Das Unternehmen LemonAid aus St. Pauli will nach Skandinavien und Dubai expandieren. Der Absatz ist im Jahr 2013 um 50 Prozent gestiegen. 175.000 Euro für Hilfsprojekte gesammelt.

Hamburg. Wenn Jakob Berndt auf die rasante Entwicklung der Getränkefirma LemonAid blickt, dann kann er manchmal selbst nicht fassen, wie schnell das kleine Unternehmen aus St.Pauli gewachsen ist. Zusammen mit seinem Schulfreund Paul Bethke tüftelte der heutige Chef Ende 2008 die erste Rezeptur für die eigene, fair gehandelte Limo aus, stampfte Rohrzucker und presste Limetten. Als Experimentierfeld diente Berndts WG-Küche im Schanzenviertel, Freunde wurden als Testtrinker verpflichtet.

Gerade einmal rund 42.000 Flaschen umfasste die erste Lieferung, 2013 haben Berndt und Bethke hingegen schon 3,5 Millionen Flaschen der Marken LemonAid und ChariTea abgesetzt – ein Plus von 50 Prozent allein im Vergleich zum Vorjahr. Auf 15 Mitarbeiter ist die Firma angewachsen, die nach mehreren Umzügen nun an der Holstenstraße in unmittelbarer Nähe zur Reeperbahn sitzt.

Und das Wachstum soll weitergehen. „Nachdem wir mittlerweile in fast allen deutschen Großstädten vertreten sind, wollen wir jetzt auch ins Ausland expandieren“, kündigt der Geschäftsführer an. „Besonders interessant sind für uns skandinavische Länder wie Norwegen, Schweden oder Dänemark, aber auch die Beneluxstaaten oder Großbritannien.“

Möglicherweise könnte es LemonAid bald auch in der Wüstenmetropole Dubai zu kaufen geben. „Im Februar findet dort eine große Lebensmittelmesse statt, auf der wir mit unseren Getränken vertreten sein werden“, sagt Berndt. Vor allem Hotels kämen als potenzielle Kunden infrage.

Erste Erfahrungen mit ausländischen Märkten haben die LemonAid-Chefs schon in Österreich und in der Schweiz gesammelt. In Wien oder Zürich sind seit dem vergangenen Jahr sogenannte Botschafter aktiv, die Kunden aus der Gastronomie das ungewöhnliche Konzept der Hamburger erklären. „Wir brauchen keine klassischen Vertriebsmitarbeiter, sondern Überzeugungstäter“, sagt Berndt.

Berndt und Bethke wollen mit LemonAid nämlich nicht nur Gewinn erwirtschaften, sondern ein wenig auch die Welt verbessern. Daher der Name ihrer Limos: „aid“, englisch für „Hilfe“ und Charitea wie „charity“ (englisch für „Wohltätigkeit“).

So stammen alle Zutaten aus fairem und ökologischem Anbau. Überwiegend arbeitet LemonAid mit zertifizierten Kleinbauernkooperativen in aller Welt zusammen, die für ihre Rohstoffe einen höheren als den sonst üblichen Marktpreis erhalten. Für die Produktion ist dann ein Familienbetrieb in Bayern verantwortlich, der seit Generationen Bioäpfel presst.

Darüber hinaus fließen fünf Cent aus jeder verkauften Flasche, die im Handel rund 2 Euro kostet, in gemeinnützige Projekte in den Lieferantenländern. So unterstützen die Hamburger unter anderem eine Grundschule in Paraguay, woher der Rohrzucker für die Getränke stammt, oder ein Solarprojekt in Südafrika (Herkunftsland des Rooibos für die Tee-Limos). 175.000 Euro für die Projekte sind allein im vergangenen Jahr zusammengekommen.

„In Paraguay wollen wir 2014 auch eine Landwirtschaftsschule fördern“, sagt Geschäftsführer Berndt. In Mexiko könne eine weitere Bildungseinrichtung in einer Genossenschaft hinzukommen.

Über den Stand der Initiativen und die Zustände bei den Lieferanten halten sich die Chefs auch mit regelmäßigen, selbst bezahlten Besuchen in den Herkunftsländern auf dem Laufendem. So ist Co-Geschäftsführer Paul Bethke gerade zu einer Reise nach Sri Lanka aufgebrochen, um sich dort ein Teeanbauprojekt anzuschauen. Zudem will er ein Waisenhaus aufsuchen, das die Hamburger in Zukunft möglicherweise fördern wollen.

Sri Lanka ist für Bethke ein ganz besonderes Land. Mit 16 Jahren war er zum ersten Mal dort, in der Hauptstadt Colombo machte er sein Abitur. Später, nach einem VWL-Studium in Lüneburg und Edinburgh, kehrte er als Entwicklungshelfer auf die Insel zurück. Bethke musste allerdings feststellen, dass Spendengelder und andere finanzielle Mittel in großen Organisationen nicht immer optimal eingesetzt werden. Zu groß ist der Verwaltungsaufwand und zu gering oft der Bezug zu den einzelnen Projekten.

Aus dieser Unzufriedenheit heraus entstand die Idee zu LemonAid. „Wir wollen mit unserem Produkt möglichst konkrete, flüssige Entwicklungshilfe leisten“, sagt Geschäftspartner Berndt. Dieser Grundidee werde man auch weiterhin treu bleiben. „Wachstum ist für uns kein Selbstzweck“, betont er. „Je größer das Unternehmen wird, desto mehr Projekte können wir auch unterstützen.“