Dividende bleibt stabil trotz Gewinnrückgangs. Aktienkurs steigt

Berlin. Der neue Siemens-Chef Joe Kaeser verspricht Belegschaft und Investoren bessere Zeiten. „Wir wollen nicht nur technisch, sondern auch kommerziell zu den besten Unternehmen gehören“, kündigte der seit 99 Tagen amtierende Vorstandschef nach einem Gewinnrückgang an. Ein Jahr gibt sich Kaeser, um mit dem bereits laufenden Sparprogramm, schärferer Risikokontrolle und besserem Management dafür zu sorgen, dass vom Umsatz mehr Gewinn bleibt. Die Marge des Technologiekonzerns soll auf etwa zehn Prozent steigen. Damit soll der Anschluss an die Rivalen ABB und GE gelingen, denen die Münchner hinterherhinken.

Die Siemens-Aktionäre verwöhnt Kaeser unterdessen mit einem milliardenschweren Aktienrückkauf, der den Kurs der Papiere beleben soll. Die Dividende soll bei drei Euro je Anteilsschein stabil bleiben, obwohl der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft im abgelaufenen Geschäftsjahr um ein Zehntel auf 4,2 Milliarden Euro abrutschte. Die Siemens-Aktien legten bis zum frühen Nachmittag fast um fünf Prozent zu und gehörten damit zu den größten DAX-Gewinnern.

Konkrete strategische Pläne will Kaeser erst im Mai vorlegen. Danach soll es allerdings zügig gehen, bis Oktober soll sein Willen im Konzern umgesetzt sein. Am Donnerstag hielt sich der Nachfolger des geschassten Konzernchefs Peter Löscher noch bedeckt. „Weil ich nicht halbfertige Sachen präsentieren wollte“, rechtfertigte sich der 56-Jährige am einstigen Hauptsitz in Berlin. Zunächst werde ohnehin das bestehende Renditeprogramm abgearbeitet, das Siemens allein im vergangenen Geschäftsjahr 1,3 Milliarden Euro kostete und auf den Gewinn drückte. Kaeser dämpfte zudem die Erwartungen: „Man sollte die strategische Neuausrichtung nicht überbewerten. Es geht nur darum, dass ich der Öffentlichkeit, Ihnen und Aktionären, erläutern möchte, wie das Unternehmen nach 2014 aussieht“, sagte er den Reportern. „Das Programm ,Siemens 2014‘ war relativ kurzfristig orientiert, vielleicht zu kurzfristig und hat Fragen offengelassen.“

Kaeser will zudem die Firmenkultur verändern, damit teure Probleme wie der missratene Anschluss von Windparks auf See oder die Verzögerungen bei der Lieferung von ICE-Zügen für die Deutsche Bahn nicht mehr so häufig vorkommen. Mit einem Kreis von 50 Top-Managern will er dafür sorgen, dass der Belegschaft die Angst genommen wird. „Die Mitarbeiter müssen wissen, ihnen wird nicht der Kopf abgerissen, wenn sie sagen: Ich komme hier nicht weiter.“

Zuletzt hatte Siemens mit einer schwachen Nachfrage nach Fabrikausrüstung zu kämpfen. Das schwankungsanfällige Industrie-Segment verzeichnete im Schlussquartal bis Ende September die markantesten Rückgänge. Zuwächse im Geschäft mit Energietechnik – insbesondere im Windkraftgeschäft – verhinderten allerdings einen größeren Gewinnrückgang. Im Schlussquartal machten die Münchner bei einem nahezu stagnierenden Umsatz von 21,2 Milliarden Euro in ihrem fortgeführten Geschäft einen Gewinn von gut einer Milliarde Euro, 13 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.