Martina Eppers und Iris Görling schulen Mitarbeiter in Unternehmen, welche Kleidung am besten zu ihnen passt

Hamburg. Ihre Lage gegenüber dem Hamburger Side Hotel ist repräsentativ. Martina Eppers muss gleich los. Die gelernte Maskenbildnerin hat einen Schminktermin im Auftrag der ARD. Sie macht Menschen hübscher, bügelt manche Falten in den Gesichtern aus. Ihre Kollegin Iris Görling prüft unterdessen, welches Outfit am besten zu ihren Kunden passt. Lange haben Eppers und Görling, eine studierte Marketingfachfrau und Stylistin, getrennt in der Hansestadt gearbeitet, ehe sie sich zufällig auf einer Veranstaltung im Freundeskreis kennenlernten. „Wir haben schnell gemerkt, dass sich unsere beiden Dienstleistungen ergänzen“, sagten sie. Ende 2012 haben sie eine gemeinsame Firma gegründet.

Zwar gibt es in Hamburg bereits eine Fülle von Stylisten und Dutzende Kosmetikerinnen, aber Görling und Eppers haben mit ihrem Unternehmen IM glaM, das übersetzt für „Ich bin Glamour“ steht, nun den Vorteil, dass sie beides aus einer Hand anbieten können – von den Haaren bis zu den passenden Schuhen. Bei den Kunden ist Eppers fürs Gesicht verantwortlich, Görling für die Bekleidung.

„Gutes Aussehen steigert den wirtschaftlichen und privaten Erfolg“, zitiert Eppers eine Studie des Bonner Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit. Schöne Menschen erzielen demnach materielle Vorteile, vor allem dadurch, dass ihr Aussehen auf dem Arbeitsmarkt honoriert wird. „Motivierte Mitarbeiter, die nicht nur innerlich strahlen, sondern auch äußerlich, bringen nicht nur bessere Leistung, sondern sorgen gleichzeitig für neue Motivation“, sagt Görling, die sich 2004 als Stylistin selbstständig gemacht hat. „Mitarbeiter sind ein Aushängeschild eines Unternehmens.“

Zu zweit oder allein beraten die beiden Gründerinnen Männer und Frauen, die mehr aus sich machen wollen. So hat IM glaM Schulungskonzepte für Firmen erarbeitet, mit dem Ziel, dass ihre Mitarbeiter durch ihr äußeres Erscheinungsbild besser bei den Kunden ankommen. Etwa eine Handvoll Firmen nutzen den Service der beiden Frauen bereits. „Wir bieten zum Beispiel achtstündige Seminare an, an denen acht bis zehn Personen eines Unternehmens pro Tag teilnehmen“, sagt Eppers.

Oft sind es reine Frauenrunden die sich vier Stunden lang von Grund auf erklären lassen, wie man sich vorteilhaft schminkt. „Erst kommt die Theorie, also zum Beispiel wie man Make-up aufträgt oder Rouge, danach dürfen sich die Frauen unter meiner Regie selbst schminken“, so Eppers, die vor der Firmengründung gut 20 Jahre freiberuflich fürs Fernsehen und für Fotoshootings arbeitete und auch heute noch in diesem Bereich aktiv ist. Anschließend kommt Görling mit der Beratung fürs Styling des Outfits an die Reihe. Das Honorar reiche je nach Aufwand von einigen Hundert Euro bis in den Tausenderbereich, so die Unternehmerinnen.

Eigentlich hätten sich die beiden Frauen schon früher kennenlernen können, denn auch Görling wird für Fotoshootings gebucht, wenn es um das passende Outfit geht. Während Eppers fürs Gesicht zuständig ist, bietet Görling, wenn gewollt, den Kunden an, sie beim Kleidungseinkauf zu begleiten. „Der Kunde entscheidet, wo wir shoppen gehen, ob er ein hochpreisiges Outfit wünscht oder weniger Geld bezahlen will“, sagt sie. Auch Privatpersonen berät sie zu einem Preis ab 400 Euro.

Eppers hat ebenfalls meistens Außentermine, bei den Kunden zu Hause, oder wenn es schnell gehen soll, auch im Büro. Für ein perfektes neues Gesicht inklusive der passenden Frisur verlangt sie 400 Euro. „Es gibt Klienten, die von uns ein Rundum-Sorglos-Paket buchen. Das heißt, sie starten mit einer Kleiderschrankanalyse, gefolgt von einer Styling- und Haare- sowie Make-up-Beratung bis hin zum Shopping- und Aboservice, um die Garderobe des Kunden zu komplettieren.“

Vorteilhafte Kleidung ist bei Bewerbungsfotos wichtig

Manchmal muss Görling auch mal durchgreifen. Zum Beispiel, wenn ein Kunde eine Hose trägt, die ihm vor seiner Diät noch gut passte. „Etwas zu Großes zu tragen ist genauso verkehrt wie wenn die Hose um den Bauch herum zu eng geschnitten ist“, sagt sie. „Wenn die Lieblingshose zu weit wird, kann man sie auch zum Schneider bringen. Das kostet nicht viel Geld.“

Frauen, die beruflich Karriere machen wollen, rät sie von der in der Praxis geübten „Einheitstracht“ – schwarzer Anzug, weiße Bluse – ab. „Auch in Chefetagen können Frauen in einem roten Kleid auftreten“, sagt sie. „Elegante Seidenblusen passen zu dunklen Hosenanzügen, wie auch ein sanfter Grünton oder Pink. Am wichtigsten ist, darauf zu schauen, welche Farben das Gesicht zum Strahlen bringen.“

Im Jahr 2014 wollen die beiden Gründerinnen ihre Gewinne steigern. Derzeit können sie zwar von ihrer Arbeit allein noch nicht leben, erwirtschaften aber auch keine Verluste. Unter anderem soll die Kundenanzahl erweitert werden. „Bei immer mehr Unternehmen hat sich unsere Dienstleitung herumgesprochen“, sagt Eppers. Weitere Firmen sollen hinzukommen, aber auch Schulabgänger und Studenten, die ein Bewerbungsfoto brauchen. „Oft ist den Menschen nicht bewusst, wie wichtig die Kleidung oder ein gut geschminktes Gesicht für eine Bewerbung ist“, so Eppers. Das Hamburger Duo will hier noch viel Aufklärungsarbeit leisten. „Und das machen wir gern mit Herzblut.“