Bundesbank warnt auch vor Problemen bei Finanzierung von Gewerbeimmobilien

Frankfurt. Vor der Bilanzprüfung durch die Europäische Zentralbank (EZB) sieht die Bundesbank für die deutschen Institute Risiken durch Schiffskredite und Darlehen für Gewerbeimmobilien. „Bei Schiffskrediten haben die großen Banken ihren Bestand seit Mitte letzten Jahres um zehn Prozent reduziert, aber ich gehe davon aus, dass es weitere Wertberichtigungen geben wird“, sagte der für Finanzstabilität zuständige Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret der „Wirtschaftswoche“. Auch die niedrigen Zinsen seien zunehmend belastend.

Mitte 2012 hatten die zwölf großen, international tätigen deutschen Institute laut Finanzstabilitätsbericht der Bundesbank Schiffskredite in Höhe von 98 Milliarden Euro in ihren Büchern. Vor allem Banken wie die HSH Nordbank oder die Commerzbank, die viele Darlehen an die Reeder ausgereicht haben, bekommen die Entwicklungen in der Branche zu spüren, die wegen Überkapazitäten und des mauen Welthandels eine tiefe Krise durchläuft. „Vor dem Jahr 2015 halte ich eine Erholung der Schifffahrtsbranche für nicht realistisch“, sagte Dombret.

Auch die niedrigen Zinsen setzen den Banken zu. „Im Niedrigzinsumfeld geraten gerade bei einlagenstarken Instituten die Margen unter Druck“, sagte der Bundesbank-Vorstand. Die Banken seien deshalb „aufgefordert, ihre Geschäftsmodelle zu prüfen und falls nötig anzupassen“. Die Ertragslage der Lebensversicherer sei „noch gut“, müsse aber beobachtet werden. „Für die Finanzstabilität wäre es problematisch, wenn Banken und Versicherer auf der Suche nach Rendite in besonders riskante Anlagen investierten“, warnte Dombret.

Aufseher und Banken bereiten sich zurzeit auf die Bilanzprüfung der EZB vor. In den kommenden zwölf Monaten werden 128 Banken in der Währungsunion, darunter 24 deutsche Institute, auf Herz und Nieren geprüft, bevor die EZB ab November 2014 die Aufsicht über die Banken in der Euro-Zone übernimmt. Große Banken beaufsichtigt die EZB dann selbst, die kleineren Institute bleiben unter nationaler Aufsicht mit Durchgriffsrecht seitens der EZB. Nach wie vor nicht geregelt ist, wie Banken im Fall des Falles abgewickelt werden. „In Europa sollte ein Abwicklungsmechanismus möglichst zeitgleich mit der gemeinsamen Aufsicht starten“, forderte Dombret.

In Deutschland werden bislang nur rund 65 Prozent des Sektors überprüft, weil die meisten Sparkassen und Genossenschaftsbanken nicht dabei sind. Sie sind zu klein und haben sich stets dagegen gewehrt, wie Großbanken behandelt zu werden. Unter den 24 Instituten, die geprüft werden sollen, sind dennoch die Hamburger Sparkasse und die HSH Nordbank. Bei der HSH wird sich das Augenmerk der Prüfer vor allem auf das Schiffskreditportfolio von allein 27 Milliarden Euro richten. „Wir gehen davon aus, dass über die ohnehin erforderlichen Abschreibungen hinaus keine zusätzlichen Wertberichtigungen nötig werden“, sagte HSH-Vorstandsmitglied Torsten Temp.