Handelskette Globus könnte das Überleben des Großteils der Baumarktkette sichern. Verträge sollen grundsätzlich ausgehandelt sein. Details offen

Hamburg. Für die Mitarbeiter von Max Bahr geht es noch einmal ums Ganze, um das Ende des Unternehmens oder die Rettung ihrer Arbeitsplätze. Überraschend hatte am Dienstag im bereits Wochen währenden Kampf um das Überleben der Baumarktkette wieder die Hoffnung die Oberhand gewonnen. Offenbar könnte schon heute die Rettung für große Teile der Baumarktkette beschlossen werden.

Der Handelskonzern Globus hat sich nach Informationen dieser Zeitung grundsätzlich mit der Royal Bank of Scotland (RBS) über den Kauf der Max Bahr Immobilien und mit dem Insolvenzverwalter über die Weiterführung des Betriebs der meisten Max-Bahr-Häuser geeinigt. Es sollen allerdings noch Details offen sein, die sich als Fallstrick erweisen könnten. Im Paket enthalten sind demnach rund 60 der 73 verbliebenen Geschäfte von Max Bahr, die durch den saarländischen Konzern weiterbetrieben werden würden.

Auch noch im Rennen um die Immobilien, heißt es von Insidern, sind neben Globus andere Handelskonzerne aus der Baumarktbranche. Denkbar ist also auch, dass die Standorte nicht ausschließlich an Globus gehen, sondern einige Märkte an weitere Investoren verkauft werden. In früheren Äußerungen hatten unter anderem Obi und Hornbach Interesse an einzelnen Standorten angemeldet. Im Falle einer solchen Einigung könnten die Beteiligten rund 2000 der restlichen 3600 Arbeitsplätze bei dem Unternehmen in Deutschland sichern. Einst waren bei Max Bahr und der Muttergesellschaft Praktiker 15.000 Menschen beschäftigt.

In Hamburg, wo die Baumarktkette vor 134 Jahren gegründet worden war, arbeiten an einem Dutzend Standorten der Marke mit dem blau-gelben Logo rund 900 Mitarbeiter. Wie viele der Märkte in der Hansestadt überleben und wie viele Stellen dadurch gerettet werden, blieb am Dienstag noch im Dunkeln. Dies hängt offenbar davon ab, wie attraktiv die Lage des jeweiligen Fachmarkts eingeschätzt wird und ob Konkurrenten in der Nähe sitzen.

Schon am heutigen späten Nachmittag könnte nach den Informationen dieser Zeitung in Frankfurt die Unterschrift unter die beiden Verträge gesetzt werden. Offizielle Bestätigungen oder Erklärungen zu den Verhandlungen waren am Dienstag aber von keinem der Beteiligten zu bekommen.

Die Rettung des Großteils der Baumarktkette basiert auf zwei Verträgen: Zum einen geht es um die Übernahme der Immobilien. Hier müssen sich Globus und etwaige weitere Interessenten mit der insolventen Vermietergesellschaft Moor Park einigen, deren Gläubiger die Royal Bank of Scotland (RBS) ist.

Die vor einigen Tagen mit dem Konsortium um den Dortmunder Konkurrenten Hellweg und Ex-Chef Dirk Möhrle verhandelte Rettung der Baumarktkette war noch an der starren Haltung der RBS gescheitert. Die Bank soll eine Bürgschaft von Hellweg in Höhe von 700 Millionen Euro verlangt haben. Inwiefern die RBS nun erneut auf krisenfeste Sicherheiten beharrt, war am Dienstag nicht zu erfahren. Das Poker um die Immobilien könnte noch einige Tage dauern oder schlimmstenfalls wiederum scheitern, wenn sich die Beteiligten nicht im Detail einigen können. Die Erfahrung aus den vergangenen Wochen zeigt, dass die Mitarbeiter erst aufatmen können, wenn die Tinte unter den Verträgen getrocknet ist.

Die zweite Hürde, die für das Überleben der Baumärkte genommen werden muss, ist die Einigung zwischen Globus oder anderen Betreibern mit dem Insolvenzverwalter von Max Bahr: Hier geht es um den Kauf des Betriebs samt seiner Waren und Mitarbeiter.

Die Rettung von Max Bahr wird dabei auch durch die Tatsache erschwert, dass sich mehrere Parteien mit unterschiedlichen Interessen verständigen müssen. Neben Globus sind das nicht nur der Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann für die insolvente Gesellschaft Moor Park als Eigentümer und Vermieter der Immobilien sowie deren größter Gläubiger, die Royal Bank of Scotland. Darüber hinaus ist noch Jens-Sören Schröder als Insolvenzverwalter für Max Bahr zentral an den Verhandlungen beteiligt.

Die Globus-Gruppe hat bereits Erfahrung mit der Branche, zu dem Konzern mit 16.000 Mitarbeitern zählen 77 Baumärkte, 46 SB-Warenhäuser und neun Elektrofachmärkte in Deutschland. An die Adresse von Globus hatten sich am Montag auch die Mitarbeiter und Kunden von Max Bahr in Hamburg gewandt: Einen dramatischen Rettungsappell und mehr als 30.000 Unterschriften hatten die Beschäftigten an den möglichen Käufer gesendet. Schließlich hatte sich Globus bereits vor mehreren Wochen für Max Bahr interessiert, sich dann aber aus dem Verhandlungsprozess zurückgezogen.

In einer weiteren Aktion auf der Internetplattform Change.org appellieren mehrere Tausend Beschäftigte und Kunden auch an die Bundesregierung, Max Bahr finanziell unter die Arme zu greifen und so die noch verbliebenen Arbeitsplätze zu erhalten. Der Betriebsrat hatte zudem den Hamburger Wirtschaftssenator Frank Horch um Hilfe gebeten. Doch auch wenn die Baumarktkette ursprünglich aus der Hansestadt kommt, die Entscheidung über ihre Zukunft fällt nun nicht mehr an der Alster, sondern in Frankfurt am Main.