Der Hamburger Hotelier Eugen Block lässt beim Kampf gegen Internetseiten wie HRS und booking.com nicht locker. Grand Elysée bricht Verträge

Hamburg Eugen Block, Inhaber des Hotels Grand Elysée Hamburg, setzt in seinem Kampf gegen die seiner Meinung nach „parasitär“ agierenden Hotelbuchungsportale im Internet noch einmal nach: Er hat für eine halbe Million Euro Anzeigen geschaltet, mit denen er die Gäste dazu bringen will, direkt bei seinem Hotel und nicht über Seiten wie HRS oder booking.com zu buchen. Und nicht nur das: Der Unternehmer verspricht den Kunden in diesem Fall, 15 Euro gegenüber der Reservierung bei jedem Buchungsportal zu sparen, und verstößt damit gegen die Verträge mit den Betreibern.

Das Abendblatt sprach mit dem kämpferischen Hotelier, der auch die Steakhauskette Block House betreibt, über seine Offensive und seine Pläne, die gesamte Hotelbranche in Sachen Buchungsportale umzustimmen.

Hamburger Abendblatt:

Woraus resultiert Ihre Wut auf die Buchungsportale?

Block:

Die Portale verhalten sich parasitär, weil sie mindestens 15 Prozent Provision verlangen. Das bedeutet bei unseren Zimmerpreisen von 180 Euro, dass die Betreiber wie HRS mir 27 Euro in Rechnung stellen, wenn die Buchung über sie abgelaufen ist. Dabei sind die Seiten doch nichts Besseres als simple Adressbücher. Es geht um unangemessene Provisionen für unaufgeräumte Portale.

Viele Kunden sehen das aber anders, sonst hätten die Portale ja nicht so einen Erfolg und vermittelten heute etwa jedes vierte Hotelzimmer.

Block:

Wenn ich für 90 Euro irgendein Verlies suche, werde ich dort vielleicht fündig. Aber meist sehe ich auf den Seiten doch noch nicht einmal, in welcher Zimmerkategorie ich lande. Im Gespräch mit dem Hotel kann ich meine Wünsche etwa nach einem ruhigen Zimmer, der Bestellung von Opernkarten oder der Reservierung eines Tisches im Restaurant zum Ausdruck bringen. Das alles bietet ein Portal nicht. Wenn ich nachts mit meiner Frau auf dem Zimmer noch ein schönes Glas Wein trinken will, rufe ich doch auch nicht beim Buchungsportal an. In den Anzeigen haben wir entsprechend auch geschrieben, dass die Gäste ja nicht beim Portal schlafen, sondern bei uns.

Wie sehen die Reaktionen auf Ihre Kampagne aus?

Block:

Die Portale haben sich noch nicht gemeldet. Demnächst nehme ich bei einem Branchenkongress an einer Podiumsdiskussion teil, da bin ich mal gespannt, ob jemand von HRS kommt.

Und die Reaktionen der Hotelierskollegen?

Block:

Die sind positiv. Allerdings sagen etliche Hoteliers, die Portale seien nicht schlecht, weil sie uns die letzten Zimmer füllen. Und wenn ich ein Hotel in Hintertupfing betreibe, habe ich ohne die Portale die Sorge, im Internet nicht gefunden zu werden. Ich sage aber ganz klar: Die Portale schaden uns mehr, als sie nützen.

Stehen Sie denn finanziell mit dem Rücken an der Wand?

Block:

Nein, mit dem Grand Elysée erzielen wir eine Umsatzrendite von zehn Prozent. Aber viele Branchenkollegen brauchen das Geld, das sich die Buchungsportale mit ihrer Geschäftsmethode einverleiben.

Die Hotels selber aber haben die Entwicklung im Internet verschlafen und es versäumt, sich früh genug in Eigenregie um die Vermarktung im weltweiten Netz zu kümmern...

Block:

Ja, das stimmt leider. Viele Hotels haben nach wie vor eine lausige Homepage. Und jetzt sind die Kunden auch noch überzeugt, dass sie beim Buchungsportal immer den besten Preis bekommen und nicht beim Hotel selber.

