Regierung nominiert Bundesbank-Vizepräsidentin für Direktorium der Europäischen Zentralbank

Berlin. Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger soll Nachfolgerin von Jörg Asmussen im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) werden. Die frisch vereidigte neue Bundesregierung nominierte die 49-jährige Juristin am Dienstag als eine der ersten Amtshandlungen für den Posten. Der Sozialdemokrat Asmussen wechselt nach nur zwei Jahren als „Außenminister“ der EZB wieder nach Berlin und wird Staatssekretär im Arbeits- und Sozialministerium unter der bisherigen SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles.

Lautenschläger kam vor gut zweieinhalb Jahren von der Finanzaufsicht BaFin zur Bundesbank. Dort war sie für die Bankenaufsicht zuständig. Da die EZB ab kommenden Herbst die Kontrolle über die Banken in der Euro-Zone übernimmt, dürfte die quirlige Stuttgarterin im sechsköpfigen Vorstand der Euro-Notenbank wahrscheinlich für die Aufsicht zuständig bleiben. Mit dem Vorschlag Lautenschlägers für den vakanten Posten füllt das neue Bundeskabinett die Lücke bei der EZB schneller als erwartet.

Zudem würde zweieinhalb Jahre, nachdem die Österreicherin Getrude Tumpel-Gugerell zum Ende ihrer Amtszeit Mitte 2011 die EZB verlassen hatte, wieder eine Frau in den engeren EZB-Führungszirkel einziehen. Tumpel-Gugerell war nach der Finnin Sirkka Hämäläinen erst die zweite Frau im Vorstand der Notenbank, in dem traditionell die größten Volkswirtschaften der Euro-Zone, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien vertreten sind sowie zwei kleinere Länder.

Formal muss Deutschland Lautenschläger vorschlagen, bevor der EZB-Rat, das Europäische Parlament und schließlich die Staats- und Regierungschefs ihr Plazet geben müssen. Es gilt als sicher, dass Lautenschläger diesen Prozess ohne Probleme übersteht. Die Mutter einer Tochter genießt in Aufseherkreisen eine untadelige Reputation und hat sich durch ihre jahrelange Arbeit im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht und -regulierung in aller Welt hohes Ansehen erworben.

Einziges Manko der im Rheinland aufgewachsenen und für ihre oft bunte Garderobe bekannte Frohnatur könnte ihre relativ geringe Erfahrung in der Geldpolitik sein. Als Mitglied des EZB-Direktoriums und EZB-Rats hätte sie künftig neben Bundesbank-Präsident Jens Weidmann die zweite deutsche Stimme bei den geldpolitischen Entscheidungen der EZB. Bislang war sie stets nur Begleiterin von Weidmann bei den Sitzungen des EZB-Rats im Frankfurter Euro-Tower.