Apps für Smartphones sollen Kunden in Shoppingcentern über Rabattaktionen informieren. Erfolgreiches Pilotprojekt im Alstertal-Einkaufszentrum

Hamburg. Die Shoppingcenter in Europa stehen nach Einschätzung des ECE-Chefs Alexander Otto vor einem entscheidenden Wandel. „An den Einkaufszentren geht der Einfluss des Digitalen auf die Gesellschaft nicht vorüber. Darauf werden wir reagieren“, sagte Otto. ECE entwickelt, baut, vermietet und managt seit 1965 Einkaufszentren. Mit 189 Anlagen im Management ist das Hamburger Unternehmen europäischer Marktführer der Einkaufsgalerien und betreut rund 21 Milliarden Euro Einzelhandelsumsatz.

Im Alstertal-Einkaufszentrum (Poppenbüttel) und in Essen testet ECE seit dem Frühjahr vergangenen Jahres Apps für mobile Endgeräte, die den Kunden beim Eintritt in die Shoppingmall über Neuigkeiten aus den Läden sowie Rabattaktionen informiert. Außerdem können die Nutzer Angebote in ihren sozialen Netzwerken teilen. „Die Reaktionen und Nutzerzahlen für die Apps sind bereits ermutigend, sodass derartige Angebote auch in anderen Centern geplant sind“, berichtet Otto. Rund 15.000-mal wurden die Programme bis Dezember heruntergeladen.

Der Onlinehandel, der dem traditionellen stationären Einzelhandel Umsatz abnimmt, bleibt eine Herausforderung für die Branche. So sollten allein im Weihnachtsgeschäft von knapp 81 Milliarden Euro Gesamtumsatz in Deutschland rund 8,5 Milliarden Euro aus dem Onlinehandel kommen, dies wäre ein Plus von 15 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Dem ECE-Chef ist aber um die Zukunft der Zentren nicht bange. „Wir müssen uns immer wieder neu auf die Bedürfnisse der Kunden einstellen – das ist aber schon seit Jahrzehnten unsere besondere Stärke“, ergänzte der ECE-Chef.

Eine Konsumstudie von ECE mit der Unternehmensberatung Roland Berger hatte ergeben, dass selbst die Internetgeneration („Digital Natives“) in Boutiquen, Warenhäusern und Shoppingmalls einkauft, weil dort direkt an- und ausprobiert werden kann. „Einkaufszentren müssen Erlebniszentren sein“, sagte Otto. Dazu beitragen könnten Modenschauen, Gewinnspiele, Bastelkurse für Kinder oder Sportevents für Jugendliche.

Das Pilotprojekt im Alstertal-Einkaufszentrum in Poppenbüttel umfasst auch eine Reihe weiterer digitaler Angebote. So installierte ECE dort eine große Videowand, die die Kunden per Touchscreen bedienen können und auf der sich die Route zu den einzelnen Geschäften abrufen lässt. Blogger geben auf der sogenannten Mall Wall auch Einschätzungen zu neuen Taschen oder Schuhen ab. Speziell für Kinder wurde ein Touchscreen auf dem Boden verlegt, über den kleine, virtuelle Autos oder Münzen flitzen, die mit den Füßen eingefangen werden müssen. Dieses Konzept werde sehr gut angenommen, heißt es bei dem Unternehmen.

In Deutschland ist ECE in mehreren Projekten engagiert: Im Herbst 2014 soll in Stuttgart zunächst das Einkaufszentrum eines Quartiers mit Hotel, Büros und Mietwohnungen eröffnet werden. In Kaiserslautern und Neumünster werden ebenfalls Verkaufsflächen erschlossen, in Ludwigsburg ein altes Center modernisiert. In der Türkei, nach Spanien der aktuell größte ECE-Auslandsmarkt, soll bis Herbst 2015 ein Shoppingcenter mit mehr als 100.000 Quadratmeter Mietfläche und mehr als 240 Shops entstehen. „In der Türkei entwickelt sich eine einkommensstarke Mittelschicht“, so Otto. Europaweit hat ECE 14 Projekte in Bau und Planung, was einem Volumen von vier Milliarden Euro entspricht.

Zum Kauf renovierungsbedürftiger Shoppingcenter mit „Wertsteigerungspotenzial“ soll im nächsten Jahr voraussichtlich ein weiterer Fonds für Investoren im Volumen seines Vorgängers (775 Millionen Euro Eigenkapital) aufgelegt werden, wie der ECE-Chef ankündigte. Denn fast 90 Prozent des Gesamtkapitals des ersten ECE-Fonds sind investiert worden, unter anderem 2013 erstmals in Dänemark. In Odense kam ein Einkaufszentrum für 400 Millionen Euro hinzu. Als attraktiv für Ankäufe sieht Otto aktuell den italienischen Einzelhandelsmarkt an.

Bei ECE gewinnt auch das Geschäft mit Bürogebäuden, Hotels, Wohnquartieren und Logistikimmobilien an Bedeutung. In Hamburg ist das Unternehmen unter anderem für die neue Philips Deutschlandzentrale nahe dem Flughafen und für einen Neubau für die Verwaltungsberufs-Genossenschaft VBG in Barmbek verantwortlich. Es ist auch an den Wohnungsbauprojekten „Mitte Altona“ und „Alstercampus“ beteiligt.