Was ja auch den Tatsachen entspricht?

Block:

Ja, leider. Die Hotels müssen sich in den Verträgen mit den Buchungsportalen verpflichten, dass sie ihre Zimmer nie billiger verkaufen als die Anbieter wie HRS. Das haben wir mit dem Grand Elysée auch unterzeichnet.

Und mit der derzeitigen Aktion, in der Sie den Kunden versprechen, bei der direkten Buchung im Hotel 15 Euro zu sparen, brechen Sie die Verträge.

Block:

Ja, sagen wir so, wir halten uns nicht daran. Vor sechs Monaten haben wir ja bereits versucht, mit den Portalen über die Höhe der Provision zu verhandeln, und diese haben sich dabei unmöglich verhalten. Außerdem hat die Kartellbehörde die Portale bereits abgemahnt mit dem Hinweis, ihre Niedrigpreisgarantie im Internet sei ein Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht. Wir rechnen mit der endgültigen Entscheidung des Kartellamtes dazu bis Ende des Jahres. Wenn die Ratenparität in Deutschland kippt, verkommt HRS zum reinen Adressbuch.

Wie haben sich die Buchungen bei Ihnen denn im Laufe der Anzeigenkampagne verändert?

Block:

Vorher bekamen wir ungefähr 17 Prozent der Gäste über die Portale, jetzt sind es 13 Prozent. Die Auslastung ist aber stabil, weil die direkten Buchungen zunehmen.

Und wenn die Portale das Elysée jetzt einfach rauswerfen?

Block:

Schau’n wir mal ... das werden wir dann sehen.

Bisher sind die Buchungsportale mit ihrer Preistransparenz auch deshalb so beliebt bei den Kunden, weil die Hotels die Tarife stark variieren. In Frankfurt sind während Messen wie der IAA die Zimmerpreise bekanntlich doppelt so hoch wie in weniger nachgefragten Zeiten, der angemessene Wert einer Unterkunft ist für die Kunden schwierig zu ermitteln...

Block:

Ja, auch an dieser Preispolitik sind die Hotels selber schuld. Wir haben beim Elysée nur Preisunterschiede von rund zehn Prozent, während Messen wie der Internorga kostet ein Zimmer dann eben 200 Euro.

Allerdings bietet Hamburg ja auch keine so zugkräftigen Veranstaltungen wie Frankfurt oder Berlin mit entsprechendem Ansturm auf Hotels...

Block:

Ja, daran muss sich unbedingt etwas ändern. Die Stadt muss sich mehr um Messen bemühen. Und die Bedingungen dafür schaffen, dass wir hier höhere Zimmerpreise bekommen.

Wie das?

Block:

Die Stadt soll nicht so viele Hotels genehmigen. In München ist das Angebot kleiner, da zahlen Gäste doppelt so viel für das Zimmer. Außerdem soll sich die Internetseite Hamburg.de, die offizielle Präsenz der Stadt im Netz, mehr um die Hotels bemühen. Zusätzlich habe ich nächste Woche einen Termin mit Herrn von Albedyll von Hamburg Marketing, bei dem ich ihm vorschlagen werde, hamburg-tourism.de als übersichtliches Adressbuch für die Hamburger Hotels auszubauen.

Auch bisher gibt es dort schon Einträge von Hotels.

Block:

Ja, und wenn die Gäste über hamburg-tourism.de auf die Hotelseite verlinkt werden, bekommt hamburg-tourism.de zehn Prozent vom Zimmerpreis.

Also schon wieder jemand, der zwischen Ihnen und dem Gast steht und mitkassiert?

Block:

Ja, die Provision ist ebenfalls nicht gerechtfertigt. Diese Vermittlungsgebühr wollen wir auf zwei Prozent begrenzen.

Sie kämpfen an mehreren Fronten. Was erwarten Sie von den Hotelierskollegen, die sich bisher nicht so aktiv in diesen Vertriebsthemen engagieren?

Block:

Die Hoteliers müssen viel selbstbewusster werden. Sie haben einen viel höheren Stellenwert, als sie glauben.