Hamburger Optikerkette steigert Absatz, Umsatz und Gewinn. Vorstandschef besitzt selber mehr als zehn Brillen

Hamburg. Die Brille begleitet ihn seit Jahrzehnten. Er ist mit ihr groß geworden und hat selbst eine Vielzahl von Exemplaren. Weit mehr als zehn Stück müssen es inzwischen sein, schätzt er. Damit ist Günther Fielmann, 74, einer von 40 Millionen Brillenträgern in Deutschland – und einer der Menschen, die von der Sehschwäche der Bundesbürger mit am meisten profitieren. Das zeigt zumindest die jüngste Bilanz der Hamburger Optikerkette. Demnach hat Fielmann in den ersten neun Monaten 5,4 Millionen Brillen verkauft – das sind 3,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Allein im dritten Quartal stieg der Absatz um fünf Prozent auf 1,9 Millionen Brillen. Damit verkauft Fielmann in Deutschland fast jede zweite Brille.

Obwohl die Zahl der Brillenträger nach Angaben des Kuratoriums Gutes Sehen seit zehn Jahren relativ konstant ist und die übrige augenoptische Branche in den ersten neun Monaten sogar einen leichten Absatzrückgang von einem Prozent hinnehmen musste, konnte Fielmann Absatz, Umsatz und Gewinn steigern.

Der Konzernumsatz stieg von Juli bis September um 5,8 Prozent auf 302 Millionen Euro – im Vorjahr waren es 285,6 Millionen Euro. Der Quartalsgewinn vor Steuern wuchs um 11,5 Prozent auf 60,7 Millionen Euro. Nach Steuern verdiente Fielmann 43,1 Millionen Euro und damit rund zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Rein statistisch gesehen kauft der deutsche Brillenträger im Schnitt alle vier Jahre eine Brille. Neben der veränderten Sehstärke, Verschleiß, Bruch oder Verlust sind inzwischen Modetrends die wichtigsten Gründe für den Kauf einer neuen Sehhilfe. „Die Brille hat sich als modisches Accessoire etabliert und ist längst mehr als ein optisches Korrektiv“, so Günther Fielmann. „Die Brille unterstreicht Persönlichkeit. Kaum ein Accessoire beeinflusst die Wirkung des Menschen auf die Umwelt mehr als die Brille.“ Bestes Beispiel: Stars wie Anastacia oder Elton John, die die Brille zu ihrem Markenzeichen gemacht haben. Nach einer aktuellen Allensbach-Studie sind 41 Prozent der Befragten der Ansicht, eine Brille mache viele Menschen interessanter. Auf fast jeden Dritten wirken Brillenträger intelligent.

Und das schlägt sich auch in den Verkaufszahlen nieder: Seit der Eröffnung der ersten Niederlassung 1972 hat Fielmann mehr als 120 Millionen Brillen abgegeben und erwirtschaftet inzwischen mit fünf Prozent aller augenoptischen Fachgeschäfte (575 Niederlassungen im Vergleich zu 12.030 Geschäften der gesamten Branche) einen Marktanteil beim Absatz von 50 Prozent. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Zahl der Angestellten: Fielmann beschäftigte zum Ende des dritten Quartals 16.176 Mitarbeiter (Vorjahr: 15.486), 2914 davon sind Auszubildende. Damit bildet Fielmann 37 Prozent des augenoptischen Nachwuchses in Deutschland aus.

Fielmann ist zuversichtlich, seine Marktposition auszubauen. „Für 2013 erwarten wir weiterhin einen positiven Geschäftsverlauf. Die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres stimmen uns optimistisch“, sagt Günther Fielmann und wagt noch einen optimistischen Blick in die Zukunft. Sogar in eine Zukunft ohne Brille – aber mit Kontaktlinsen. „Kontaktlinsen gewinnen in den nächsten Jahren in Deutschland an Bedeutung. Während in der Bundesrepublik bisher nur fünf Prozent der Bevölkerung Kontaktlinsen verwendet, sind es in den USA zwölf Prozent und in Schweden 16 Prozent“, so der Firmengründer und Vorstandsvorsitzende.

Neue Entwicklungen bei weichen Kontaktlinsen wie die problemlos und komfortabel zu tragenden Linsen für einen Tag versprächen zusätzliche Impulse für den deutschen Markt. „Wir erwarten in den kommenden Jahren einen deutlichen Umsatzzuwachs im Bereich der Kontaktlinsen“, so die Prognose von Günther Fielmann. Auch wenn der Vorstandschef selbst zukünftig der Brille treu bleiben dürfte.