Gewerbeaufsichtsamt moniert Arbeitsbedingungen für Beschäftigte mit Werkverträgen. Unternehmen weist Vorhaltungen zurück

Papenburg. Der Einsatz osteuropäischer Werkvertragsarbeiter in Niedersachsen führt weiterhin zu kritischen Diskussionen. In Papenburg bemängelt das Gewerbeaufsichtsamt zu kurze Ruhezeiten auf der Meyer Werft. In Osnabrück gibt es derzeit Streit um die Beschäftigung rumänischer Werkvertragsarbeiter, die auf einer Baustelle der Hochschule eingesetzt waren.

Im Fall der Papenburger Meyer Werft kritisiert das zuständige Gewerbeaufsichtsamt in Emden, dass bei Kontrollen Verstöße gegen die Ruhezeitregelungen festgestellt worden seien. „Wir haben überhaupt keinen Dissens mit dem Gewerbeaufsichtsamt. Wir werden die Hinweise sehr ernst nehmen und umsetzen“, sagte Werftsprecher Peter Hackmann am Freitag.

Die Verstöße gegen Arbeitszeitrichtlinien bei der Meyer Werft seien allerdings nur in Einzelfällen festgestellt worden, sagte der Leiter des Gewerbeaufsichtsamts, Klemens Kampshoff. „Die gesetzliche Ruhezeitvorgabe ist elf Stunden, die ist das Minimum. Die wurde zum Teil deutlich unterschritten.“ Der NDR hatte zuerst über den Brief an die Werft berichtet.

Die Meyer Werft war nach einem tödlichen Brand in einer Unterkunft für Werkarbeiter im Sommer in die Kritik geraten. Daraufhin schloss das Schiffbauunternehmen im Emsland mit der Gewerkschaft IG Metall und mit dem Betriebsrat einen Tarifvertrag für die Werkvertragsarbeiter, die auf der Werft arbeiten. Darüber hinaus untersucht eine Arbeitsgruppe die Arbeitsbedingungen bei dem Unternehmen. Die Ergebnisse sollen am 26. November in Hannover vorgestellt werden.

Der Tarifvertrag gilt als wegweisend für den Schiffbau und andere Branchen, wird aber unter der Hand von Werftmanagern anderer Unternehmen auch kritisiert. Sie halten die Abmachung für eine Verkennung der Notwendigkeit, externe Arbeitskräfte in großer Zahl einsetzen zu müssen.

Die Beschäftigung von Arbeitern per Werkvertrag ist im Schiffbau gang und gäbe, vor allem bei großen und sehr komplexen Schiffsprojekten wie Kreuzfahrtschiffen oder Umbauten von Spezialfahrzeugen etwa aus der Offshore-, Öl- und Gaswirtschaft. Den größten Teil der Einbauten – von der Hauptmaschine über die Elektronik bis zur Kabinenausstattung – erledigt nicht die Werft selbst, sondern Zulieferfirmen per Werkvertrag. Aber auch klassische Schiffbau-Gewerke wie Schweißarbeiten am Rumpf werden von den Werften mittlerweile verstärkt nach außen gegeben, weil sie Auftragsspitzen nicht mit eigenen Leuten abfangen können. Aus Mangel etwa an Schweißern in Norddeutschland erledigen diese Arbeit häufig Fachkräfte aus osteuropäischen Ländern wie Rumänien oder Bulgarien.

Werftchef Bernard Meyer sagte dem Abendblatt kürzlich, Verstöße von Subunternehmern gegen die Regeln seiner Firma – inklusive des neuen Haustarifvertrags – würden nicht toleriert. Gemeinsam mit dem Betriebsrat werde man konsequent an den Bedingungen für Werkvertragsbeschäftigte arbeiten: „Noch ist vielleicht nicht alles gelöst. Aber wir gehen es an.“