Gianni Kunstmann aus Bramfeld übernimmt Lieferung, Dekoration und Entsorgung nach dem Fest. Im Sommer verkauft der 25-jährige Speiseeis

„O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter!“Gianni Kunstmann, 25, ist mit Tannenbäumen aufgewachsen. Als Kind hat er zwischen Nordmanntannen gespielt, wenn sein Vater die Bäume zur Weihnachtszeit verkauft hat. Als Jugendlicher ist er mit Block und Stift durch die Nachbarschaft gezogen und hat Bestellungen für Weihnachtsbäume notiert. Und als junger Mann hat er den traditionellen Tannenbaumverkauf auf den Kopf gestellt und die Bestellung im Internet eingeführt. Mit Erfolg: Bis zu 300 Bäume pro Saison werden schon per Mausklick bei tannenbaum-hamburg.de geordert – und zwar nicht nur Nordmanntannen, Fichten und Blautannen, sondern auch komplett geschmückte Bäume mit Lichterkette, Kugeln und Weihnachtsdeko. Der Lieferservice der fertig dekorierten Weihnachtsbäume ist die jüngste Geschäftsidee von Gianni Kunstmann. Er bringt die Tannen zum Wunschtermin nach Hause, schmückt sie nach den individuellen Vorstellungen der Kunden und holt sie nach den Festtagen zur Entsorgung wieder ab. Rund 50 Kunden haben diesen Service bereits gebucht. „Das sind vor allem Firmen, aber auch Menschen, die Zeit und Arbeit sparen wollen“, sagt Gianni Kunstmann. Kosten: 190 bis 400 Euro.

„Du grünst nicht nur zur Sommerszeit, nein, auch im Winter, wenn es schneit.“

In diesen Tagen ist Hochsaison im Weihnachtsbaum-Verkauf. Aber bereits im Sommer ist Gianni Kunstmann im Dienste der Tannen im Einsatz. Dann werden in einer Baumschule in Buxtehude die besten Tannen ausgesucht, markiert, beschnitten – und die ersten Exemplare geschlagen und verkauft. An Werbeagenturen oder Produktionsfirmen, die Fernsehsendungen oder Werbespots für die Weihnachtszeit produzieren. „Zum Beispiel für Schokolade oder Kochshows“, erklärt Gianni Kunstmann und erzählt, wie er im Sommer in Shorts und Flipflops Weihnachtsbäume schlägt und schmückt. „Total verrückt, aber toll.“

„O Tannenbaum, o Tannenbaum, du kannst mir sehr gefallen.“

Gianni Kunstmann ist so etwas wie ein Tausendsassa. Jemand mit tausend Ideen, Geschäftsmodellen. Jemand, der nach der Schule alles und nichts gemacht hat. Keine Ausbildung, aber tausend Jobs. Er hat schon eine Gebäudereinigung betrieben, ein Transportunternehmen gegründet, ein Eiscafé eröffnet und die Leitung des Weihnachtsbaumverkaufs übernommen. „Von den Tannenbäumen alleine kann man nicht leben. Noch nicht“, sagt er. Man brauche noch ein zweites Standbein. So wie sein Unternehmen Flex Transporte, mit dem er beispielsweise Kurierfahrten und Umzüge macht, oder sein Eiscafé da Gianni in Meiendorf. Ein Saisongeschäft. „Von März bis September gibt es Eis, danach Tannenbäume“, fasst Kunstmann zusammen. Er weiß, wie das Geschäft läuft. Sein Vater Biagino Pestillo, 57, hat es genauso gemacht und je nach Saison entweder Eis oder Weihnachtsbäume verkauft.

„Wie oft hat nicht zur Weihnachtszeit, ein Baum von dir mich hoch erfreut!“

Vor 30 Jahren hat Biagino Pestillo das Geschäft mit den Tannen aufgezogen. Inzwischen verkauft Sohn Gianni Kunstmann mit sieben Mitarbeitern an sieben Verkaufsplätzen in Hamburg pro Jahr rund 3000 Bäume, die letzten an Heiligabend. „Was dann noch übrig ist, landet im Osterfeuer“, sagt Kunstmann. Apropos Feuer: Der Jungunternehmer hat auch schwer entflammbare Tannenbäume für Schulen und öffentliche Einrichtungen im Angebot, die mit einer speziellen Lösung imprägniert werden. „Wer sich gegen die Konkurrenz durchsetzen will, der muss sich was einfallen lassen“, sagt Gianni Kunstmann. Und er hat viele Einfälle. Im Moment stellt er den Tannenbaumschmuck entsprechend den Vorgaben seiner Kunden noch selbst zusammen. Sobald wie möglich soll man die Deko aber auf seiner Internetseite selbst aussuchen und zusammen mit dem Tannenbaum bestellen können.

„O Tannenbaum, o Tannenbaum, dein Kleid will mich was lehren.“

Bis der Service steht, orientiert sich Gianni Kunstmann beim Baumschmuck an den Wünschen seiner Kunden, an den Farben des Firmenlogos oder an aktuellen Trends. „Dieses Jahr sind vor allem Pastellfarben gefragt“, sagt Gianni Kunstmann. Sein eigener Tannenbaum, eine 2,50 Meter große Nordmanntanne, steht bereits seit Anfang Dezember in seiner Wohnung in Bramfeld. Fix und fertig geschmückt in Pastelltönen und mit 800 Lichtern. „Wenn ich damit nicht spätestens bis zum 1.Advent fertig bin, schaff ich es nicht mehr“, erklärt Kunstmann, der in den letzten Wochen vor Heiligabend mit seinem Tannenbaumverkauf im Dauerstress ist. „Für meinen eigenen Baum hab ich dann keine Zeit mehr.“

„Die Hoffnung und Beständigkeit, gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit.“

Damit der Weihnachtsbaum in der Wohnung nicht schlappmacht, wird er in Wasser gestellt und damit auch regelmäßig eingesprüht. „Außerdem sollte er nicht direkt vor der Heizung stehen und langsam an die Raumtemperatur gewöhnt werden. Das heißt: Den Baum nicht sofort von draußen nach drinnen in die heiße Bude holen, sondern ihn in einem kühleren Raum wie Garage oder Keller zwischenlagern“, so der Rat von Kunstmann. Bis Januar ist er noch im Dienst der Tannenbäume unterwegs, dann hängt er das Geschäft erst einmal an den Nagel. Er will Urlaub in Italien machen und sich seinen anderen Unternehmen widmen. Bis es irgendwann wieder heißt: O Tannenbaum, o Tannenbaum.