Hamburger Designerin Romy Cordes sorgt für die Kleider im Finale der beliebten TV-Castingshow. Auch für Theateraufführungen fertigt sie

Hamburg. Sie ist gerade von der Tour zurückgekommen und bereitet sich schon auf die nächste vor. Diese beginnt zwar offiziell erst am 27. Dezember in Köln, aber auch zuvor hat die Hamburger Designerin Romy Cordes alle Hände voll zu tun. Denn sie näht nicht nur die aufwendigen Kostüme für die Finalisten der beliebten Castingshow „The Voice of Germany“, sondern kleidet unter anderem auch das Orchester und die Tänzer ein. Zudem ist sie bei den Finalshows sofort zur Stelle, wenn etwa nach einem Auftritt einem Kandidaten ein Knopf am Sakko fehlt oder die großen Metallnieten an den Anzugsärmeln sich gelockert haben.

Die Finalisten werden nach dem Finale bei drei gemeinsamen Konzerten (unter anderem am 29. Dezember in Hamburg) auftreten. Und jedes Mal werden sie ein neues Outfit von Romy Cordes tragen. Einige Tage vorher bekommen sie fachkundige Helfer wie zum Beispiel einen Gesangscoach an die Hand, der mit ihnen unter anderem übt, wie man im jeweiligen Outfit auf der Bühne tanzt, oder wie man mit einer Big Band arbeitet. „Jedes Rädchen im System muss funktionieren“, sagt Cordes. Auch deshalb wird vorher trainiert – auch in Hamburg. Für Romy Cordes bedeutet das viel Arbeit. „Alle Klamotten für die Auftritte werden in einem Container nach Hamburg transportiert. Ich muss jedes Stück herausnehmen, sortieren und ausbessern, wenn etwas kaputtgegangen ist. Nur das Bügeln übernimmt die Garderobiere“, sagt sie.

Sie hat auch die Kostüme für die internationale Tour von Scooter genäht

Danach werden die Kleider wieder weggepackt. Die 35-jährige Designerin, die studierte Psychologin ist, kam vor 15 Jahren aus Mecklenburg-Vorpommern nach Hamburg. „Als Erstes habe ich mich in der Musikbranche umgeschaut. Dabei lernte sie den Hamburger Konzertveranstalter Johannes Wessels kennen, der sie bereits 2012 für „The Voice of Germany“ engagiert hat. „Ich fing an, Kostüme für Musiker und andere Künstler zu nähen. Meine Oma nähte schon immer gern und brachte es meiner Mutter bei. Die wiederum zeigte mir das Schneidern“, sagt sie. Unter anderem war sie damals für das Bühnenbild und die Kostüme für diverse Videofilme zuständig.

Romy Cordes stattete anfangs auch Künstler wie das Hamburger Dance-Duo Brooklyn Bounce aus und entwarf 2009 das Bühnen- und Kostümkonzept für die internationale Tour der Band Scooter. Später arbeitete sie für das Hamburger Modelabel Pyrate Style, das Rockgrößen wie die Rolling Stones, die Scorpions, Tokio Hotel, Peter Maffay und Schauspieler in Filmen wie Fluch der Karibik und Wild Wild West ausstattete. Zudem fertigte die Designerin die Kostüme für verschiedene Theaterstücke, darunter „Gut gegen Nordwind“, das im vergangenen Jahr im Winterhuder Fährhaus in Hamburg aufgeführt wurde. Auch in Köln und Düsseldorf war sie als Designerin an Theatern aktiv. „Die ersten zwei Wochen bin ich bei den Proben dabei. Ich muss mich in das Stück einfinden, bevor ich die Kostüme entwerfen kann. So waren bei der Aufführung des Stücks „Gut gegen Nordwind“ in Hamburg die Hauptdarsteller Saskia Valencia und Helmut Zierl ganz anders gekleidet als Dorkas Kiefer und Andreas Brucker, bei der gleichen Vorstellung in Düsseldorf.

Seit dem vergangenen Jahr arbeitet die Designerin für „The Voice of Germany“. „Ich freue mich, dass ich auch dieses Jahr wieder dabei sein durfte“, sagt sie. Der Erfolg hat seinen Preis: Höchstens zwei Tage pro Woche ist sie zu Hause in Hamburg in ihrem Loft mit Atelier. An anderen Tagen wird sie manchmal von Theatern gebucht oder tourt in einem der sechs Busse mit „The Voice of Germany“ durchs Land. „Da sind immer mehr als 200 Leute an Bord“, sagt sie. Die beliebte Fernsehsendung ist nur eines der Standbeine der agilen Frau, die 2011 in Hamburg ihre Firma Romy Cordes Design gegründet hat. „Ich habe inzwischen rund 50 Kundinnen, für die ich nähe“, sagt sie. Am meisten bestellt werden Abendkleider. Sie kosten ab 1000 Euro aufwärts. Rund fünf davon näht sie pro Monat, mehr ist aus Zeitgründen nicht drin. Wenn Cordes nicht in Hamburg weilt, übernimmt eine freie Mitarbeiterin die Anprobe. „Einmal kam eine Kundin zu mir, die ein Abendkleid für den Wiener Opernball bestellte. Das war wesentlich aufwendiger als die übrigen Roben.“ Die Kundin sei begeistert gewesen.

Heute verkauft sie in ihrem Loft eine ganz besondere Kollektion

In diesem Jahr hat sich Romy Cordes erstmals an eine eigene Herrenkollektion gewagt. Rund 40 Stücke, wie Reiterhosen, vorne mit Leder, hinten aus Stoff, Netzhemden, Westen, aber auch besondere Anzüge gibt es zu sehen. Es handelt sich um eine vorerst einmalige Aktion. Verkauft wird die Kollektion nur an geladene Gäste heute in ihrem Loft mit umlaufender Terrasse. Die Wohnung wird zum Pop-up- Store, also einem Laden mit einmaligem Verkauf. „Ich wollte mal etwas ganz Neues machen“, sagt sie. Die Kollektion wird ausschließlich von männlichen Models präsentiert. Die Schau findet innerhalb ihrer Reihe „White Box“ statt. Viermal im Jahr präsentiert sie in diesem Format eine Vernissage und eine Party, auf der auch Kunst von jungen Künstlern verkauft werden soll, die am Anfang ihrer Laufbahn stehen. Romy Cordes will sie unterstützen. Darunter befindet sich unter anderen die Fotografin Julia Kiecksee, die mit Modelagenturen wie IMG, Elite und Modelwerk zusammenarbeitet. Und Katha, eine Malerin, präsentiert auf der „White Box“ ihre Pop-Art-Kunstwerke.