Zahl der Menschen ohne Job steigt um 3700 gegenüber Dezember 2012. Im März soll Wende zum Besseren beginnen

Hamburg. Zum Ende des Jahres ist die Arbeitslosigkeit in der Hansestadt gestiegen, nachdem erst im November die niedrigste Zahl an Jobsuchenden im Jahresverlauf registriert wurde. In Hamburg waren Ende des vergangenen Jahres rund 3700 Personen mehr arbeitslos als vor einem Jahr. Das ist ein Anstieg um 5,5 Prozent. Insgesamt wurden 71.125 Arbeitslose gezählt. Gegenüber dem Vormonat ist das ein Plus von 0,9 Prozent. Der eher moderate Anstieg dürfte auch auf die milde Witterung zurückzuführen sein. Mit 7,3 Prozent blieb die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vormonat konstant. „Insgesamt verlief das abgelaufene Jahr auf dem Arbeitsmarkt recht unspektakulär“, sagt Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit. „Angesichts der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung konnte die Marke von 70.000 Arbeitslosen nicht nach unten durchbrochen werden.“ Mit 70.496 Arbeitslosen wurde im November der niedrigste Stand erreicht. Den höchsten Wert registrierte die Statistik im Juli mit 73.370 Jobsuchenden.

Im Jahr 2012 gab es wesentlich stärkere Schwankungen in der Hamburger Arbeitslosenstatistik. Doch damals fanden Entlassene auch schneller wieder einen neuen Arbeitsplatz. Ganz anders im vergangenen Jahr: „2013 waren die Firmen nicht mehr so schnell zu Neueinstellungen bereit“, sagt Fock. In der Folge ist die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt in Hamburg 2013 gestiegen, obwohl sich 2,7 Prozent weniger Hamburger arbeitslos meldeten als 2012. Die durchschnittliche Zahl der Arbeitslosen lag 2013 bei 71.557 und damit 1,6 Prozent höher als 2012. Größere Entlassungen gab es nach Angaben der Arbeitsagentur vor allem in den Branchen Medien und Einzelhandel.

Arbeitslose profitieren kaum von neu geschaffenen Stellen

Doch das ist nur die eine Seite der Entwicklung. Denn gleichzeitig gab es mehr Arbeitsplätze. Im Verlauf des Jahres stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs um rund 21.000. Inzwischen sind 886.100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Hansestadt registriert. Das sind 1,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Vor allem im Bereich wirtschaftliche Dienstleistungen wurden neue Stellen geschaffen, rund 8000 im Jahr 2013. Dazu gehören Grundstücksverwalter, Steuerberater, Unternehmensberater, Ingenieurbüros und Wach- und Sicherheitsdienste. Erst mit deutlichem Abstand folgt das Gesundheits- und Sozialwesen mit 3600 neuen Arbeitsplätzen. Doch um die neuen Stellen konkurrieren nicht nur Arbeitslose. „In den zurückliegenden Jahren und Monaten haben viele Personen wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß gefasst, die sich zuvor gar nicht um einen Job bemüht hatten, weil ihnen die Lage zu ungünstig erschien“, sagt Eckart Tuchfeld von der Commerzbank. „Diese sogenannte stille Reserve steigt in die Erwerbstätigkeit ein, ohne zuvor offiziell arbeitslos gewesen zu sein.“

Unter Hamburgs Jobsuchenden sind 300 Rumänen und Bulgaren

Im neuen Jahr soll die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg wieder unter 70.000 sinken. „Doch mit dieser Entwicklung rechnen wir erst im dritten Quartal“, sagt Fock. Zwar soll das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um bis zu zwei Prozent steigen, während für 2013 nur ein Wachstum von 0,5 Prozent erwartet wird. „Doch diese Entwicklung wird sich nicht gleich am Arbeitsmarkt niederschlagen“, sagt Fock. „Deshalb rechnen wir nicht mit einer sprunghaften Verbesserung am Hamburger Arbeitsmarkt.“ Fock erwartet zunächst für den Januar und Februar steigende Arbeitslosenzahlen. Das gelte auch dann, wenn der Winter so mild bleibt wie bisher. „Erst danach könne es in Richtung 67.000 gehen. Wir hätten dann eine ähnliche Entwicklung wie 2012“, ist Fock überzeugt

Unter den Arbeitslosen in Hamburg sind 300 Bulgaren und Rumänen. Fock sagte, dass es keine speziellen Bemühungen der Arbeitsagentur zur Vermittlung von Bulgaren und Rumänen geben wird, die seit Jahresbeginn ohne Einschränkungen Jobs in Deutschland suchen können. „Alle werden gleich behandelt“, so Fock. Er geht auch davon aus, dass sie keinen Anspruch auf Grundsicherung (Hartz IV) haben, wenn sie keinen Arbeitsplatz in Deutschland finden. Ein Urteil des Landessozialgerichts in Nordrhein Westfalen, das zu einer gegenteiligen Einschätzung komme, dürfe nicht verallgemeinert werden. Es sei außerdem noch nicht rechtskräftig. Fock rechnet wie die Bundesagentur für Arbeit zunächst nicht mit einer verstärkten Armutszuwanderung aus den beiden Ländern.

Bundesweit stieg die Zahl der Arbeitslosen um 67.000 auf 2,873 Millionen. Die milde Witterung habe die sonst zum Jahresende übliche Winterarbeitslosigkeit spürbar gedämpft, teilte die Bundesagentur für Arbeit mit. Die Arbeitslosenquote legte im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Punkte auf 6,7 Prozent zu. Im Jahresdurchschnitt stieg die Arbeitslosigkeit um 53.000 auf 2,95 Millionen. „Für Arbeitslose war es schwierig, von dem Beschäftigungsaufbau zu profitieren“, sagt Frank-Jürgen Weise, Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit. Für 2014 rechnet er mit einem leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit auf durchschnittlich 2,9 Millionen. Gründe sind nach Weises Einschätzung die gute Binnenkonjunktur, die Stabilisierung der Krisenländer und der wieder stärkere Export.