damit, dass die Heimtextilien der chinesischen Partner bisher nur in Schwellenländern angeboten wurden. Der Anspruch der deutschen Kunden unterscheide sich aber von den Erwartungen in anderen Märkten. An dieser Herausforderung arbeiten die Statthalter in Schwarzenbek nun gemeinsam mit den Anbietern aus der Textilregion Haimen. Das Ziel: Von Schwarzenbek aus soll bald der gesamte europäische Markt erobert werden.