HSH Nordbank sieht starken Bedarf für effizientere Schiffe

Hamburg. Seit Jahren steht die internationale Schifffahrt erheblich unter dem Druck von Überkapazitäten, hohen Brennstoffkosten und schlechten Transportpreisen. Nun bringt ein weiteres großes Thema die Branche in Bewegung: Von 2015 an gelten in besonderen Luftreinhaltungsgebieten auf Nord- und Ostsee sowie an den nordamerikanische Küsten wesentlich strengere Grenzwerte für den Ausstoß von Schwefeldioxid und Stickoxiden. Grundlage dafür sind die Vorschriften der International Maritime Organisation (IMO). Die Regeln dieser so genannten Emission Control Areas (ECA) sollen auch auf den Mittelmeerraum und auf Japan ausgedehnt werden.

Um diese Standards zu erfüllen, müssen die Reedereien ihre Schiffe nachrüsten lassen, auf schadstoffärmere Brennstoffe umsteigen oder aber gleich neue, effizientere Schiffe bauen lassen. Die HSH Nordbank in Hamburg, die weltweit führende Bank für Schiffsfinanzierungen, hat in einer aktuellen Umfrage den Effekt der künftigen Emissionsregeln untersucht. Rund 60 von international 150 befragten Schifffahrtsunternehmen aus dem Kundenstamm der Bank nahmen teil. „Die Modernisierung der Flotten ist für uns wie auch für die Reedereien ein außerordentlich wichtiges Thema“, sagte Christian Nieswandt, der zuständige Manager für Schifffahrtskunden der HSH Nordbank in Deutschland, am Mittwoch in Hamburg.

Drei Viertel der befragten Reedereien haben bereits in die Modernisierung ihrer Flotte investiert, vor allem mit Aufträgen für neue, hoch effiziente Frachter und Tanker sowie mit Nachrüstungen von Schiffen. „Durch die strengeren Emissionsrichtlinien sehen wir einen erheblichen Schub in der Branche hin zu mehr Energieeffizienz bei den Schiffen“, sagte Nieswandt. „In den Jahren 2002 bis 2008, vor dem Höhepunkt der Welt-Finanzmarktkrise, ist in der Schifffahrt technologisch mit Blick auf Brennstoffverbrauch und Abgasreduktion praktisch nichts passiert.“ Das ändere sich derzeit rapide. Dadurch werde „ein zweigeteilter Markt“ entstehen, sagte Nieswandt: auf der einen Seite moderne, effiziente Schiffe, für die deren Reedereien höhere Charterraten verlangen könnten, auf der anderen Seite ältere und weniger effiziente Schiffe, deren Wettbewerbsfähigkeit noch weiter abnehmen werde. Ältere Schiffe sind aus seiner Sicht dabei die Baureihen und Modelle bis zum Jahr 2008.

Nieswandt sagte, die Bank habe ein Interesse daran, vor allem jüngere und technologisch moderne Schiffe in ihrem Portfolio zu halten, weil diese die besten Perspektiven am Markt besäßen. Das mache die Rückzahlung der Kredite sicherer. Bei zehn bis elf Jahre alten Schiffen ergebe eine Nachrüstung etwa mit moderneren Rudersystemen, Modifizierungen am Rumpf oder mit Zusatztanks für weniger umweltschädliche Brennstoffe Sinn. Die HSH Nordbank verwaltet in ihrem Kerngeschäft bei der Schifffahrt derzeit ein Kreditvolumen von 16 Milliarden Euro, weitere neun Milliarden Euro sind in der sogenannten Abbaubank konzentriert. 57 Prozent der Schiffe in ihrem Geschäftsbestand sind nach Angaben der Bank fünf Jahre alt oder jünger.