Die Firma Hans Hepp ist einer der führenden Hersteller von Verbandsstoffen. Alle großen Autohersteller sind Kunden

Hamburg. Wenn Christian Beckmann ein Auto mieten muss, im Urlaub oder auf einer Dienstreise, interessiert ihn weder Fabrikat noch Farbe. Ihn interessiert nicht, wie viel PS das Auto hat oder wie hoch der Spritverbrauch ist, ob es sich um einen Benziner oder Diesel handelt. Ihn interessiert nur das Herzstück des Wagens. Bevor er sich ins Auto setzt und losfährt, guckt er zuerst immer in den Kofferraum oder unter den Beifahrersitz. Nicht unter die Motorhaube, wie andere Autofahrer das vielleicht tun. Denn Christian Beckmann ist kein Autofahrer wie andere. Er ist Geschäftsführer der Hans Hepp GmbH & Co. KG auf der Veddel – einem der führenden Hersteller von Verbandsstoffen sowie Erste-Hilfe-Kästen und -Taschen für Pkw. Aus diesem Grund kontrolliert er bei jedem Fahrzeug zuerst, ob Verbandsutensilien im Auto sind und ob es die „Richtigen“ ist.

Die „Richtigen“ sind für Christian Beckmann selbstverständlich welche der Firma Hans Hepp. Zwei Millionen Verbandskästen und -taschen werden jährlich von der Veddel aus an die Automobilindustrie ausgeliefert – beispielsweise an Mercedes, BMW, Porsche, Volkswagen oder Ford. „Unsere Verbandskästen und -taschen finden Sie in Autos auf der ganzen Welt – vom Aston Martin in Amerika bis zum Mercedes in China“, sagt Christian Beckmann, 45. Das Aussehen der Kästen und Taschen variiert, der Inhalt ist jedoch immer dergleiche. Festgelegt in der DIN 13164-B. „Diese Norm macht es schwer, sich von der Konkurrenz abzuheben“, so Beckmann.

Das Unternehmen setzt deswegen auf die individuelle Gestaltung der Kästen, die in der firmeneigenen Spritzgussfertigung sowie den beiden Siebdruckanlagen entsprechend den Kundenwünschen hergestellt und mit unterschiedlichen Farben, Firmenlogos und Schriftzügen bedruckt werden können. Zwischen 4000 und 5000 Stück könnten jeden Tag hergestellt werden. Theoretisch. Praktisch ist der Anteil der Verbandstaschen im Vergleich zu Verbandstaschen für Pkw jedoch auf zehn Prozent geschrumpft. „Taschen nehmen im Auto weniger Platz weg und können einfacher in die Fahrzeuge integriert werden“, sagt Christian Beckmann zu den Gründen. Außerdem könnten Taschen nach den Vorgaben der Fahrzeuginnenraumdesigner noch individueller gestaltet werden als Kästen. „Ein Kasten bleibt ein Kasten. Aber eine Tasche kann viereckig oder oval sein, gerollt oder flach wie eine Pizza“, so Beckmann, der das Unternehmen 2003 gemeinsam mit seiner Familie gekauft hat, Chef von 43 Mitarbeitern wurde – und als erste Amtshandlung den Verbandskasten in seinem eigenen Auto austauschen musste. Weil es nicht der „Richtige“ war. „Mein Vorgänger ist mit mir zu meinem Fahrzeug gegangen und hat als Erstes den alten Kasten gegen einen der Firma Hans Hepp ausgetauscht“, sagt Beckmann. Das habe ihn so sehr beeindruckt, dass er seitdem auch die Verbandstaschen und -kästen in Mietwagen oder auch Taxen unter die Lupe nimmt.

Die Hamburger Verbandsstofffabrik Hans Hepp GmbH & Co. KG wurde 1936 gegründet und setzte sich bereits Mitte der 1960er-Jahre für die Ausrüstung von Pkw mit Verbandsmaterial ein – drei Jahre vor der gesetzlichen Einführung der Mitführungspflicht. Im Jahr 2000 wurden Verwaltung und Produktion von Schenefeld auf die Veddel verlegt, um weiter wachsen zu können. Hier werden heute die Kästen von Hans Hepp hergestellt und mit Verbandsmaterial bestückt, während die Kfz-Taschen in China gefertigt und später von 300 Mitarbeitern in Behindertenwerkstätten in Stade oder Rostock konfektioniert werden. Die Verbandsstoffe wie Fixierbinden, Wundkompressen oder Verbandspäckchen werden zu 25 Prozent von Hans Hepp selbst gefertigt, der Rest wird dazugekauft.

„Da wir den 100-prozentigen Bedarf nicht decken können, arbeiten wir mit Lieferanten auf der ganzen Welt zusammen“, sagt Christian Beckmann und fügt gleichzeitig hinzu: „Die Qualität ist die gleiche, der Verbraucher erkennt keinen Unterschied. Wir kontrollieren die Waren in unserem eigenen Labor und garantieren, dass die Verbandsstoffe dem europäischen Medizinproduktegesetz entsprechen.“ Egal, ob sie aus China stammen oder aus der hauseigenen Produktion auf der Veddel. In der Weberei von Hans Hepp werden täglich 80.000 Meter Verbandsstoff hergestellt, automatisch verpackt und bei Bedarf sterilisiert. Die Produktion und Belieferung für die Automobilindustrie ist das Hauptgeschäft von Hans Hepp und macht rund 80 Prozent aus, aber auch Betriebe, Behörden, Apotheken sowie der Groß- und Einzelhandel gehört zu den 3000 Kunden. „Wir stellen auch Verbandskästen für die Betriebe sowie Schulen her und fertigen Verbandstaschen für den Bereich Haushalt, Reise und Freizeit“, so Beckmann. Der Umsatz liegt bei zehn Millionen Euro.

Wenn Christian Beckmann ein Auto mieten muss, im Urlaub oder auf Dienstreise, interessiert ihn weder Klimaanlage noch Allradantrieb. Er interessiert sich nur für den Erste-Hilfe-Kasten oder die Verbandstasche im Auto. Deswegen kontrolliert er bei jedem Fahrzeug zuerst, ob das „richtige“ Material im Auto ist. Und wenn nicht? Dann tauscht er die Sachen aus.