Landwirte im Norden derzeit mehr als zufrieden mit Absatz. Chinesen, Inder und Russen treiben Preise nach oben

Loxstedt. Am Melkstand herrscht fast den ganzen Tag Hochbetrieb. Immer nachts holt der Tanklaster der Genossenschaft mehr als 10.000 Kilogramm Milch vom Hof Junkernhose ab. Sie kommt entweder auf dem heimischen Markt oder wird als Käse und Milchpulver in alle Welt exportiert. Bodo und Jan Heusmann haben in den vergangenen Jahren kräftig in ihren Hof im niedersächsischen Loxstedt investiert und ihre Herde auf 430 Tiere aufgestockt. Zurzeit bekommen sie 41 Cent je Kilogramm Milch. „Die aktuelle Situation ist gut“, sagt Jan Heusmann, der mit 49 Jahren Ältere der Brüder.

Milchprodukte aus Deutschland sind weltweit gefragt, weiß Ingo Müller, der als Geschäftsführer beim Deutschen Milchkontor DMK in Bremen den Markt im Blick behält. „Die Nachfrage wird weiter steigen“, ist der 41-Jährige sicher. In China, Afrika, Russland und vielen anderen Ländern steigen Lebensstandard und Milchdurst schneller als das heimische Angebot. Deutschland ist mit 31,1 Milliarden Kilogramm Milch (2011) der größte Produzent in der EU. Die Zeiten von Butterbergen und Milchseen sind schon länger vorbei, der Weltmarkt saugt derzeit Überschüsse auf.

Der Kieler Agrarökonom Holger Thiele findet es richtig, dass Milcherzeuger mit hoher Produktivität und Know-how in größere Herden investieren. „In Regionen mit höheren Grünlandanteilen wird es kaum eine wirtschaftlichere Alternative als Milchviehhaltung geben.“ Allerdings müssten sich die Heusmanns und ihre Kollegen darauf einstellen, dass die Milchpreise auch in Zukunft zum Teil kräftig schwanken. Eine sehr gute Entwicklung erwartet Thiele für den Export. Der weltweite Markt werde bis 2022 um etwa 22 Prozent wachsen.

Die Heusmanns erinnern sich noch gut an die schlechteren Zeiten. Die Milchpreise gingen in den Keller – ausgerechnet als sie die längst geplante Erweiterung des Hofes und den Bau einer Biogasanlage finanzieren mussten. Es sei schwierig gewesen, aber die Bank habe mitgemacht, sagt der 42 Jahre alte Bodo Heusmann. Jetzt, solange der Milchpreis gut sei, müsse das Geld für Neuanschaffungen verdient werden. Der Melkstand mit nur 16 Plätzen könnte vergrößert werden, es gibt Maschinen zu erneuern und Ställe zu modernisieren. Auch die Übernahme eines anderen Hofes schließt er nicht aus. „Wenn sich die Gelegenheit bietet.“

Die beiden Landwirte haben sich abgewöhnt, nur auf den Kilopreis der Milch zu gucken. „Die Marge zählt.“ Denn hohe Milchpreise fallen oft zusammen mit hohen Preisen für Futtermittel. Entscheidend sei die Produktivität. Der Hof Junkernhose mit 250 Hektar Land ist zwar kein Familienbauernhof mehr, aber mit einem halben Dutzend Melkern, Arbeitern und Auszubildenden bleiben die Personalkosten überschaubar. Wärme für den Hof und die Wohnhäuser kommt aus einer Biogasanlage.

Zum wirtschaftlichen Erfolg trägt auch Bodo Heusmanns Ausbildung als Tierarzt bei – und das nicht nur, weil er die Herde selbst behandelt. „Ich setze auf Prävention“, sagt der 42-Jährige. Er sieht die Tiere jeden Tag und merkt frühzeitig, wenn etwas nicht stimmt. Vieles lasse sich über das Futter und eine stressfreie Umgebung regeln. Hormone setzt er nur ein, um Fruchtbarkeitsstörungen bei Kühen zu behandeln. „Wir sind da sehr zurückhaltend.“