VCD-Vergleich: Preise hängen stark vom Zeitpunkt der Buchung und Länge der Reise ab

Berlin. Mal eben nach Paris, Amsterdam oder Zürich, kein Problem – aber was ist günstiger, wenn man dabei das eigene Auto stehen lassen will: die Bahn oder der Flieger? Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat die jeweiligen Angebote für Reisen oder Kurztrips ins europäische Ausland verglichen und kommt zu dem Ergebnis, dass Bahnfahren im direkten Vergleich deutlich billiger ist als das Flugzeug: In 93 Prozent der Reisen ist der Zug als Reisemittel günstiger als Fliegen. Der durchschnittliche Flugpreis ist insgesamt betrachtet doppelt so hoch wie der Bahnpreis. „Insbesondere auf kurzen Strecken ist die Reise mit der Bahn dem Flugzeug vorzuziehen, nicht nur aus Klimaschutzgründen“, lautet das Fazit von VCD-Expertin Heidi Tischmann.

Wobei die jeweilige Differenz natürlich stark vom Ziel, dem Zeitpunkt der Buchung, der Anzahl der Reisenden und der Dauer des Aufenthalts abhängt. So kostet auf der Strecke Köln–Amsterdam die Bahnfahrkarte durchschnittlich nur 25 Prozent des Flugpreises. Auf der Strecke Frankfurt–Paris ist der Reisepreis im Zug und Flieger fast gleich. Die Kosten für die Reise mit der Bahn betragen auf dieser Relation 92 Prozent des Flugpreises.

Der VCD hatte über mehrere Wochen mit unterschiedlicher Vorlaufzeit bei Online-Portalen die Preise für Testreisen abgefragt und verglichen. Insgesamt wurden für 99 fiktive Reisen zeitlich gestaffelte Preisvergleiche durchgeführt, wobei jeweils die zweite Klasse in der Bahn der Economy-Klasse der Airlines gegenübergestellt wurde. Und da man dem VCD als ökologisch ausgerichteten Verkehrsclub durchaus starke Sympathien und eine damit verbundene Parteilichkeit für die Bahn unterstellen kann, ist es interessant, dass bei dem Preistest Rabattkarten der Bahnen wie die BahnCard der DB oder Schweizer Halbtax-Abo ebenso wenig berücksichtigt wurden wie die nötigen Zubringer zu den jeweiligen Start- und Zielpunkten. Das verschlechtert die Position der Bahn im Test, denn in Deutschland wird der Großteil der Fernverkehrsfahrten rabattiert vergeben, also über die reduzierten Preise für BahnCard-Inhaber. Hinzu kommt, dass Flughäfen meist außerhalb der Stadtzentren liegen, also weitere Kosten für den Transport von Fluggästen in den Citys anfallen.

Wie viel man aber sparen kann oder draufzahlen muss, hängt maßgeblich von den individuellen Reisebedingungen ab. Vereinfacht kam der Vergleich zu folgendem Ergebnis: Je näher das Buchungsdatum am Reisetermin liegt, desto mehr sparen Bahnreisende im Vergleich zu Flugreisenden. Eine vierköpfige Familie zum Beispiel, die die Urlaubsreise nach Paris, Amsterdam oder Wien einen Tag vor Reiseantritt bucht, fährt mit der Bahn deutlich günstiger: Sie zahlt im Schnitt 644 Euro weniger. Allerdings ist dieses Szenario wenig wahrscheinlich, weil solche Reisen in aller Regeln langfristiger geplant werden. Doch laut VCD sind auch Frühbucher im Zug im Vorteil. Zwölf Wochen vor Reiseantritt beträgt die durchschnittliche Ersparnis derselben Familie immer noch 321 Euro.

Die Situation sieht anders aus, wenn man einen Geschäftsreisenden oder ein Ehepaar ohne Kinder zugrunde legt und verschiedene Reisetage berücksichtigt. Die Bahn liegt preislich gesehen allerdings auch dann meistens vorn. Die eintägige Geschäftsreise ist mit der Bahn bei allen getesteten Verbindungen preiswerter als mit dem Flugzeug. Bei den Wochenendreisen kann Fliegen jedoch mit Bahnfahren preislich konkurrieren. Beispielhaft die Strecke Frankfurt–Paris: Hier ist der Flug für zwei Erwachsene um durchschnittlich 146 Euro günstiger als die Bahnfahrt. Doch es bleibt bei Einzelfällen. Knapp 80 Prozent aller untersuchten Wochenend-Bahnreisen kosten weniger als der Flug.

Der VCD leitet aus dem Ergebnis des Tests die Forderung ab, den Bahnverkehr mehr als bislang zu stärken und komfortabler zu machen. „Damit mehr Menschen in Europa mit der Bahn fahren, muss das Bahnfahren einfacher werden. Wir brauchen ein zentrales europäisches Auskunftsportal für alle Fahrplandaten und Ticketpreise. Und es muss möglich werden, in allen Ländern für alle Bahnreisen durch Europa Fahrkarten kaufen zu können – zu denselben Bedingungen und zu einheitlichen Preisen“, sagt Michael Ziesak, der Bundesvorsitzende des VCD. Und Reisenden kann man nur raten: Vor jedem Trip Preise vergleichen. Auch wer glaubt, die Tarife zu kennen, erlebt bei einem Check der Kosten oft noch Überraschungen.